Die Flucht ins warme Österreich

19.03.2013 Fussball, Färöar, Training, Platz der Wiener Linien, Copyright Agentur DIENER / Georg Diener Marktgasse 3-7/4/5/21 A-1090 Wien Telefax +43 1 955 32 35 Mobil +43 676 629 98 51 BA-CA Bank Nr. 12000 Account Nr. 00712 223 783 e-mail: agentur@diener.at Datenbank: www.diener.at
Die Spieler der Färöer verließen die ungemütlichen Inseln und trainieren bereits in Wien.

Mit 60 Stundenkilometern pfeift der kalte Wind über den exponierten Platz und fegt die gelben Trainingsleibchen über den Rasen bis zu den schmutzigen Schneehaufen hinter der Toroutlinie. Nationalteamtrainer Lars Olsen zieht die Schultern hoch und steckt die Hände in die Taschen seiner dicken Jacke.

Dienstagvormittag auf dem Rax-Platz in Wien-Favoriten. Wo am vergangenen Wochenende noch das Team Wiener Linien in der Stadtliga gegen Slovan HAC 3:0 gewann, trainiert die Nationalmannschaft der Färöer Inseln, am Freitag Gegner Österreichs im Ernst-Happel-Stadion. Locker traben die Spieler über den Rasen. Auf der Vorderseite der blauen Trainingsshirts prangt das Logo des Lachs-Fabrikanten „Bakkafrost Salmon“, auf dem Rücken der Schriftzug von „Atlantic Airways“, der einzigen Fluglinie, die die Inselgruppe anfliegt.

Begeistert

An der Seitenlinie steht Kristin Dam Ziska und beobachtet die Szenerie. Ziska ist im Fußballverband der Färöer Mädchen für alles: Er kümmert sich um die Getränke, ist Team-Manager und Medien-Koordinator. „Die Platz- und die Wetterverhältnisse sind hier einfach perfekt“, sagt er, während im selben Moment der Wind seine langen blonden Haare zerzaust. „Daheim hätten wir zu dieser Jahreszeit keine Möglichkeit, anständig zu trainieren. Außerdem gibt es auf der ganzen Inselgruppe mittlerweile nur noch Kunstrasenplätze.“ Deshalb reiste das Team bereits am Montag nach Wien, zwei Mal täglich trainiert es auf dem Rax-Platz. „Und was noch dazukommt: Hotel und Essen sind hier in Wien deutlich billiger als bei uns.“

Gefährlichster Mann im Kader ist Christian Holst, der Stürmer der dänischen Mannschaft Silkeborg IF. In 34 Länderspielen erzielte er drei Tore. „Wir Fußballer von den Färöern haben einen riesengroßen Vorteil“, sagt er. „Der Druck liegt immer beim Gegner.“ Denn bedenken müsse man, dass alle 48.000 Einwohner seines Heimatlandes im Ernst-Happel-Stadion Platz finden würden. „Gerade auf Österreich lastet viel Druck. Ich erinnere mich noch genau, ich war neun Jahre alt beim 1:0.“

Unvergessen

„1:0“ – das Spiel, das in die Sportgeschichte einging. Am 12. September 1990 verlor die österreichische Mannschaft von „Färöer-Pepi“ Hickersberger in der EM-Qualifikation gegen eine Auswahl von Fischern, Tischlern, Lehrern und einen Tormann mit Zipfelmütze. „Das Video von diesem Spiel ist daheim auf YouTube noch immer ein Hit“, sagt Manager Ziska.

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19.03.2013 Fussball, Färöar, Training, Platz der Wiener Linien, Lars Olsen Copyright Agentur DIENER / Georg Diener Marktgasse 3-7/4/5/21 A-1090 Wien Telefax +43 1 955 32 35 Mobil +43 676 629 98 51 BA-CA Bank Nr. 12000 Account Nr. 00712 223 783 e-mail: agentur@diener.at Datenbank: www.diener.at
Doch die Zeit der Hobby-Kicker in der Nationalmannschaft der Färöer ist vorbei. Sechs Vollprofis stehen im Kader. Die anderen Spieler sind überwiegend Studenten, die zumindest semiprofessionell Fußball spielen. Der hünenhafte Innenverteidiger Atli Gregersen arbeitet zwar als Verkaufsleiter bei einer lokalen Zeitung, doch auch ihm gewährt der Arbeitgeber jegliche Freiheiten.

Dennoch steht Trainer Lars Olsen vor einer Lebensaufgabe. Der 84-fache dänische Teamspieler hat das Team im September 2011 übernommen. Seitdem gab es fünf Spiele – und fünf Niederlagen. Zuletzt verlor man beim Trainingslager in Thailand (Olsen: „Dort war es leider viel zu heiß“) gegen die Gastgeber 0:2. „Doch unser Ziel sind nicht Punkte oder Torverhältnis“, sagt der 52-Jährige in fast perfektem Deutsch. „Bei uns geht es immer nur darum, dass wir uns weiter verbessern.“ Besonders in der Offensive. „Seit mehr als 20 Jahren wird immer nur verteidigt. Ich möchte offensiver spielen lassen.“ Auch am Freitag in Wien. „Trotzdem sind wir klarer Außenseiter. Aber ich kann versprechen, dass es beim Rückspiel auf der Insel für euch Österreicher schwerer wird.“

Besonders dann, wenn der Wind so richtig pfeift.

Der Verband

Der färöische Fußballverband FSF wurde am 13. Jänner 1979 gegründet und 1990 in die UEFA aufgenommen. Nur England, Nordirland, Schottland und Wales genießen neben den Färöern das Recht, trotz fehlender staatlicher Souveränität UEFA-Mitglied zu sein.

Die Sensation

Bisher konnten sich die Färöer noch nie für eine EM oder WM qualifizieren. Zu den größten Erfolgen in der Geschichte gehört der 1:0-Sieg gegen Österreich am 12. September 1990 auf neutralem Boden in Landskrona (Sd). Im Rückspiel siegte die rot-weiß-rote Auswahl mit 3:0.

Die Flucht ins warme Österreich

Jens Martin Knudsen ging mit seiner weißen Pudelmütze 1990 in die Fußball-Geschichte ein.

Der 1:0-Sieg gegen Österreich war ein Durchbruch für den färöischen Fußball und das wichtigste Spiel in der Karriere des heute 45-Jährigen, der am Dienstag in Wien sein Buch präsentierte („Der Mann mit der Pudelmütze“).

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