Ein Legionär als U-20-Leitwolf

Im Fokus: Tobias Kainz spielt bei Heerenveen und soll Österreichs U-20-Team im WM-Spiel gegen Brasilien anführen.

Der Tross des ÖFB ist umgezogen. Schon am Samstag, nur wenige Stunden nach dem enttäuschenden 0:0 zum Auftakt gegen Panama, ging die Reise weiter. Und zwar nach Barranquilla, 200 Kilometer östlich von Cartagena de Indias, wo Österreich heute Nacht (3.00 Uhr MESZ, ORF1 live) auf Brasilien trifft.

Barranquilla hat nichts von der Schönheit Cartagenas. Rund 1,4 Millionen Menschen wohnen in der Industriestadt, die sich in den vier Tagen vor dem Aschermittwoch in eine der weltweit größten Karnevalshochburgen verwandelt.

Geht es nach Tobias Kainz, so werden die Brasilianer, die diesen Brauch nur allzu gut kennen, nach dem heutigen Spiel keinesfalls in Karnevalsstimmung verfallen. Tobias Kainz? Genau.

Perfekt

Obwohl bei U-20-Teamchef Andreas Heraf gesetzt, konnte sich der zentrale Mittelfeldspieler in Österreich noch keinen großen Namen machen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Kainz spielt in den Niederlanden. Geht es nach Heraf, wird ihm bei Heerenveen der Durchbruch gelingen: "Kainz saugt alles auf, was man ihm sagt. Er will sich jeden Tag weiterentwickeln. Er hat die Einstellung eines Vollprofis und ist zudem der perfekte Schwiegersohn."

Ein Kompliment, das der Steirer aus Edelsbach im Bezirk Feldbach öfters hört. "Ein gutes Benehmen ist für mich wichtig. Meine Eltern haben mich sehr gut erzogen." Vater und Mutter Kainz sind dem jüngsten ihrer drei Söhne nach Kolumbien gefolgt, um bei der WM die Daumen zu drücken. "Mein Vater war in Edelsbach auch mein erster Trainer", erinnert sich der 18-Jährige.

Mit zwölf Jahren schon pendelte der kleine Tobias jeden Tag nach Graz, um die Schule und das Training bei Sturm zu besuchen. Zwei Jahre später lernte er für eine Saison in der Hollabrunner Frank-Stronach-Akademie.

Zielstrebig

Ein Scout hat ihn dann dem SC Heerenveen ans Herz gelegt. Der Sprung ins Ausland sollte sich auszahlen: Am 15. Mai feierte Kainz in der letzten Runde der Eredivisie sein Debüt. Noch im Juni unterschrieb er einen Profivertrag bis 2013, die eine Ausstiegsklausel für 2012 beinhaltet. "Für mich zählt, dass ich mich weiterentwickle. Sollte es nicht so laufen, hab' ich mir damit andere Möglichkeiten offengehalten." Fakt ist aber, dass sich Kainz im Ausland durchsetzen will. "Das war immer mein Ziel, und das wird es auch bleiben."

In der Mannschaft von Heraf hat sich Kainz längst durchgesetzt. Auch heute, gegen Brasilien, wird ihm im Mittelfeld wieder eine Schlüsselrolle zuteil. Gegen die Kreativabteilung der Ballzauberer wird er alle Hände voll zu tun haben.

Dass er und seine Kollegen im Estadio Metropolitano Roberto Meléndez vor 49.000 Fans einen Beistrich in der Hose haben könnten, glaubt er nicht. "Wäre es das erste Spiel, dann vielleicht. Aber jetzt wissen wir schon, was uns erwartet." Gegen die spielstarken Brasilianer gehe es vor allem darum, die Räume eng zu machen.

Gefährlich

Das sieht auch Heraf so. "Die Panamaer waren in den wenigen Räumen, die wir ihnen gegeben haben, nur im Ansatz gefährlich. Die Brasilianer könnten damit schon viel mehr anfangen." Wichtig sei aber auch, die Atmosphäre im größten Stadion Kolumbiens (Fassungsvermögen: 49.612) zu genießen. Heraf: "Das wird eine geile Partie."

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