Eine französische Diva gibt Salzburg die Ehre

Mit Olympique Marseille gastiert heute ein ganz besonderer Verein bei Österreichs Meister.

Es gibt kaum einen Verein, der so perfekt zu seiner Heimatstadt passt wie Olympique zu Marseille. Laut, hysterisch, kriminell, korrupt, aber auch bunt, multikulturell, sehenswert – alles Klischees, die mit der ältesten Metropole Frankreichs verbunden werden. Alles das kann man auch über den Fußballklub der Hafenstadt am Mittelmeer sagen.

Heute gastiert Frankreichs vermutlich populärster Klub in der Europa League in Salzburg – und er bringt eine bewegte Vergangenheit mit. Es war Mitte der 1980er, da übernahm ein Mann den Klub, der den Fans den Himmel auf Erden versprach. Und Bernard Tapie, der als Sanierer maroder Industriebetriebe Millionen verdient hatte, führte Olympique wirklich an die Spitze des europäischen Vereinsfußballs.

Mit Stars wie Keeper Barthez, Boli, Desailly, Abédi Pelé, Deschamps und Völler wurde 1993 die Champions League gewonnen – als erster, aber auch bisher letzter französischer Klub. Der größte Triumph sollte aber auch das Ende der Glanzzeit sein. Denn kurz danach wurde öffentlich, mit welchen Mitteln Tapie dafür sorgte, dass sein Klub erfolgreich war. Valenciennes war bestochen worden, um Olympique den fünften Titel in Folge zu sichern.

Zwangsabstieg

Die Konsequenzen: Zwar wurde Marseille der Champions-League-Sieg nicht aberkannt, aber der Meistertitel 1993 war weg. Dazu durfte Olympique seinen Titel in Europas Eliteliga nicht verteidigen. Der Verein wurde dazu in die zweite Liga strafversetzt. Tapie, mittlerweile selbst insolvent, wurde zu acht Monaten Gefängnis verurteilt, sechs saß er ab.

Es sollte nicht der letzte Skandal bleiben. Unter Tapie-Nachfolger Robert Louis-Dreyfus ging es turbulent weiter. 66 Spieler wurden in zweieinhalb Jahren geholt, bei vielen Transfers war es laut der Staatsanwaltschaft allerdings zu "Anomalien" gekommen. Wieder endete die Causa vor Gericht, erneut gab es Verurteilungen.

2001 wäre fast der nächste Zwangsabstieg gefolgt – dieses Mal wegen Überschuldung. Aber Adidas-Boss Dreyfuss, der bis zu 250 Millionen Euro in den Klub gesteckt haben soll, griff noch einmal in die eigene Tasche.

Seither steht Marseille im Schatten anderer Klubs – zunächst von Lyon und derzeit von PSG. Obwohl es nur 2010 zum Meistertitel reichte, ist der Fan-Zuspruch ungebrochen: 40.000 im Schnitt waren es vergangene Saison, die nur den enttäuschenden fünften Platz brachte.

Investitionen

Der neue Boss Frank McCourt, der 2016 der Dreyfuss-Familie die Mehrheitsanteile kaufte, hat ein Ziel: die Champions League. Der Amerikaner, dem einst das Baseball-Team L.A. Dodgers gehörte, investierte in den letzten beiden Transferzeiten über 100 Millionen Euro. Kapitän Payet wurde von West Ham zurückgeholt, Teamverteidiger Rami von Valencia verpflichtet, Luiz Gustavo kam aus Wolfsburg.

SalzburgOlympique Marseille

Red-Bull-Arena, 19.00 Uhr/live Puls 4, Sky, SR Ivan Bebek/CRO

Letzte Infos: Salzburg muss auf die Verletzten Rzatkowski, Pongracic, Minamino, Stangl, Tetteh, Yabo und Hwang verzichten. Leitgeb ist wegen Knieproblemen fraglich. Bei den Franzosen ist Abdennour verletzt, Topstar Payet ist wegen Muskelproblemen fraglich.

Weiters: Konyaspor – Vitória

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