Die Friedhofstribüne liegt im Sterben

Der Wiener Sportklub hat die Friedhofstribüne, der HSV einen eigenen Fan-Friedhof.
Der legendären Tribüne im Sportklub-Stadion droht das Aus. Die Fans sind alarmiert.

Der für diese Saison letzte Auftritt des Wiener Sportklubs vor heimischen Publikum ging daneben: Gegen die Rapid Amateure setzte es am Freitag eine 1:3-Niederlage.

An mangelnder Fan-Unterstützung dürfte es kaum gelegen sein. Auch diesmal war die legendäre Friedhofstribüne im Dornbacher Stadion ordentlich gefüllt. Doch den harten Kern der WSK-Fans plagen derzeit ganz andere Sorgen. "Rettet den Sportclubplatz", haben sie in dicken Lettern auf ein Transparent geschrieben.

Seit 1904 wird hier gekickt. Damit ist der Platz das älteste noch bespielte Stadion in Österreich. Mit 1700 Besuchern pro Match kommt man auf einen für Regionalliga-Verhältnisse beachtlichen Zuschauer-Schnitt.

Doch wie so viele Unterhaus-Spielstätten befindet sich auch das Stadion an der Alszeile in einem traurigen Zustand. Schimmel und Nässe haben gerade der Friedhofstribüne, auf der eingefleischte Anhänger seit Jahren für britische Fankultur sorgen, arg zugesetzt. Geschieht nicht bald etwas, ist die Tribüne samt den dazugehörigen Klub-Räumlichkeiten abbruchreif.

"Die Stadt kennt das Problem, ist aber nicht bereit, Geld für die Sanierung in die Hand zu nehmen", ärgert sich Martin Roßbacher, Obmann der "FreundInnen der Friedhofstribüne". Dafür bekämen die Wiener Bundesliga-Klubs Rapid und Austria für den Ausbau ihrer Stadien Gelder in zweistelliger Millionenhöhe.

Investieren will hingegen die stadtnahe Baugenossenschaft ARWAG. Sie will anstelle der Friedhofstribüne ein Wohnhaus mit bis zu 50 Wohnungen errichten. Tribüne und Klubräumlichkeiten würden stark verkleinert.

Das Dilemma des Sportklubs

Die Friedhofstribüne liegt im Sterben

Wie viele Fans kann sich auch Vereinspräsident Udo Huber mit diesem Vorhaben aber nicht anfreunden: "Es wird sicher Probleme mit den Bewohnern geben, die sich über den Lärm und das Flutlicht beschweren", sagt der frühere Moderator der TV-Hitparade "Die großen Zehn". Auch die Kapazität der neuen Tribüne wäre viel zu klein. Derzeit fasst sie rund 1500 Plätze, nach dem Umbau könnte es nur mehr ein Drittel sein. Und das Wohnbau-Projekt würde wohl auch das Aus für die beliebte Gastro-Meile hinter der jetzigen Tribüne bedeuten.

Hubers Dilemma: "Wenn wir nicht zustimmen, geschieht gar nichts mit dem Platz. Und dann kann passieren, dass die Anlage gesperrt werden muss." Sobald konkretere Pläne der ARWAG vorliegen, will er daher die Mitglieder über die weitere Vorgehensweise abstimmen lassen.

Bei der ARWAG ist man um Beschwichtigung bemüht: "Die Pläne sind ja noch nicht in Stein gemeißelt", betont ein Sprecher. Guten Ideen seitens des Vereins werde man sich nicht verschließen.

Wolfgang Prochaska vom städtischen Sportamt wirft dem Verein vor, nie eigene Konzepte präsentiert zu haben. Dem widerspricht Huber: "Alle unsere Vorschläge wurden immer offen aufgenommen. Gleichzeitig wurde uns aber gesagt, dass kein Geld vorhanden ist."

Noch im Juni soll es weitere Gespräche zwischen den Beteiligten geben. Huber hofft, dass es zu einer Lösung kommt: "Schließlich ist der Sportklubplatz ja ein Wahrzeichen von Hernals."

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