Diskussion um den ÖFB-Präsidenten: Es geht um mehr als nur die Ehre

ÖFB-Präsident Gerhard Milletich landet am Mittwoch in Malaga. Er kann es sich derzeit nicht leisten, ein Länderspiel auszulassen, obwohl der Test gegen Andorra ursprünglich nicht auf seinem Reiseplan gestanden ist. Milletich, in der Inseraten-Affäre rund um ÖFB-Sponsoren intern und extern heftig in die Kritik geraten, muss Präsenz zeigen.
Wobei das Repräsentierten ohnehin zu den Aufgaben eines ehrenamtlichen ÖFB-Präsidenten gehört.
Vermischung mit Beruf
Doch wie zeitgemäß ist das Ehrenamt noch beim Präsident des höchsten Fußballverbandes im Lande? Diese Frage wurde zuletzt wieder einmal aufgeworfen, dem Präsidenten eine moralische Unvereinbarkeit vorgeworfen.

ÖFB-Sponsoren berichteten, Milletich hätte sie als Präsident für Produkte seiner beruflichen Tätigkeit gewinnen wollen.
Philip Thonhauser, der Aufsichtsratsvorsitzende der Bundesliga, äußerte schon in der letzten Präsidiumssitzung des ÖFB seine Meinung und regte die Version mit einem bezahlten Präsidenten an.
„Da sind wir wieder beim Thema Ehrenamt. Zum Glück haben wir in der Bundesliga eine andere Regelung gefunden. Wie man in diesem Fall sieht, ermöglicht das Ehrenamt sehr viel Interpretationsspielraum, den es bei einem bezahlten Präsidenten nicht gibt“, sagt Thonhauser.
Struktur-Frage
Zwei Landesvertreter, die Milletich zuletzt heftig kritisierten, sehen keine Notwendigkeit für einen bezahlten Präsidenten, wenn die vorgegebenen Satzungen auch wirklich gelebt werden.
Gerhard Götschhofer, Oberösterreichs Landesverbandspräsident: „Bevor man die Frage beantwortet, muss man die Aufgaben eines Präsidenten definieren. Wir haben zwei hauptamtliche Geschäftsführer, wodurch sich der Präsident eigentlich zurückziehen könnte. Er sollte in erster Linie repräsentieren und nicht eingreifen, wo er dem ÖFB nicht guttut.“
"Nicht sein Kompetenzbereich"
Damit meint er die Gespräche mit ÖFB-Sponsoren. „Der Präsident hat damit einen Bereich betreten, der nicht sein Terrain ist. Das ist nicht sein Kompetenzbereich.“
Umgekehrt: Bei anderen Vereinen wie Austria oder Rapid erwartet man jedoch von jedem Präsidenten aufgrund dessen Netzwerks neue Finanzpartnerschaften.
Der Salzburger Kollege Herbert Hübel meint: „Seit dem letzten Präsidenten (Anm. Windtner) werden die Vorgaben und Satzungen einfach nicht gelebt. Die Geschäftsführer sollen entscheiden, der Präsident repräsentieren. Warum spricht er mit Sponsoren, wenn er eigentlich gar nichts abschließen darf?“
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