Erfolglos gegen Top-Klubs: Warum Salzburg auf der Stelle tritt
0 Siege, 2 Remis, 8 Niederlagen, 14:30 Tore: Das ist die Salzburger Bilanz unter Trainer Jesse Marsch in zehn Europacup-Spielen gegen Klubs aus Europas stärksten Ligen (England, Deutschland, Spanien, Italien). „Wir wollen endlich gegen einen Top-Klub gewinnen“, hatte der Amerikaner vor dem Champions-League-Gruppenspiel gegen Atlético Madrid um den Aufstieg ins Achtelfinale gemeint. Am Ende setzte es gegen Spaniens Tabellenführer aber eine 0:2-Niederlage.
Erneut gab es Lob vom generischen Trainer: „Sie waren in der ersten Hälfte eindeutig besser“, sagte Atlético-Coach Diego Simeone. Doch davon kann sich Salzburg nichts kaufen. Wie 2019 reichte es nur zum dritten Gruppenplatz. Für Salzburg geht es im Frühjahr in der Europa League weiter. Die Auslosung des Sechzehntelfinales ist am Montag, auf Salzburg warten Gegner wie Roma, Manchester United, Arsenal oder Hoffenheim – also alles Klubs aus den vier Topligen.
Warum klappt es gegen die Großen Europas nicht? Warum tritt Salzburg sportlich auf der Stelle?
- Die Defensivarbeit
30 Gegentore in zehn Spielen gegen die Topteams – das sagt eh schon alles. Salzburg bekommt einfach zu viele Gegentore, um gegen Klubs aus den führenden Ligen reüssieren zu können. Obwohl rund 20 Millionen Euro in den vergangenen eineinhalb Jahren in Verteidiger investiert wurden, fehlt es an internationaler Klasse. Es passieren viel zu viele individuelle und kollektive Fehler, so viele Tore kann die Offensive gar nicht schießen. Mit Istanbul Basaksehir (18) bekam nur einer der 32 Champions-League-Starter in dieser Saison mehr Tore in den sechs Gruppenspielen als die Salzburger (17).
- Die Effizienz
„Wir haben wieder unsere Chancen nicht genutzt!“ So lautete der einheitliche Tenor der Salzburger nach dem 0:2 gegen Atlético. Die Effizienz ist schon ein leidiges Thema. Salzburg kommt auch gegen Top-Teams zu extrem vielen Chancen, nutzt aber nur einen Bruchteil. Wie es geht, machten die Spanier vor: Sie nutzten ihre wenigen Möglichkeiten eiskalt aus. Und durften sich als fußballerisch keineswegs überlegene, aber clevere Mannschaft über den Aufstieg freuen.
- Der Spielstil
Salzburg kann extrem attraktiven Offensivfußball spielen und auch Klasseteams wie Bayern oder Atlético unter Druck setzen. Aber der Aufwand ist zu hoch, der Ertrag zu niedrig. Salzburg verbraucht zu viel Energie, um den Besten der Besten ein ganzes Spiel lang Paroli bieten zu können. Die Folge sind auch viele Gegentore in der Schlussphase.
- Die Kopfballschwäche
Salzburg hat extreme Probleme in der Strafraumbeherrschung. Daraus resultieren viel zu viele Gegentore nach Standardsituationen. In diesen wirkt sich auch die Kopfballschwäche negativ aus. Salzburg kassierte so in den sechs Gruppenspielen sechs Gegentore. Das kann ein Zeichen für Unkonzentriertheit sein. Oder für fehlende Klasse im Defensivspiel.
- Der Tormann
Cican Stankovic ist in Salzburg unumstritten die Nummer eins. Dass er seine Qualitäten hat, ist zweifelsfrei, aber er ist kein Torhüter, der Spiele gewinnt. Im Gegenteil: Er machte bei zu vielen Gegentoren in den vergangenen Wochen keine gute Figur. Damit Salzburg künftig gegen Topteams besser ausschauen kann, wird auch er sich steigern müssen. Dass das auch im Salzburg-Tor möglich ist, hat etwa Eddie Gustafsson bewiesen. Der Schwede zeigte gerade gegen Topteams Klasse und rettete Siege gegen Lazio Rom oder den FC Villarreal.
- Die Kaderdichte
Salzburgs erste Garnitur kann mit den Topteams zweifelsfrei mithalten. Aber im Kader fehlt in der zweiten Reihe die Qualität, um Spielen nach Rückständen noch Impulse geben zu können. Mit Spielerverkäufen konnte Salzburg in den vergangenen Jahren die Kasse füllen, hatte zuletzt mit 183 Millionen Euro einen Umsatz, der sogar in der englischen Premier League einen Top-10-Platz bedeutet. Aber in der Kaderbreite ist so zu viel Qualität verloren gegangen. Salzburg kann deshalb Ausfälle nicht mehr so leicht kaschieren wie noch vor zwei, drei Jahren – auch, weil teure Neuzugänge wie Okafor oder Solet (noch) nicht funktionieren.
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