Wiese vor Comeback: "Ich hau’ Ball und Gegner um"

Tim Wieses Karriere hat eine seltsame Wendung bekommen.
Der Ex-Goalie ist nun Wrestler und nennt sich "The Machine". Am Samstag steht er wieder im Fußballtor.

Eigentlich müsste sich Tim Wiese ja aufs Glatteis begeben und sich einmal als Eishockey-Goalie versuchen. Er ist ein richtiger Schrank von einem Mann geworden, hat Oberarme wie Popeye und würde inzwischen vermutlich das ganze Eishockey-Tor ausfüllen. Und auch die Qualitäten, die sich der frühere deutsche Fußball-Nationalkeeper auf dem zweiten Bildungsweg als Profi-Wrestler angeeignet hat, wären auf dem Eis wohl keineswegs ein Nachteil.

Zuzutrauen wäre es dem 35-Jährigen ja sogar, dass er irgendwann selbst diesen Karriereschritt noch wagt. Tim Wiese war immer schon für Überraschungen und Schlagzeilen gut. Weil ihm grundsätzlich egal war, was die anderen über ihn denken, und weil er sich irgendwann angewöhnt hat, in seinem Leben einfach das zu tun, wonach ihm gerade ist.

Im Moment steht ihm der Sinn wieder einmal nach Fußball. Am Samstag begibt sich Wiese erstmals seit vier Jahren in einem Bewerbspiel ins Tor. Mit diesem Jux-Comeback stiehlt er seinen ehemaligen Bundesligakollegen die Show, sogar die FIFA schickt ein Kamerateam ins beschauliche Dillingen, wenn Wiese für den hiesigen Spiel- und Sportverein im Donaustadion gegen TSV Haunstein wieder zum Ball greift.

Wie Fahrradfahren

"Im Tor zu stehen ist wie Fahrradfahren", versichert die langjährige Nummer eins von Bundesligist Werder Bremen. "Das verlernt man nicht." Zumindest für einen einmaligen Gastauftritt in der Kreisliga Nord, der achten Leistungsstufe, sollten die Fähigkeiten noch reichen. Auch wenn Wiese nicht mehr in sein altes Einserleiberl passt und für ihn extra ein Leibchen in Größe XX-Large organisiert wurde. "Durch meine Muskulatur kann ich jetzt noch mehr fliegen", glaubt Wiese. "Ich hau’ Ball und Gegner um."

Da kommt eindeutig der Wrestler in Wiese durch. Im Hauptberuf ist der 35-Jährige heute ja eigentlich Showkämpfer im Ring. Als er bei seiner letzten Profistation in Hoffenheim in die zweite Trainingsgruppe degradiert worden war, nützte Wiese die restliche Vertragszeit (drei Jahre, in denen er drei Millionen Euro pro Saison kassierte), um sich auf die Karriere nach der Karriere vorzubereiten. Er trainierte wie ein Berserker und aß wie ein Büffel – am Ende wog Tim Wiese 130 Kilo, um 45 Kilo mehr als zu seiner aktiven Zeit.

Er erntete viel Spott und Unverständnis, als er sich plötzlich "The Machine" nannte und vor einem halben Jahr in München tatsächlich auch in den Ring stieg. Wiese selbst pariert die Kritik wie einst die Bälle zu seinen besten Tormann-Zeiten. "Die Neider und Kritiker langweilen mich."

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