Nach 20 Runden in der spanischen Liga liegt der FC Girona, der es nach fast 90 Jahren Klubgeschichte erst im Jahr 2017 erstmals in die höchste Spielklasse geschafft hatte, noch immer an der Spitze.
Vor dem Heimspiel am Sonntag gegen den FC Sevilla steht lediglich eine Niederlage in der Saisonbilanz – 0:3 gegen Real Madrid, der erste Verfolger in der Tabelle. Dem FC Barcelona fehlen bereits acht Punkte auf die Spitze, Atlético Madrid gar elf Zähler.
Kein Team hat mehr Tore erzielt als der FC Girona
Seit 2012 belegten Real, Barça, Atlético am Saisonende stets die ersten drei Plätze, weshalb der FC Girona weiterhin tiefstapelt, währenddessen aber groß aufspielt.
Kein Team der Liga hat bisher mehr Tore erzielt (46). Das Spektakel ist es auch, das mittlerweile viele Katalanen in das Estadi Municipal de Montilivi, mit rund 14.000 Plätzen das kleinste Stadion der Primera División, pilgern lässt. „Ein 4:3 ist uns immer lieber als ein 1:0“, sagt ein Besucher des 4:3-Erfolgs über Atlético Anfang Jänner, „wir Katalanen lieben mutiges und innovatives Spiel“.
Beim FC Barcelona sieht man unter der Regie von Trainer Xavi derzeit oft Zweckfußball. Auch der Meistertitel in der Vorsaison wurde eher erarbeitet als erspielt – elfmal gewann man auf dem Weg zur Trophäe mit 1:0. Die Fans erinnern sich immer noch viel lieber an den Pep-Guardiola-Fußball von einst. Den produziert gerade der FC Girona. Und das nicht zufällig.
Pere Guardiola, der jüngere Bruder des katalanischen Trainergurus von Manchester City, ist Vorstandsvorsitzender und Miteigentümer der Girona Football Group, die Anteile am Klub hält. Die Mehrheit gehört der City Football Group, jenes aus Abu Dhabi kontrollierte Fußballimperium, das weltweit zwölf Vereine besitzt, darunter Guardiolas Manchester City.
Den Einfluss sollte man nicht unterschätzen. Neben ein paar Leihspielern wandert vor allem viel Wissen von Manchester nach Girona. Auf dem Transfermarkt ist der Verein, dessen aktueller Kader zwanzig Mal günstiger war als jener von Real Madrid, keine große Nummer. Trainer Miguel Ángel Sánchez Muñoz, besser bekannt als Míchel, gibt immer wieder Spielern eine zweite Chance, die von anderen Klubs ausgemustert wurden.
Dass es sich bei dem Erfolgstrainer ausgerechnet um einen Mann aus dem verhassten Madrid handelt, stört das katalanische Fußball-Märchen keineswegs. Womöglich ist Míchel ohnehin bald Geschichte. Es sei eine Ehre, heißt es vonseiten des Klubs, wenn der Coach von großen Vereinen umworben wird. Steine werde man ihm keine in den Weg legen.
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