Die UEFA schafft einen Präzedenzfall

Die UEFA schafft einen Präzedenzfall
Schalke-Spieler Joel Matip wurde nach einer Roten Karte im Europacup entgegen der Regeln freigesprochen.

Ist es nur ein Einzelurteil oder wird es den Fußball verändern? Das ist schwer zu sagen. Überraschend ist es aber in jedem Fall, dass Schalke-Spieler Joel Matip von der Kontroll- und Disziplinarkommission der UEFA in zweiter Instanz freigesprochen wurde.

Der Verteidiger hatte im Europa-League-Spiel bei Twente Enschede wegen einer Notbremse an Luuk de Jong die Rote Karte gesehen. Die Entscheidung war eine äußerst umstrittene. Matip hatte den Niederländer in einem Laufduell minimal berührt, De Jong war spektakulär gefallen.

Instanzenweg

Zunächst war der Schalke-Spieler deshalb auch mit der Mindestsperre nach einer Roten Karte von einem Spiel bestraft worden. Diese wurde nun nach einem Einspruch von Schalke nach einer Anhörung Matips in Nyon und einer neuerlichen Bewertung der TV-Bilder wieder aufgehoben.

Damit wurde von der UEFA ein eisernes Gesetz des Weltverbandes FIFA außer Kraft gesetzt: Bisher war es nämlich Regel, dass ein Spieler nach einer Roten Karte mit einer Sperre belegt werden muss, weil es sich dabei um eine Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters handelt.

In Deutschland sorgt der Freispruch für große Diskussionen. Denn in einem ähnlich gelagerten Fall hatte das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) trotz entlastender Fernsehbilder anders entschieden als die UEFA in der Causa Matip.

In einem Heimspiel in der Deutschen Bundesliga gegen Hertha BSC hatte Köln-Star Lukas Podolski für eine angebliche Tätlichkeit die Rote Karte gesehen. Trotz des Kölner Einspruchs war der Stürmer für die folgende Bundesliga-Partie in Hannover (1:4) gesperrt worden. Podolski empfindet dies als ungerecht: "Die Verantwortlichen, die letzte Woche so entschieden haben, sollten sich ernsthaft hinterfragen, ob sie wirklich im Sinne des Fußballs gehandelt haben", klagte der 26-jährige, der das UEFA-Urteil zum Anlass, nahm, um seine Kritik am DFB zu erneuern: "Ich habe letzte Woche schon von einer Ungerechtigkeit gesprochen. Jetzt wurde ich noch mal durch dieses Urteil bestätigt", klagte Podolski in der Tageszeitung Express.

Spielberechtigung

Matip darf nun auch am kommenden Donnerstag im ersten Europa-League-Viertelfinale gegen Salzburgs Gruppengegner und Manchester-United-Bezwinger Athletic Bilbao mitwirken.

"Das ist eine absolut richtige, aber auch eine mutige Entscheidung der UEFA. Fast keiner hat damit gerechnet, dass wir mit unserem Einspruch gegen die Sperre Erfolg haben werden", kommentierte der Schalke-Manager Horst Heldt das überraschende Urteil in der Bild. Der nachträgliche Freispruch hat laut Heldt "etwas von einem Grundsatzurteil. So etwas gab es noch nie bei der UEFA. In Zukunft kann jetzt gerechter entschieden werden." Der Manager wünscht sich bei derart klaren Sachverhalten mehr Spielraum nach TV-Beweisen. "Ich hoffe, das macht auch auf nationaler Ebene Schule."

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