"Es ist nur ein kleiner Tick, der uns noch fehlt"
Am Sonntag treffen Österreichs Nationalkicker in Klagenfurt im Teamquartier zusammen, um sich kurz und bündig, aber konzentriert auf das Test-Länderspiel am Mittwoch gegen Uruguay vorzubereiten. Zlatko Junuzovic kommt mit dem Siegestor zu Bremens 1:0-Sieg gegen den HSV im Gepäck nach Klagenfurt. Für den Werder-Dauerbrenner ist das Team eine willkommene Abwechslung zum Abstiegskampf in der Deutschen Bundesliga.
KURIER: Wenn Sie auf Österreichs Quali-Gruppe mit Russland, Schweden, Montenegro, Moldawien und Liechtenstein schauen – ist Ihnen da zum Lachen oder zum Weinen?
Zlatko Junuzovic: Weder noch. Ich finde die Gruppe interessant. Es ist kein Gegner dabei, der wie Deutschland zuletzt durch die WM-Qualifikation marschiert. Gegen Liechtenstein und Moldawien müssen wir voll punkten, und daheim alle schlagen. Wenn möglich.
Zuletzt hat es gegen die Schweden knapp nicht geklappt. Was wird jetzt anders?
Das hängt einzig und allein von uns ab. Beim Spiel in Schweden hatten wir ein bissl Angst vor uns selbst. So haben wir die Partie aus der Hand gegeben. Das darf uns nicht mehr passieren. Schweden ist zu schlagen, das wissen wir aus dieser Erfahrung. Wir müssen reifer werden, Erfahrungen haben wir jetzt genügend gesammelt.
Nimm’ den Schweden Zlatan Ibrahimovic weg, dann ist Österreich mannschaftlich besser als Schweden. Würden Sie dieser These zustimmen?
Ja, das hat schon etwas für sich. Ibrahimovic ist bei den Schweden die Leitfigur. Er hat auch viele Duelle für die Schweden entschieden, auch gegen uns. Aber mannschaftlich sind wir vielleicht besser aufgestellt. Es ist nur ein kleiner Tick, der uns noch fehlt. Das hängt von uns ab, nicht von Ibrahimovic.
Daheim kann Österreich mit dem Publikum im Rücken alle Gegner schlagen. Warum aber klappt es auswärts nicht?
Das glaube ich nicht, weil wir in den letzten Auswärtsspielen durchaus auch dominant aufgetreten sind: in Irland, auch in Schweden. Nur haben wir das leider nicht über 90 Minuten durchgezogen. Wir müssen das in dieser Quali über einen längeren Zeitraum bestätigen.
In Irland hat man sensationell begonnen und wurde durch Ihre Verletzung aus dem Rhythmus geworfen. Warum ist das Team in solchen Situationen nicht stabil genug?
Es liegt nicht an der spielerischen Qualität, sondern am Glauben. Es fehlt uns auswärts noch der absolute Glaube, den die großen Nationen haben. Deswegen treten sie auswärts ebenso überzeugt auf wie daheim. Nehmen wir das Spiel in Stockholm: Erste Hälfte haben wir sehr stark gespielt, eigentlich konnte da nicht viel passieren. Und dann kippt die Partie plötzlich nach der Pause. Wir müssen da einfach mehr Souveränität finden.
Durch den neuen Modus nehmen so viele Nationen wie nie zuvor an einer EM teil. In Österreich hört man: Na wenn sie sich jetzt nicht qualifizieren, wann dann? Erzeugt das Druck?
Das ist doch ein leerer Druck, wenn so etwas dahin gesagt wird. Die Gruppe ist extrem ausgeglichen. Das wird doch kein Spaziergang, Modus hin oder her.
Einige österreichische Legionäre kämpfen gegen den Abstieg, andere kommen nur sporadisch bei ihren Klubs zum Zug. Steckt darin eine Gefahr für das Team?
Wenn, dann nur jetzt für das Uruguay-Spiel. Denn die Situation beim Klub kann sich für jeden schnell ändern. Und die Quali beginnt ja erst im September, bis dahin kann viel passieren. Das Spiel gegen Uruguay ist für mich vom Kopf her eine schöne Abwechslung zum Klub-Alltag. Danach zählt wieder nur Werder Bremen bis zum Saisonende.
Uruguay kommt mit Stars wie Forlan und Suarez und nimmt an der WM-Endrunde 2014 teil. Was darf man gegen so ein Team erwarten?
Auf Dauer sollten wir Tests nur gegen solche Kaliber absolvieren, da können wir viel lernen. Du wirst einfach besser, wenn du es mit Weltklassespielern zu tun bekommst und dich zwangsläufig auf sie einstellen musst. Man sieht auf Klubebene an Salzburg, was international alles möglich ist, wenn man sich Schritt für Schritt mit den Aufgaben steigert.
wurde am 26. September 1987 in Loznica (Jugoslawien) geboren
Sportlicher Werdegang
GAK von 2005 bis 2007 (71 Spiele, 9 Tore)
Austria Kärnten von 2007– 2009 (57 Spiele, 3 Tore)
Austria Wien von 2009 bis 2012 (82 Spiele, 21 Tore)
Werder Bremen ab 2012 (58
Spiele, 5 Tore)
Teamkarriere
Junuzovic spielte 16-mal im U-21-Team und schoss dabei 2 Tore.
Für das A-Team spielte er 29-mal mit vier Treffern
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