Letzter EM-Test: ÖFB-Team sucht in der Schweiz seine Schokoladenseite

Letzter EM-Test: ÖFB-Team sucht in der Schweiz seine Schokoladenseite
In St. Gallen soll ein Weltklasse-Kicker neutralisiert und noch einmal richtig Selbstvertrauen getankt werden.

Noch neun Mal schlafen, dann startet Österreich in Düsseldorf gegen Frankreich in die Europameisterschaft. Es ist die dritte in Folge, für die man sich qualifiziert hat. Die Richtung stimmt im österreichischen Fußball vor dem heutigen letzten EM-Test gegen die Schweiz in St. Gallen (18 Uhr, live ServusTV).

Es ist das Kräftemessen mit einem Nachbarn, zu dem man trotz all dem neu erspielten Selbstvertrauen noch ein bisserl aufschauen muss. Nicht unbedingt, was die aktuelle Form betrifft, aber doch im Vergleich der jüngeren Erfolge.

Die EURO 2024 ist die zehnte (!) Endrunde, an der die Eidgenossen in diesem Jahrtausend teilnehmen. Fünf Weltmeisterschaften hat man seit 2006 durchgehend gespielt, dabei vier Mal das Achtelfinale erreicht. Und mit Ausnahme von 2012 war man bei jeder Europameisterschaft dabei seit 2004. Zuletzt scheiterte man 2021 gar erst im Viertelfinale gegen die Spanier – und das unglücklich im Elfmeterschießen.

Am Samstag können die Österreicher zeigen, dass sie aufgeschlossen haben zu den Schweizern. In St. Gallen, 35 Kilometer von der österreichischen Grenze, kommt es zum ersten direkten Duell seit 2015 (1:2 in Wien). Die Vorfreude auf die EURO, bei der man in Gruppe A auf Ungarn, Schottland und Gastgeber Deutschland trifft, ist groß. Der Kybunpark ist mit 17.000 Fans ausverkauft.

Alle Schweizer Stars

Dem Vernehmen nach werden die Schweizer Fans ihre beste Elf mit allen Stars sehen. Das sind in erster Linie Leverkusens Regisseur Granit Xhaka, Inter Mailands Goalie Yann Sommer, Manchester-City-Verteidiger Manuel Akanji und der 1,69 Meter kleine Dribbler Xherdan Shaqiri, der nach den Stationen Bayern, Inter oder Liverpool mittlerweile bei Chicago Fire in den USA spielt. Ja, was die individuelle Klasse betrifft, sind die Schweizer den Österreichern vermutlich noch immer eine Spur voraus. Auch in Sachen Marktwert ist der Kader des Nachbarn mit 285 Millionen gegenüber 243 Mio. bei den Österreichern höher eingeschätzt.

Na und, werden sich die Österreicher wieder einmal denken und alles daran setzen, nach den Italienern, den Deutschen oder den Türken die nächste höher eingeschätzte Nation in die Schranken zu weisen. Das Einstellen des ÖFB-Rekords von sieben Siegen in Serie (unter Marcel Koller, Anm.) nach zuletzt sechs Erfolgen interessiert Ralf Rangnick aber weniger. „Dieser Rekord ist für niemanden wichtig“, zuckt der Teamchef mit den Schultern.

Es gehe vielmehr darum, noch einmal Selbstvertrauen zu tanken vor der EM. Wie das gelingen soll? Taktische Experimente wird es auch im letzten EM-Test nicht geben. Indes geht es darum, die eigenen Stärken zu verfeinern. Etwa das intensive Pressing. Und dafür sind die Schweizer der ideale Gradmesser.

Nur wenn es gelingt, die Kreise von Granit Xhaka konsequent zu stören, wird man auch gegen die Eidgenossen erfolgreich sein. Der 31-Jährige gilt weltweit als einer der besten Spieler in Sachen Pressingresistenz, hält den Ball stets sauber in der Mannschaft und setzt seine Mitspieler genial ein. Kein Akteur spielte in der deutschen Bundesliga in der vergangenen Saison so viele Bälle erfolgreich ins Angriffsdrittel wie der Sechser von Leverkusen. Für Konrad Laimer, Christoph Baumgartner oder Nicolas Seiwald wartet im Zentrum also Schwerstarbeit.

Noch keine Hilfe kommt von Marcel Sabitzer. Der 31-Jährige hat die Niederlage im Champions-League-Finale mit Dortmund noch nicht ganz verarbeitet. „Die Nächte waren kurz, die Bilder sind immer wieder gekommen. Wir sind zwar Profis, aber auch Menschen dahinter“, bat der Steirer um Verständnis. Jenes von Rangnick hat er ohnehin: „Wir sind eingespielt, daher sind wir uns einig, dass es ein unnötiges Risiko wäre, ihn einzusetzen.“

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