Ein Legionär in der Heimat

Ein Legionär in der Heimat
Ex-Rapidler und Teamspieler Veli Kavlak bereitet sich mit Besiktas Istanbul in Österreich auf die Saison vor.

Daheim ist es doch am Schönsten. Vor allem, wenn man sich auf die nächste Saison vorbereiten und im Hochsommer schwitzen muss. Veli Kavlak gastiert mit Besiktas Istanbul derzeit in Kärnten, dann folgt ein Trainingscamp in Seefeld. Nachdem sich der Wiener einen Stammplatz erkämpft hat, wurde sein Klub wegen finanzieller Probleme vom Europacup ausgeschlossen.

KURIER: Wie haben Sie sich bei Besiktas eingelebt?
Veli Kavlak: Das ist eine ganz andere Welt. Dort sind alle fanatisch, alles dreht sich um Fußball. Ich bin zufrieden, immerhin habe ich 45 Partien in dieser Saison absolviert. In der Europa League sind wir weit gekommen, obwohl noch mehr möglich gewesen wäre.

Hatten Sie mit so einer Bilanz gerechnet?
Ehrlich gesagt, nein. Auf meiner Position im Mittelfeld gibt es bei uns viele Konkurrenten. Ich habe meine Chance bekommen und sie genützt. Von da an bin ich in der Startelf geblieben. Aber ich weiß, dass es im Fußball schnell geht – nach oben wie nach unten.

Wo liegt der Unterschied zwischen Österreich und der Türkei?
Den Unterschied machen die Spieler der großen Klubs wie Galatasaray, Fenerbahce oder Besiktas aus. Die haben internationale Klasse. Ansonsten ist der Unterschied schwer zu beschreiben. Die Stadien sind voll, die Atmosphäre ist meist hitzig, das ist Adrenalin pur. Vor allem bei Derbys.

Erstmals leben Sie in Ihrer zweiten Heimat Türkei. Wie geht’s Ihnen dabei?
Zu Beginn habe ich eine Zeit zum Eingewöhnen gebraucht. Istanbul ist mit 18 Millionen Einwohnern definitiv anders als Wien. Aber ich habe mich ohnehin gleich voll auf den Fußball konzentrieren müssen, denn der Druck ist riesengroß. Rapid ist der größte Klub in Österreich, auch dort hat man Druck. Aber das ist kein Vergleich zu Istanbul.

Gehen Sie nach Niederlagen aus dem Haus?
Also nach einer Derby-Niederlage geht kein Spieler auswärts Abendessen. Ansonsten wird man ab und zu schon von Fans angesprochen oder aufgefordert, man solle die Dress nicht mehr tragen wegen der schwachen Leistung.

Inwieweit haben Sie sich weiterentwickelt?
Erstmals hatte ich keine Verletzungen, das ist wichtig. Dann hatten wir alle drei Tage ein Bewerbsspiel, da bin ich gut in einen Rhythmus hineingekommen. Ich habe gelernt, diesem Druck standzuhalten und stets ans Limit zu gehen.

Gibt es einen Grund dafür?
Ich spiele auf meiner Lieblingsposition, halb rechts oder links im Mittelfeld. Das liegt mir mehr, da kann ich mich entfalten, bin mehr im Spielgeschehen als auf der Seite. Und meine Laufbereitschaft muss ich dort auch ausspielen.

Welches Ziel setzen Sie sich für die zweite Saison?
Ich möchte gesund bleiben und meinen Platz im Team behalten. Mit Besiktas möchte ich besser abschneiden als zuletzt mit Platz vier in der Liga. Ich möchte um den Titel mitspielen.

Ihr Freund Yasin Pehlivan spielt bei Gaziantepspor. Wie eng ist der Kontakt?
Wir telefonieren regelmäßig. Wenn er zwei Tage frei hat, kommt er auch nach Istanbul, dann treffen wir uns.

Weichen Sie dem Trubel Istanbuls aus?
Ich wohne in der Nähe des Trainingszentrums, auf der asiatischen Seite. Viele Spieler haben dort ihre Wohnungen, weil es ruhiger ist. Aber so schlimm ist es auch wieder nicht. Ich kann sehr wohl zum Basar gehen ohne erkannt zu werden. Rund ums Stadion wissen die Leute dann schon, wer ich bin.

Sie sind bald zurück in Seefeld, wo das letzte Teamcamp stattgefunden hat. Ist es ein Nachteil für Sie, dass man von der türkischen Liga hier nicht allzu viel sieht?
Also, Teamchef Koller hat mich stets einberufen. Ich glaube schon, dass er die türkische Liga einzuschätzen weiß. Darüber bin ich froh. Ich kann ohnehin nichts daran ändern, dass die türkische Liga in Österreich kaum gezeigt wird.

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