Die große Chance für zwei Ex-Salzburger

Aufsteiger Admira fordert Titelfavorit Salzburg heraus. Für zwei Südstädter ist es ein besonderes Spiel.

Es ist der erste Sonntag-Schlager in dieser Saison, der dieses Prädikat auch wirklich verdient. Es empfängt der Tabellenzweite nach acht Runden den Tabellenführer nach acht Runden. Es spielt die beste Heimmannschaft gegen das beste Auswärtsteam. Und es trifft die beste Offensive auf die beste Defensive. Dass das Duell mit diesen Vorzeichen Admira gegen Salzburg lautet, hätte vor Saisonbeginn wohl niemand erwartet.

Dank einer Serie mit sieben ungeschlagenen Liga-Spielen hat sich der Aufsteiger ein Spitzenspiel in der Südstadt gegen den bisher ungeschlagenen Titelfavoriten erarbeitet (16.15 Uhr, live ORFeins und Sky Austria).

Mit Issiaka Ouédraogo und Stefan Schwab werden am Sonntag zwei Spieler im Admira-Dress einlaufen, die bei den Salzburgern nie eine Chance bekommen haben. Wie neun andere Bundesliga-Profis galten beide als große Talente bei den Red Bull Juniors. Den Durchbruch, der ihnen in Salzburg verwehrt geblieben war, haben sie unter Trainer Dietmar Kühbauer bei der Admira geschafft.

Aber auch für ihre Nachfolger in Salzburg ist es nicht leichter geworden, bei den Profis zu spielen. Und das trotz eines Bekenntnisses zum eigenen Nachwuchs.

Das fallengelassene Talent aus der anderen Galaxie

Als seine Kollegen bereits unter der Dusche standen, blinzelte Stefan Schwab noch immer in die Objektive der TV-Kameras. Aus Salzburg waren sie extra zum Training in die Südstadt angereist, um ihrem 20-jährigen Landsmann ein paar Statements vor dem großen Wiedersehen zu entlocken.

"Ich hab' damit gerechnet", sagt der Admira-Mittelfeldspieler, der am Sonntag mit dem Aufsteiger den Klub empfängt, der ihn ausgebildet und später fallengelassen hat: Red Bull Salzburg. Groll hege er keinen, dafür sei es in den letzten Monaten zu gut gelaufen für Schwab.

"Ich hab' Salzburg ja auch sehr viel zu verdanken", sagte er, "es gibt keine bessere Ausbildung in Österreich."

Chancenlos

Noch dazu ist Stefan Schwab nicht das erste Talent, das beim Branchenprimus des österreichischen Fußballs keine Chance bekommen hat. Issiaka Ouedraogo, 23-jähriger Stürmer aus Burkina Faso, entsprach irgendwann ebenfalls nicht mehr den Anforderungen der Bullen, landete ein paar Kilometer von der Landeshauptstadt entfernt in Grödig und sorgt nun als Passempfänger von Schwab bei der Admira für Furore in der Bundesliga.

"Als ich erkannt habe, dass sich die Salzburger Prämisse vom österreichischen Weg nicht mit der Wirklichkeit deckt, habe ich reagiert", erzählt Schwab. Er ging zum FC Lustenau eine Spielklasse tiefer, obwohl er eigentlich mit dem Aufstiegskandidat aus Altach einig gewesen war. "Den Altachern war die Leihgebühr zu hoch", sagt Schwab. In Lustenau entfiel der geforderte Tarif, weil der FC und Red Bull zu dieser Zeit kooperierten.

Weit weg schien zu diesem Zeitpunkt das Karriereziel Bundesliga für den U-21-Teamspieler. "Wenn du jahrelang das Umfeld in Salzburg gewöhnt bist und dann auf den Trainingsplatz in Lustenau läufst, dann glaubst du nicht in einer anderen Welt zu sein, sondern in einer anderen Galaxie", betont Schwab: "Und plötzlich erkennst du: Fußball in Salzburg hat nichts mit Fußball in Österreich zu tun."

Niveauvoll

Vieles sei laut Schwab in Salzburg auf so fabelhaftem Niveau - nur eines nicht: "Eine Bindung zwischen erster und zweiter Mannschaft gab's nicht."

Aus fünf Schulen, die mit Red Bull eng kooperieren, durfte Schwab bei seiner Übersiedlung in die Red-Bull-Akademie wählen. Dazu kommt das wahnwitzige Umfeld: fünf Masseure, eine Heerschar an Physiotherapeuten, Getränke an jeder Ecke - in Salzburg gebe es auch viel, was man nicht braucht. Der Preis dafür ist der Leistungsdruck: "Du zitterst am Ende jeder Saison, ob du bleiben darfst. Das beginnt schon in der U 15."

Es gebe daher viele junge Spieler, die ohne Perspektive lieber bei den Juniors bleiben, als irgendwo anders Abstriche in Kauf zu nehmen. "Für mich war das keine Option", sagt Schwab, "ich war nur verwundert, dass mich Salzburg so widerstandslos zur Admira ziehen ließ."

Treffsicher

Um sich in das Gedächtnis von Admira-Trainer Dietmar Kühbauer zu spielen, benötigte Schwab nur wenige Monate in Lustenau. Für den Underdog brachte es Schwab in fünf Monaten auf sechs Tore und sieben Vorlagen.

Auch bei der Admira sei der Konkurrenzkampf groß, nach der ersten kleinen Krise am Ende der Aufstiegssaison ist Schwab nun wieder gesetzt im zentralen Mittelfeld. Erst recht nach seinem ersten Bundesliga-Tor letzte Woche. Bereits da waren die erste Mikrofone auf Stefan Schwab gerichtet. Als Übung für das große Duell am Sonntag.

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