Ex-Goalie Berger über Corona in China: "Es herrscht Alarmstufe Rot"
Tormännern wird besonderer Ehrgeiz plus Leidensfähigkeit nachgesagt. Vielleicht ein Mitgrund, weshalb sich ein Österreicher zum zweiten Mal eine dreiwöchige Isolation in einem Pekinger Hotelzimmer antat, um in Chinas Topliga arbeiten zu können. Mittlerweile trat Hans Peter Berger, 40, seinen Job bei Aufsteiger Chengdu wieder an.
Chengdu? So heißt im Südwesten Chinas eine Stadt mit sieben Mal mehr Einwohnern als Wien.
Berger? Er war 1997 bei der U-16-EM zu Europas bestem Nachwuchstormann gewählt worden. Zwar verblüffte der Salzburger später bei Wattens, Ried, Admira, Pasching, LASK mit spektakulären Paraden. Ganz große Klubs hielten ihn aber mit 1,79 für zu klein.
Bei Chengdu schauen 1,95-Meter-Hünen nur, was die Körpermaße betrifft, auf Berger herab. Ist der doch ihr Chef. Als „Head of Goalkeeping“ hat sich Berger dermaßen bewährt, dass man den nach dem Aufstieg Heimgereisten zurückholte. Worüber auch drei brasilianische Feldspieler jubeln, zumal Berger als Ex-Portugal-Legionär der einzige ist, mit dem sie sich verständigen können.
Neuerliche Ankunft in China bedeutete neuerliche Quarantäne. Als Berger am ersten von 21 Tagen den Balkon zu Gymnastik nützte, pfiff man ihn sofort zurück. Täglich bot man via Telefon psychologische Hilfe an. Berger lehnte dankend ab. Vom Krieg in der Ukraine bekam er ohnehin nichts mit. Das Internet des Quarantäne-Hotels streikte. In den dort empfangbaren zig chinesischen TV-Sendern herrschte hinsichtlich Ukraine Mattscheibe. So, als wäre Wladimir Putin der Programmdirektor gewesen.
Alarmstufe rot
Im Klub, mit dem Berger zunächst nach Guangzhou beordert wurde, ist der Krieg ebenfalls kein Thema. Konträr zum Virus. Die Angst vor dessen Comeback ist so groß, dass Bergers Team nun vorzeitig nach Chengdu zurückgeholt wird, wo für den ganzen Kader bis auf Widerruf Ausgangssperre gilt.
Hat selbst Chinas Null-Covid-Strategie nicht genützt? Berger: „Es herrscht Alarmstufe Rot. Obwohl es im Riesenreich weniger Infizierte gibt als bei uns.“ Doch die genügen, um über die 24-Millionen Metropole Schanghai den Lockdown zu verhängen. Um 14 Millionen in Chengdu zum Daheimbleiben zu zwingen. Und um den Liga-Start bis Ende Mai zu verschieben. Danach werden sechs Runden auf Geisterspiele in einer Bubble beschränkt bleiben .
Auch beim Training im vorerst noch Lockdown-befreiten Guangzhou waren die Top-Liga-Vereine unter sich. Dort gewann Bergers Klub den ersten Test 2:1 gegen den Vertreter einer Stadt, die seit zwei Jahren weltweit ein Begriff ist. Wuhan.
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