Ein Jahr danach: Was vom Sommermärchen geblieben ist

Ein Jahr danach: Was vom Sommermärchen geblieben ist
Das Frauennationalteam schwächelt, die Liga macht mit Sponsor und TV-Vertrag zumindest kleine Fortschritte.

Am 3. August 2017, irgendwann nach 20 Uhr in der niederländischen Kleinstadt Breda: Ein Haufen österreichischer Fußballspielerinnen lag frustriert auf dem Feld. Sie waren erst im Semifinale der EM im Elferschießen gegen Dänemark ausgeschieden. Aus und vorbei. Es war das Ende eines Sommermärchens. Frauenfußball war plötzlich in. Ein Jahr danach ist von einem Hype nicht mehr viel zu spüren.

Es gab in den letzten zwölf Monaten einige zaghafte Fortschritte, aber auch so manchen Rückschlag.

Rückschlag Team

Nicht einmal das Vorzeigeprojekt hat das Jahr unbeschadet überstanden – das Nationalteam. 2017 nahmen Österreichs Frauen erstmals an einem großen Turnier teil. Für die EM konnten sich 15 Teams qualifizieren. Für die WM 2019 können sich nur acht europäische Nationen qualifizieren. Dass der Gruppensieg fast utopisch war, zeigte sich mit den beiden Niederlagen gegen Spanien. Aber die vier besten der sieben Gruppenzweiten dürfen sich einen letzten Startplatz ausspielen. Und es ist bitter, dass Österreich ziemlich sicher nicht dabei ist. Ein Heimremis gegen Serbien warf das Team weit zurück. Österreichs Frauen-Nationalteam spielt die letzte Partie in der WM-Qualifikation am 4. September gegen Finnland in Wr. Neustadt. Die Chancen auf ein Antreten nächstes Jahr in Frankreich sind auch im Fall eines Sieges nur noch rechnerischer Art.

Fortschritt Ausland

Die Qualität der Ausbildung im Spitzen-Fußball stimmt. Österreichs Teamspielerinnen sind jetzt fast zu hundert Prozent im Ausland tätig. Viktoria Schnaderbeck spielt nun bei einem internationalen Topklub, ist von Bayern München zu Arsenal gegangen. Auch in Frankreich, derzeit die beste Frauenliga Europas, ist nun eine Österreicherin tätig. Sarah Puntigam hat es von Freiburg nach Montpellier verschlagen. Verena Aschauer und Laura Feiersinger sind vom Provinzklub Sand zum Topklub 1. FFC Frankfurt gegangen.

Rückschlag Abgänge

Für die Liga sind die Abgänge ein gewaltiger sportlicher Aderlass. Diesen Sommer suchten wieder sechs Teamspielerinnen ihr Glück bei deutschen Bundesligaklubs – die Sturm-Spielerinnen Naschenweng (Hoffenheim) und Kofler (Bremen) sowie die St. Pöltnerinnen Pinther, Prohaska (beide Sand), Wienroither und Klein (beide Hoffenheim). „Bei uns in St. Pölten kommen noch zwei dazu“, sagt St. Pöltens Präsident Wilfried Schmaus. Sandrine Sobotka ging in die deutsche Regionalliga zu Speyer. Und aus der B-Mannschaft wurde die 15-jährige Vanessa Praher vom deutschen Meister Wolfsburg verpflichtet. Schmaus: „Das ist für uns aber schon Routine. Wir haben in den letzten drei Jahren 15 Spielerinnen ins Ausland verloren.“ Zudem zog sich Team-Torfrau Isabelle Kresche einen Kreuzbandriss zu. St. Pölten holte zwei US-Amerikanerinnen und Spielerinnen von der Konkurrenz. Darunter ist auch Neulengbach, wo wiederum auf Neuzugänge vom ASK Erlaa zählt wird – der Wiener Zweitligist stellte den Spielbetrieb ein.

Fortschritt Ligasponsor

Die erste Runde im ÖFB Ladies Cup wird am 11. und 12. August gespielt. Am 18. August beginnt die Meisterschaft, erstmals mit einem Sponsor für die Liga. Planet Pure wird der Bundesliga für vier Jahre ihren Namen geben. Das Unternehmen wurde 1999 in Vorarlberg gegründet und ist Produzent von Bio-Wasch- und Reinigungsmittel. Trotz der Diskussionen in der letzten Saison wird es weiterhin eine Zehnerliga geben. LUV Graz ist abgestiegen, mit Wacker Innsbruck ein Traditionsverein aufgestiegen.

Problemfeld Geld

Ligasponsor und TV-Übertragungen sind aber nicht der große Wurf. „Es sind kleine Schritte, aber es ist okay“, sagt Thomas Wirnsberger, Obmann des SV Neulengbach. Und St. Pöltens Schmaus rechnet vor: „7500 Euro für jeden Klub pro Jahr. Das sind etwas mehr als 600 im Monat. Das ist kein Quantensprung, da geht sich kein angestellter Masseur aus.“

Fortschritt Live-TV

Neu ist ab diesem Sommer, dass es in der Saison zehn Livespiele auf ORF Sport + geben wird. Es soll am Samstagnachmittag (ab 17 Uhr) gespielt werden, um so vor der großen Highlightsendung „Fußball“ auf ORF eins fertig zu sein.

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