Die Körpergröße der Kicker: Von kleinen Stars und großen Irrtümern
Europas Jugendliche wachsen ihren Eltern über den Kopf. Ein Trend, der vor dem Sport nicht halt macht. Die Durchschnittsgröße eines Bundesliga-Spielers beträgt mittlerweile 1,84 Meter. Österreichs legendärem 78-er-WM-Nationalteam „genügten“ noch durchschnittlich 1,79 m, um Deutschland 3:2 zu besiegen. Viennas WM-Tormannheld Kurt Schmied von 1954 (mit ihm war Österreich Dritter geworden) maß gar nur 1,75 m. Aktuell drängt sich das Thema Körpergröße auf, weil mit Matthias Seidl just jenes 1,75-Meter-Bürscherl gleich in seinem ersten Spiel in der ersten Spielklasse das erste Tor der 50. Bundesliga-Saison erzielte, das man bei Rapid einst nach einem Probetraining noch heimgeschickt hatte.
Zu klein, zu wenig robust. Vom aktuellen Rapid-Trainer Zoran „Zoki“ Barisic stammt dieses Urteil nicht, zumal er damals nicht der Coach war. Das sei erwähnt, zumal Barisic zuletzt ohnehin darunter litt, dass er von „Fans“ für alles und jedes verantwortlich gemacht und selbst seine Familie belästigt wurde.
Erster Förderer von Seidl war übrigens mit Hubert Seiwald der Papa vom neuen Leipzig-Legionär: Wie Nicolas Seiwald kickte in der U 9 von Kuchl unter Coach Seiwald auch Matthias. Und wie Seiwald (jetzt 1,79 m) setzte sich auch Seidl gegen körperlich Überlegene dank Balltechnik durch.
Ein Tor allein, wie es Seidl in Linz gelang, darf natürlich nicht überbewertet werden. Aber wie Seidl im Verbund mit dem ähnlich schmächtigen Nicolas Kühn (1,74 m) einige „Zuckerpasses“ zeigte, das ließ Andreas Herzog als Sky-Co-Kommentator mit der Zunge schnalzen: „Seidl kann ein richtiger Zehner werden“.
Kleine, große Weltstars
Mit der begehrten Nummer 10 wurden bekanntlich vom Argentinier Diego Maradona (1,65 m) und danach von seinem nur um wenige Zentimeter größeren Landsmann Lionel Messi Abwehrhünen schwindlig gespielt. Messi, 36, demonstriert jetzt in Miami am von Basketball und Football geprägten US-Markt, dass zumindest im Fußball Kleine die Größten sein können. Auch Andres Iniesta (1,71 m) in Barcelona und Franck Ribery (1,70 m) in München bewiesen das.
Trotz solcher Beispiele scheitern häufig Transfers, weil der Kandidat nicht über Gardemaß verfügt. So war von den Rapidlern einmal ein ihnen angebotenes Bayern-Talent nicht ausgeliehen worden mit dem Argument: „Wir können uns neben dem Hofmann net noch so an zweiten Klaanen leisten.“
Heute gilt der zum Rapid-Geschäftsführer aufgestiegene Steffen Hofmann (1,73 m) als die Vereinsikone schlechthin. Beim besagten zweiten Kleinen handelte es sich um Philipp Lahm (1,70 m). Er wurde 2014 Weltmeister.
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