Ein Rezept gegen das Wechselfieber

Wird die Wintertransferzeit abgeschafft? Mächtige Funktionäre sprechen sich dafür aus.


Bei den Fußballklubs geht es zu wie im Taubenschlag – auch in der österreichischen Bundesliga. 45 Transfers (Zu- und Abgänge) tätigten die zehn Vereine in der Winterübertrittszeit. Und es werden noch einige dazukommen. Denn das Transferfenster ist ja noch bis zum 31. Jänner geöffnet. Aber wer weiß, wie lange die Klubs noch Transfers in der Winterpause tätigen dürfen. Immer mehr einflussreiche Funktionäre sprechen sich für die Abschaffung oder zumindest die Regulierung der zweiten Transferperiode in der Saisonmitte aus. Das Hauptargument der Kritiker ist ein heikles: Wettbewerbsverzerrung.

Den Stein ins Rollen brachte wieder einmal ein Querdenker und Visionär: Arsene Wenger. "Ich denke, dieses Transferfenster sollte komplett abgeschafft oder maximal auf zwei Spieler begrenzt werden", sagte der Arsenal-Coach und führte gleich einen Fall für Wettbewerbsverzerrung aus der englischen Premier League an: "Es ist unfair, dass einige Teams, die bereits zwei Mal gegen Newcastle gespielt haben, einen Vorteil haben." Arsenals Liga-Konkurrent hat im Jänner bereits fünf neue Spieler verpflichtet – alle kommen aus Wengers Heimatland Frankreich.

Unterstützer

Auch Michel Platini äußerte sich kritisch. "Das Transferfenster wurde geschaffen, um in einigen wenigen Situationen eine gewisse Anzahl an Geschäften zu erlauben. Aber ich denke, insgesamt schädigt es den Wettbewerb", sagte der mächtige UEFA-Boss.
Auch in Österreich gibt es einen Fall "Newcastle". Die Einkaufswut der Admira (die vom Abstieg bedrohten Südstädter haben schon sechs neue Spieler geholt) könnte den Abstiegskampf verfälschen – zum Leidwesen von Wr. Neustadt. Denn während die anderen Abstiegskandidaten Mattersburg und Innsbruck (sogar schon im dritten Durchgang) noch im Dezember gegen Admira alt gewinnen konnten, muss Wiener Neustadt gegen Admira neu gleich in der ersten Frühjahrsrunde Mitte Februar antreten.

Das Thema spaltet die Fußball-Gemeinde – auch jene in Österreich. Salzburg-Trainer Roger Schmidt sieht sowohl Vor- als auch Nachteile einer Abschaffung der Wintertransferzeit. "Für viele Spieler ist die aktuelle Regelung durchaus von Vorteil, haben sie doch die Möglichkeit, sich sportlich auch in der Winterpause neu zu orientieren", meint der Deutsche, der aber auch glaubt: "Eine Änderung des Systems hätte den Vorteil, dass etwas mehr Ruhe in den Fußball kommt. Die Klubs müssten exakter und langfristiger planen, es käme zu wesentlich weniger Transfers, die nicht aus Überzeugung passieren."

Pro und kontra

Bei den Rapid-Verantwortlichen gibt es durchaus unterschiedliche Zugänge zum Thema. Trainer Peter Schöttel sagt: "Ich könnte mit einer Abschaffung umgehen, sehe dafür aber keine Notwendigkeit." Zum Fall Admira meint der Chefcoach: "Mit Hosiner wurde ihnen während der Saison der Beste genommen. Jetzt legen sie nach. Das ist in Ordnung." Für die zweite Transferzeit würden die größer gewordenen Spielerkader sprechen: "Oft sind sowohl Verein als auch Spieler froh, fünf Monate ohne Spielpraxis verhindern zu können."

Ausnahmsweise anderer Meinung ist Rapids Sportdirektor Helmut Schulte, der "zu viele, unnötige Wechsel" beklagt: "Eine Abschaffung würde den Vereinen Ruhe bringen." Der Deutsche plädiert dabei aber für eine "klar definierte Ausnahmeregelung, gemessen an den Einsatzzeiten des Spielers".
Klar gegen eine Änderung tritt Austria-Trainer Peter Stöger ein: "Arsene Wenger sitzt im goldenen Käfig. Er hätte die finanzielle Möglichkeit, den Kader nur mit den Sommertransfers für alle Eventualitäten auszustatten. Kleinere Vereine – zu denen ich auch die Austria zähle – sind aber froh, dass sie im Winter nochmal die Möglichkeit bekommen, etwas zu korrigieren."

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