Die Aufreger nach Rapid-Salzburg

Die Aufreger nach Rapid-Salzburg
Einige Vorfälle und Entscheidungen im womöglich entscheidenden Spitzenspiel schlagen hohe Wellen. Der KURIER klärt auf.

Es war wohl die Entscheidung in der Meisterfrage: Salzburg gewann am Sonntag bei Verfolger Rapid 1:0 und führt drei Runden vor Saisonende mit sechs Punkten Vorsprung auf die Wiener. Schon am Donnerstag könnten die Salzburger endgültig als Meister der Saison 2011/12 feststehen. Sollte der Tabellenführer gegen Kapfenberg gewinnen, Rapid in Mattersburg hingegen nicht, dann wäre der dritte Meistertitel innerhalb von vier Jahren fix.

Der Schlager war aber mehr als nur ein normales Fußballspiel. Die Emotionen gingen hoch – auf dem Rasen, aber auch daneben.

Der KURIER arbeitet die brisanten Vorkommnisse und ihre Konsequenzen noch einmal auf.

Aufreger 1

Stefan Maierhofer hat mit seinem Kopftor den Schlager und damit wohl auch die Meisterschaft entschieden, obwohl der Salzburg-Stürmer in der 49. Minute gar nicht mehr auf dem Platz hätte stehen dürfen. Doch der Ellenbogen-Check gegen Harald Pichler in Minute 40 blieb ohne Sanktionen durch Referee Robert Schörgenhofer.

Schiedsrichter-Boss Johann Hantschk erklärt: "Der Schiedsrichter hat das von seiner Position, etwa 15 Meter dahinter, leider nicht richtig beurteilt. Die TV-Kontrolle in Zeitlupe liefert ein klares Bild. Dem Regelwerk entsprechend wäre der getätigte Ellbogeneinsatz mit Rot zu bestrafen gewesen."

Schörgenhofer wird von Hantschk sonst verteidigt: "Der besonnene Schörgenhofer war die richtige Wahl. Seine Generallinie war in Ordnung. Er hat dem Druck von außen nicht nachgegeben."

Seine Tätlichkeit verteidigt der Matchwinner auch am Tag danach noch. "Es war keine Absicht von mir. Das kommt einfach vor", beteuert Maierhofer, der die Szene auch im TV gesehen hat: "Da schaut es wild aus. Ich werde Pichler anrufen, um mich zu entschuldigen."

Der gefoulte Rapidler sagt: "Maierhofer war von Anfang an aufgezuckert. Es hat keinen direkten Anlass für den Check gegeben." Nachträgliche Konsequenzen für den 29-Jährigen gibt es auch nicht, weil die Aktion für die Schiedsrichter laut Liga-Chefankläger Peter Truzla "zu sehen gewesen sein muss".

Verärgert ist der Ex-Rapidler nach wie vor über die Beschimpfungen der Fans: "Ich habe vor dem Spiel im KURIER um Respekt für meine Leistungen bei Rapid gebeten und deswegen auch ein Mail an Rapid geschrieben. Daraufhin gibt mir Andy Marek nicht einmal mehr die Hand." Maierhofer vermisst Konsequenzen für die Fans: "Ich werde auf meiner Homepage beschimpft von Leuten, die scheinbar sonst keine Ansprache finden – okay. Aber die im Stadion sollten bedenken, dass für ihre Hassgesänge auch Spiele abgebrochen werden können."

Laut Pichler gab es noch einen unbemerkten Aufreger: "Leonardo hat Kulovits angespuckt." Im Getümmel danach sahen Schiemer und Pichler Gelb. Der Kommentar aus Salzburg dazu: "An diesem Kindergarten beteiligen wir uns nicht."

Aufreger 2

Das Hanappi-Stadion ist eine ganz besondere Arena. Und das nicht nur wegen der Stimmung: Zum zweiten Mal in Folge kam es am Sonntag zu einem Zwischenfall zwischen einem Rapid-Fan und einem Offiziellen der Gastmannschaft.

Vor zwei Wochen kassierte Sturm-Stürmer Rubin Okotie nach dem Spiel auf dem Weg zum Mannschaftsbus eine Watsch’n. Am Sonntag gab es einen Zwischenfall in der Pause: Auf dem Weg in die Kabine kam es zu einem Streit zwischen Salzburg-Co-Trainer Niko Kovac und einem VIP-Gast. Der Kroate wurde deshalb von Schiedsrichter Schörgenhofer ausgeschlossen.

Dass ein Offizieller mit einem Zuschauer auf dem Weg in die Kabine zusammenkommen kann, ist in der Bundesliga so nur im Hanappi-Stadion möglich. Zwischen dem Eingang der Offiziellen beider Teams in den Kabinenbereich und dem Eingang der Zuschauer in den VIP-Bereich gibt es nur eine provisorische Trennung, die einen direkten Kontakt möglich macht.

Beide Kontrahenten erklärten am Montag, dass es während des Disputes zu keinerlei körperlichem Kontakt gekommen sei, es habe sich lediglich um ein Kopf-an-Kopf-Schreiduell gehandelt. Es werde keine Anzeige erstattet, auch für Kovac-Arbeitgeber Salzburg ist die Angelegenheit erledigt.

Der Bundesliga-Strafsenat zeigte sich Abend milde: Der Kroate wurde wegen unsportlichen Verhaltens zu einer Geldstrafe in der Höhe von 500 Euro verurteilt.

 

 

Aufreger 3

Absichtliches Handspiel oder nicht absichtliches Handspiel? Dieses heikle Thema beschäftigte auch beim Hit Rapid – Salzburg die Gemüter. Bei zwei unzweifelhaften Handspielen von Salzburg-Spielern im eigenen Strafraum forderten die Rapidler vehement Elfer.

Beide Male ließ Schiri Schörgenhofer weiterspielen. Zu Recht oder zu Unrecht? Eine Antwort auf diese Frage gibt es eigentlich nicht, die Entscheidung bleibt Ermessens­sache des Schiedsrichters.

Denn das FIFA-Regelwerk lässt ihm einen großen Spielraum. In diesem heißt es: "Ein Handspiel liegt vor, wenn ein Spieler den Ball mit seiner Hand oder seinem Arm absichtlich berührt. Der Schiedsrichter achtet bei der Beurteilung der Situation auf die Bewegung der Hand zum Ball (nicht des Balles zur Hand); die Entfernung zwischen Gegner und Ball (unerwartetes Zuspiel); die Position der Hand (das Berühren des Balles an sich ist noch kein Vergehen).

Der KURIER befragte Bundesliga-Schiedsrichter-Boss Johann Hantschk, der als Beobachter selbst im Hanappi-Stadion war, zu seiner Meinung:

26. Minute Flanke von Hofmann, Mendes springt am Ball vorbei, wird Sekunden danach von Katzer am ausgestreckten Arm von hinten angeköpfelt.

Hantschk: "Dieses Handspiel war regeltechnisch nicht strafbar. Der Salzburg-Spieler hat mit den Händen die Balance gehalten und nicht den Körper verbreitert. Dazu sieht er den Ball nicht."

54. Minute Freistoß-Flanke von Hofmann, Maierhofer köpft sich den Ball an den eigenen Arm. Hantschk: "Nach Kontrolle der TV-Bilder war es ein strafbares Handspiel. Die Armhaltung in Kopfhöhe war unnatürlich. Allerdings hat der Schiedsrichter dieses Faktum im schnellen Normalablauf der Szene nicht gesehen."

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