Causa Milletich: "Wir sind an einem Tiefpunkt angelangt"

Causa Milletich: "Wir sind an einem Tiefpunkt angelangt"
Die Fußball-Präsidenten aus Tirol und Salzburg kritisieren den Burgenländer scharf und kündigen Konsequenzen an.

Wolfgang Bartosch hat Gerhard Milletich bei dessen Wahl zum ÖFB-Präsidenten vor einem Jahr erst im zweiten Wahlgang seine Stimme gegeben, nachdem er im ersten noch für dessen Kontrahenten Roland Schmid votierte. Am vergangenen Freitag hat Steiermarks Verbandspräsident dem ÖFB-Boss die Stange gehalten. Allerdings, so formulierte es Bartosch: „Warten wir ab, was am Ende des Tages herauskommt. Sollte es eine Klage geben und sie geht gegenteilig aus, könnte es am Ende auch noch ein Nachspiel geben.“

Die Rede ist von einer von Milletich angekündigten Klage gegen den KURIER nach dem Artikel „Das Foulspiel des Fußball-Präsidenten“ vom 30. Oktober. In diesem hatten Vertreter von ÖFB-Sponsoren anonym ausgesagt, von Gerhard Milletich zum Inserieren in dessen Magazinen angehalten worden zu sein. „Sollte das zutreffen, dann ist das natürlich ein glatter Fall von Korruption. Das muss einem klar sein“, sagte Franz Fiedler, Korruptionsexperte und Ehrenpräsident von Transparency International gegenüber Ö1.

Widerspruch

Der Streitpunkt an der Sache: Milletich behauptet, die vier ursprünglich vom Nachrichtenmagazin News genannten ÖFB-Partner wären allesamt bereits vor seinem Amtsantritt als ÖFB-Präsident langjährige Geschäftspartner von ihm gewesen. Vertreter von Sponsoren – auch von bisher nicht genannten Unternehmen – bestreiten dies. Und nicht wenige Beteiligte wünschen sich Aufklärung.

Etwa Oberösterreichs Verbandspräsident Gerhard Götschhofer, der gegenüber den Oberösterreichischen Nachrichten sagt: „Es geht mir nicht darum, ob Milletich aus diesen Inseraten etwas verdient, sondern um sein Verständnis für die Funktion des ÖFB-Präsidenten.“

Causa Milletich: "Wir sind an einem Tiefpunkt angelangt"

Hübel, Milletich und Geisler (v. li.)

Dieses Verständnis spricht ihm Tirols Fußball-Präsident Josef Geisler mittlerweile vollkommen ab: „Es sollte für den Präsidenten selbstverständlich sein, möglichst hohe moralisch-ethische Maßstäbe an sich selbst und sein Tun zu setzen. Aktuell sind wir diesbezüglich an einem Tiefpunkt der jüngeren Historie angelangt.“

Der Jurist stößt sich an Milletichs Aussage, wonach es für ihn in seinem Job als Key-Accounter seines Verlages „irrelevant“ sei, ob von ihm kontaktierte potenzielle Inserenten Partner des ÖFB sind, oder nicht. Geisler: „Für mich als Jahrzehnte lang tätigen Richter ist diese in Form eines Zitats abgedruckte Antwort des Präsidenten nichts anderes als dessen Eingeständnis, gegen Compliance Regeln verstoßen zu haben.“ Regeln, die es im ÖFB allerdings (noch) nicht gibt.

Geisler geht noch weiter und spricht Milletich auch das grundsätzliche Format eines ÖFB-Präsidenten ab. „Nach Paragraf 13, Abs. 1 der Satzungen des ÖFB ist der Präsident der höchste sportpolitische Funktionär des ÖFB, der den Verband national und international repräsentiert. Und repräsentieren bedeutet dem lateinischen Wortsinn nach ’würdig’ aufzutreten. Bislang hat nahezu jeder öffentliche Auftritt von Milletich tendenziell zu Kopfschütteln bei der Mehrheit der Betrachter geführt.“

Fehlende Antworten

Und was wird nun aus der angekündigten Klage? Mehrere Präsidiumsmitglieder haben Milletich am Freitag gefragt, was denn geklagt werden soll. Eine inhaltliche Antwort darauf wusste der Präsident dem Vernehmen nach nicht.

Gerhard Götschhofer sagt: „Man wird sehen, ob Milletich diesen reinigenden Schritt auch wirklich gehen wird.“ Drastischer formuliert es Herbert Hübel gegenüber 90minuten.at am Samstag: „Wenn Milletich nicht in den nächsten 14 Tagen die Klage einreicht, werden wir die nächsten Schritte setzen.“ Welche das sein könnten, wollte der KURIER von Salzburgs Verbandspräsident wissen. „Das werden wir zuerst intern besprechen, bevor wir an die Öffentlichkeit gehen“, betont der Anwalt.

Die Frage, ob die Klage bereits eingereicht ist, bzw. was genau geklagt werden soll, versuchte auch der KURIER von Milletich selbst zu erfahren. Vergebens. Der Präsident ist – für den KURIER – bereits seit 30. Oktober nicht mehr erreichbar. Sein Anwalt Gerald Ganzger wollte die Anfrage nicht beantworten.

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