FC Wacker: Mit Hamburger Geld zurück in die Bundesliga

FUSSBALL: TIPICO-BUNDESLIGA / GRUNDDURCHGANG: FC WACKER INNSBRUCK - RED BULL SALZBURG
Eine Kaufmannsfamilie aus der Hansestadt will den Zweitligisten langfristig fördern. "Dass ich das noch erleben darf", sagt Präsident Stocker.

Man wird zwangsläufig etwas hellhörig und argwöhnisch, wenn rund um das Tivolistadion von Investoren, Finanzierungskonzepten und spendablen Gönnern die Rede ist. Da kann die aktuelle Vereinsführung des FC Wacker Innsbruck jetzt gar nichts dafür, aber es ist im Tiroler Fußball in der Vergangenheit einfach schon zu viel vorgefallen, dass man jeden groß angekündigten Geldgeber jetzt gleich für bare Münze nehmen könnte.

Luftschlösser & Kartenhäuser

Exemplarisch sei an dieser Stelle nur an den  früheren Klubchef und späteren Gefängnisinsassen Klaus Mair erinnert,  der 1994  eine revolutionäre Finanzierungspyramide anpries, die sich rasch als Luftschloss  heraus stellte, obwohl doch selbst der frühere Finanzminister Herbert Salcher  die Sache  „wasserdicht“  nannte. 

Aber auch das dubiose Parker-Leasing-Geschäft zu Beginn des Jahrtausends war kein Ruhmesblatt in der Historie des Tiroler Profifußballs. Damals hatten die Bosse des hoch verschuldeten FC Tirol  700.000 Euro zusammen gekratzt und nach Übersee überwiesen, um  einen 15-Millionen-Dollar-Kredit zu erhalten. Am Ende floss kein Geld aus den USA, die Anzahlung war futsch und der FC Tirol wenig später pleite.

Diese Episoden kommen einem automatisch in den Sinn, wenn der FC Wacker Innsbruck nun öffentlich das Ende aller finanziellen Sorgen ausruft. Mitten in der Kabine präsentierte der Zweitligist das Bündnis mit einem potenten Geldgeber, der "Kernmitglied", "Förderer" oder "Partner" genannt werden will, aber keinesfalls ein Investor. "Ein Investor schüttet einfach nur mit dem Eimer Geld über den Verein. Das machen wir nicht. Nennen Sie es Mäzenatentum", erklärt Jens Duve.

Hamburg meine Perle

Der wortgewandte Deutsche, der einst einmal für den HSV und St.Pauli spielte, ist, wenn man so will, Gesicht und Botschafter des Geldgebers, der vorerst nicht in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten möchte. Nur so viel sei verraten: Es handelt sich um eine Hamburger Kaufmannsfamilie, die weltweit in den verschiedensten Geschäftsfeldern am Ball ist.

Jens Duve, der den noch zu gründenden Aufsichtsrat als Vorsitzender anführen wird, lässt ausrichten, dass der Familienchef eine besondere Beziehung zu Tirol pflege und mit dem FC Wacker bestimmt nicht kurzfristige Ziele verfolge. "Wir reden da von einer Zeitspanne von zehn Jahren", sagt der 57-Jährige. Über konkrete Summen wollte Duve erwartungsgemäß nicht reden. Aber: "Das wird eine Erfolgsgeschichte."

FC Wacker: Mit Hamburger Geld zurück in die Bundesliga

Wacker-Sportvorstand Alfred Hörtnagl und der künftige Aufsichtsratschef Jens Duve

Wobei sich natürlich schon die Frage aufdrängt, warum ein ausländischer Gönner sich ausgerechnet einen Zweitligisten aus Österreich aussucht.

Es gibt kaum einen Verein, der sich nicht auf der Suche nach Geldquellen befindet, und dann knackt der FC Wacker den großen Jackpot? Nämlich genau jener Klub, der in den letzten Jahren finanziell dermaßen im Eck stand, dass er wohl nach jedem Strohhalm gegriffen hätte, der ihm gereicht wird.

Bevor die Innsbrucker nun den Deal mit der Hamburger Familie eingegangen sind, hatten die Verantwortlichen bekanntlich auch mit Investoren aus China oder Griechenland Verhandlungen geführt. Bei einigen dieser Geldgeber habe die Verantwortlichen aber das dumpfe Gefühl beschlichen, dass es vordergründig um das Waschen von Geldern gegangen wäre, wird berichtet.

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Gerhard Stocker zieht sich als Wacker-Präsident im Mai zurück.

"Dass ich das noch einmal erleben darf", sagt Gerhard Stocker nur. Dem Präsidenten des FC Wacker verschlug es bei der Präsentation des Deals die Sprache, denn er erinnerte sich an "die letzten Jahre, die nur ein Kampf ums Überleben waren. Jetzt haben wir endlich Sicherheit", frohlockt Stocker.

Skeptikern hält er entgegen, dass der Verein seit dem ersten von insgesamt sechs Treffen mit dem potenten Hamburger Kaufmann im Dezember natürlich sehr wohl intensive Erkundigungen über den Partner eingeholt habe. "Den Vertrag habe ich checken und kontrollieren lassen, wie noch keinen anderen", sagt Gerhard Stocker. "Das ist wirklich ein Glücksfall."

Talente statt Altstars

Die nächsten drei Jahre sei das Budget jedenfalls ausfinanziert, versichert Sportvorstand Alfred Hörtnagl. Und er stellt klar, dass der Verein trotz der neuen finanziellen Möglichkeiten seiner Linie treu bleiben wird. "Wir werden keine alten Stars holen, sondern weiter Toptalente ausbilden. Das ist unser Weg und unser Geschäftsmodell."

Grundlage dafür ist das Trainingszentrum auf dem Mieminger Plateau, das der Verein nun dank der Unterstützung aus Hamburg in den kommenden Jahren errichten will. "Das Trainingszentrum ist ein wichtiger Punkt unserer Partnerschaft", erklärt Vorstand Joachim Jamnig, der ab Mai Gerhard Stocker als Präsident nachfolgen wird."

Die Einflussnahme der Hamburger Familie beschränkt sich vorerst auf den Abgesandten Jens Duve, der im Aufsichtsrat sitzen wird. "Ansonsten behält der FC Wacker seine Identität und seine DNA. Das war uns wichtig, dass die handelnden Personen an Bord bleiben", sagt der Deutsche.

FC Wacker: Mit Hamburger Geld zurück in die Bundesliga

Der Wacker-Vorstand mit dem künftigen Aufsichtsrat Jens Duve (Bildmitte)

Wo die Reise langfristig hingehen soll, da machen die Beteiligten kein Hehl daraus. "In die Bundesliga, und dass wir dort wieder zur Spitze gehören", sagt Alfred Hörtnagl. "Aber wir werden auf dem Weg dorthin unserer Linie treu bleiben. Das Wichtigste ist, dass wir als Verein das erste Mal wieder selbst handlungsfähig sein können."

Das war bis vor wenigen Wochen noch anders. Im Winter hatte der Klub den Innenverteidiger Felix Bacher noch an Freiburg verkaufen müssen, um das Budget zu entlasten. "Jetzt sind wir in der Lage, die jungen Spieler an uns zu binden."

 

 

 

 

 

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