Die Karriere des Sadio Mané: Über Österreich auf Europas Thron
Es war ein historisches Spiel für die österreichische Bundesliga, das Champions-League-Finale 2019 am Samstag in Madrid zwischen dem FC Liverpool und den Tottenham Hotspurs. Denn in der immerhin schon 27. Auflage stand erstmals ein Spieler in der Startelf des Siegerteams, der in Österreich den Durchbruch geschafft hat.
Und Liverpool-Star Sadio Mané war beim 2:0-Triumph gegen die Londoner mittendrin statt nur dabei. Der Ex-Salzburg-Spieler bereitete das zweitschnellste Tor in einem CL-Finale quasi vor. Schon in der 26. Sekunde traf er mit einem Schlenzer den Oberarm von Spurs-Legionär Moussa Sissoko. Den verhängten Elfmeter verwertete dann Mohamed Salah.
Der Senegalese ist aber nicht der einzige Spieler, der in der Bundesliga die Karriere startete und danach die Champions League gewinnen konnte. Der KURIER gibt den Überblick ...
- Wolfgang Feiersinger Der Saalfeldner war ein Fixpunkt jener legendären Mannschaft von Austria Salzburg, die 1994 in das UEFA-Cup-Finale und als erste österreichische in die Champions-League-Gruppenphase einzog. Im Sommer 1996 schaffte der Defensivspezialist mit 31 Jahren doch noch den Sprung in die Deutsche Bundesliga. Mit Borussia Dortmund erreichte Feiersinger das Champions-League-Finale, vertrat in sieben Partien den verletzten Matthias Sammer als Libero. Weil dieser aber rechtzeitig fit wurde, musste der Salzburger den 3:1-Erfolg der Dortmunder gegen Juventus im Münchner Olympiastadion von der Tribüne aus verfolgen. BVB-Coach Ottmar Hitzfeld bezeichnete Feiersingers Ausbootung später als „schwierigste Entscheidung“ seiner Trainerlaufbahn.
- Carsten Jancker Vom 1. FC Köln wurde der Ostdeutsche im Sommer 1995 an Rapid verliehen. Aufgrund seiner hölzernen Spielweise wurde der Stürmer zunächst belächelt. Aber besonders beim Erfolgslauf der Wiener im Cup der Cupsieger, der erst im Finale gegen PSG endete, zeigte Jancker auf. So sehr, dass ihn die Bayern nach nur einem Jahr in Wien verpflichteten. 1999 stand er bei der Last-Minute-Champions-League-Finalniederlage gegen Manchester United in der Startelf, zwei Jahre später wurde er beim Finaltriumph gegen den FC Valencia in der Pause eingewechselt.
- Sadio Mané Ende August 2012 kam der damals 20-Jährige vom französischen Drittligisten Metz nach Salzburg – um vier Millionen Euro. Zunächst stand er im Schatten von Kevin Kampl. Aber bald war zu sehen, welches Talent da in der Bundesliga kickte. Nach zwei Jahren war ihm Österreich zu klein geworden. Die Nebengeräusche seines erzwungenen Wechsels nach Southampton waren unschön. In der Premier League wurde Mané schnell zum Star. Mit vier Toren in 13 Spielen hatte er großen Anteil am CL-Triumph Liverpools.
- Naby Keïta Der Mittelfeldspieler aus Guinea legte einen ähnlichen Karriereweg wie Mané hin. 2014 kam er vom französischen Zweitligisten Istres nach Salzburg. Nach einer Saison mit Anlaufproblemen war er 2015/’16 der beste Bundesliga-Spieler. In Leipzig spielte er so stark, dass ihn Liverpool schon im August 2017 für die Saison 2018/’19 verpflichtete. Das CL-Finale versäumte er aber wegen einer Verletzung.
Drei Talente auf Europas Thron
David Alaba, Marko Arnautovic und Mateo Kovacic haben nie in der Bundesliga gespielt, haben aber in Österreich das Fußballspielen gelernt. Im Ausland machten sie dann große Karriere und gewannen alle auch schon die Champions League.
- David Alaba Der Wiener wurde in der Stronach-Akademie ausgebildet, bei der Austria kam er bei den Amateuren in der zweiten Liga zum Einsatz. Bei den Profis saß er hingegen nur einmal in einem Bundesligaspiel (April 2008 in Altach) auf der Ersatzbank. Bei den Bayern gehört der 26-Jährige längst zum Inventar. 2013 spielte der Linksverteidiger beim CL-Finaltriumph gegen Borussia Dortmund durch.
- Marko Arnautovic Der Wiener wurde im Nachwuchs herumgereicht wie eine heiße Kartoffel. Erst bei Twente Enschede hatte sich der Offensivspieler im Griff. 2009 bekam Arnautovic die Chance bei einem Topklub. Durchsetzen konnte er sich bei Inter Mailand aber nicht. Auf dem Weg zum bisher letzten CL-Triumph eines italienischen Klubs saß er nur zwei Mal auf der Ersatzbank.
- Mateo Kovacic Bei ASKÖ Ebelsberg und beim LASK wurde der Kroate ausgebildet. Mit 13 wechselte er zu Dinamo Zagreb. Über Inter kam er 2015 zu Real. Mit den Madrilenen wurde der Mittelfeldspieler 2016, 2017 und 2018 CL-Sieger, allerdings kam er zu keinem Finaleinsatz.
Vier CL-Sieger auf Abschiedstor
Es gibt immerhin vier Spieler, die im Vergleich zu Sadio Mané den umgekehrten Weg gingen. Sie gewannen zunächst die Champions League und spielten erst danach in Österreich.
- Dejan Savicevic Der Milan-Legionär, der schon 1991 mit Roter Stern Belgrad den alten Meistercup gewonnen hatte, spielte just im CL-Finale 1994 gegen den FC Barcelona die Partie seines Lebens. Beim 4:0-Triumph gegen Barcelona schoss „Il Genio“ nicht nur ein Tor, sondern leitete fast jeden Angriff der Mailänder ein. Auch in seinen zwei Jahren bei Rapid (1999 – 2001) zeigte er seine Klasse, war aber auch oft verletzt.
- Vladimir Jugovic Auch der Mittelfeldspieler hatte 1991 mit Roter Stern den Meistercup gewonnen. Fünf Jahre später verwandelte er für Juventus den entscheidenden Elfer im Elfmeterschießen des Champions-League-Finales gegen Ajax Amsterdam. 2003/’04 war Jugovic Leithammel bei der Admira.
- Alexander Zickler und Thomas Linke Beide wurden mit Bayern 2001 Champions-League-Sieger, beide verwandelten im Elferschießen gegen Valencia ihre Versuche, beide kamen 2005 kurz nach dem Red-Bull-Einstieg nach Salzburg. Innenverteidiger Linke beendete zwei Jahre später seine Karriere, Stürmer Zickler spielte noch bis 2010 für die Salzburger und hängte danach noch ein weiteres Jahr beim LASK dran.
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