FA droht Ungemach von britischem Parlament
Der britischen Football Association droht Ungemach: Das britische Parlament beschloss am Freitagnachmittag, dass in der kommenden Woche über ein Misstrauensvotum gegen die Führung der FA beraten werden soll. Anlass für die Entscheidung ist ein Antrag fünf früherer FA-Funktionäre an das englische House of Commons, das politisch entscheidende Unterhaus des englischen Parlaments.
Im Dezember hatten Greg Dyke, David Bernstein und David Triesman, die drei ehemaligen FA-Vorsitzenden, Ex-Generalsekretär Alex Horne und der frühere Executive Director David Davies das Parlament aufgefordert, Maßnahmen gegen die Führung der FA einzuleiten. In einem Brief an das Unterhaus hatten sie dieses aufgefordert, eine Aufsichtsbehörde einzurichten, um die FA zu modernisieren und die moderne Gesellschaft besser abzubilden. Die führenden Positionen in der FA seien durch "mehrheitlich weiße, ältere Männer" besetzt und "für die englische Gesellschaft und den englischen Fußball des Jahres 2016 nicht repräsentativ".
Missbrauchsskandal als Jahrhundertkrise
Die FA war gegen Ende des vergangenen Jahres schwer in die Kritik geraten. Grund dafür war der ungeschickte Umgang mit dem Schritt für Schritt ans Licht gekommenen Missbrauchsskandal, in dem sich zahlreiche frühere Spieler erstmals über sexuellen Missbrauch durch Trainer und Betreuer in den Nachwuchsteams geäußert hatten. Die FA hatte damals nur zögerlich auf die Anschuldigungen reagiert und war dementsprechend harsch kritisiert worden.
Aber auch das englische Nationalteam hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Nach dem Achtelfinal-Ausscheiden bei der Europameisterschaft gegen den Außenseiter Island war Trainer Roy Hodgson zurückgetreten. Sein Nachfolger Sam Allardyce hatte nach nur zweieinhalb Monaten den Hut nehmen müssen, nachdem ihn verdeckte Reporter dabei gefilmt hatten, wie er ihnen Tipps zur Umgehung von Transferregulationen gab.
Auch diese sportliche Krise führen die fünf Beschwerdeführer auf die Leitung der FA zurück. "Es ist kein Wunder, dass der englische Fußball so aus der Balance geraten ist", heißt es im Brief an das Unterhaus. "Die FA hat weder einen modernen Zugang noch die Unabhängigkeit, die nötig wären, um dem EPL-Juggernaut (englischer Begriff für eine unaufhaltsame Monströsität, Anm. d. Red.) entgegenzutreten, oder die eigene Führung zu modernisieren."
Erneuter Zwist mit der FIFA droht
Damian Collins, Vorsitzender des Sportkommitees, schließt sich der Kritik der Ex-Funktionäre an. "Es gibt derzeit kein effektives Führungsgremium für Fußball in England, das imstande wäre, auf die Herausforderungen zu reagieren, die sich im modernen Spiel stellen", so Collins. "Das Kommitee arbeitet mit den parlamentarischen Behörden, um einen Gesetzesvorschlag zu entwerfen, der die nötigen Reformen der FA-Struktur auf den Weg bringt."
Eine solche politische Einmischung könnte möglicherweise mit den Regeln des Fußball-Weltverbandes FIFA kollidieren. Diese untersagt jede politische Intervention ebenso wie politische Botschaften im Rahmen von FIFA-Spielen. Die FA ließ bereits im Dezember verlauten, dass "gegenwärtig an Reformen der Leitung" gearbeitet werde. Diese Bemühungen dürften den Behörden aber nicht weit genug gehen - am kommenden Donnerstag soll die Entscheidung fallen, ob ein Misstrauensvotum notwendig ist.
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