Paul Scharners Wembley-Coup

Manchester City's Sergio Aguero (R) is challenged by Wigan Athletic's Paul Scharner during their FA Cup final soccer match at Wembley Stadium in London May 11, 2013. REUTERS/Andrew Winning (BRITAIN - Tags: SPORT SOCCER)
Die Sensation gegen Manchester City verdeutlichte den Sonderstatus von Scharner bei Wigan.

Während seine Söhne auf der Rolltreppe des Hotel Hilton neben dem Wembley Stadion auf und ab fuhren, versuchte Paul Scharner im Hotel-Restaurant im Kreis seiner restlichen Familie wieder runterzukommen. Der größte Erfolg seiner Karriere, der auch den Höhepunkt in der Vereinsgeschichte von Wigan markiert, hatte den 33-jährigen Verteidiger aufgewühlt.

Paul Scharners Wembley-Coup
epa03696570 Wigan Athletic's Ben Watson (R) celebrates scoring the winning goal against Manchester City with teammate Callum McManaman during the English FA Cup final soccer match between Manchester City and Wigan Athletic at Wembley Stadium in London, Britain, 11 May 2013. EPA/TOM HEVEZI DataCo terms and conditions apply. https://www.epa.eu/downloads/DataCo-TCs.pdf
Nach dem 1:0 durch Joker Ben Watson in der Nachspielzeit zum sensationellen 1:0 gegen Manchester City flossen beim Ex-Teamspieler Tränen. „Ich bin so glücklich und dankbar“, erklärte der Niederösterreicher, der mit einer großen rot-weiß-roten Fahne um die Schultern zum „Wembley-Pauli“ wurde.

48 Jahre nach dem Doppelpack von „Wembley-Toni“ Fritsch beim 3:2 des Teams spielte wieder ein Österreicher im legendärsten Stadion der Welt eine Hauptrolle. Auf der Fahne stand „I love you“ – als Gruß und Dank an die Ehefrau, die dem Leihvertrag mit Wigan zugestimmt hatte, obwohl die Familie mit den schulpflichtigen Kindern in Hamburg bleiben musste.

Nur vor dem Finale reisten die Kleinen an – und steckten den Modellathleten prompt mit einem Magen-Darm-Virus an. „Eine Verlängerung hätte ich wohl nicht mehr durchgehalten“, verriet Scharner, der die Vision vom Titelgewinn ausgab: „Vor dem Achtelfinale im Februar gegen Huddersfield bin ich nach der Ansprache des Trainers aufgestanden und habe die Mitspieler auf das gemeinsame Ziel Wembley eingeschworen.“

Wigan-Trainer Roberto Martinez dankte Scharner dafür im KURIER-Gespräch: „Pauls Vision hat uns erst hierher gebracht.“ Der smarte Martinez selbst soll nun bei Everton den neuen ManUnited-Trainer Moyes ersetzen. „Roberto ist nicht aufzuhalten, aber ich hoffe, er bleibt noch ein Jahr und geht dann zu einem richtig großen Klub“, sagte Klub-Boss Dave Whelan, für den sich ein Kreis schloss: Er selbst hatte sich im Wembley Stadium im FA-Cup-Finale den Fuß gebrochen. Am Samstag traf just der erst von einem Beinbruch genesene Ben Watson zum Sieg.

Juwel im Kader

Der beste Mann auf dem Platz war Außenspieler Callum McManaman. „Er ist ein Juwel im englischen Fußball. Er braucht keine teuren Autos oder andere Extras. Gib ihm einen Ball, und er ist ein glücklicher Mann“, sagt Coach Martinez. Zum Feiern blieb aber keine Zeit. Martinez: „Es gibt kein Champagner-Bad, nur ein warmes Bad und dann Training für das Spiel bei Arsenal.“ Bereits am Dienstag muss Wigan in London punkten, um in der vorletzten Runde die Chance auf den Klassenerhalt zu wahren.

Der Sonderstatus von Scharner zeigte sich auch Samstagabend: Während der Routinier im Kreis seiner Liebsten dinierte, reiste der Rest des Teams zurück.

Scharner hatte als einziger Spieler frei bekommen.

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