DFB-Team: Ein Teamchef unter Druck, ein Privatjet als Aufreger

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Deutschland braucht beim Debüt von Julian Nagelsmann in den USA einen Sieg für die gute Laune.

Erich Ribbeck war 1998 der bis dato letzte deutsche Bundestrainer, der sein Auftaktspiel verloren hat. Doch nicht nur wegen der positiven Debüt-Bilanz der Teamchefs ist Julian Nagelsmann am Samstag fast schon zu einem Sieg verpflichtet, wenn das DFB-Team in Hartford gegen die USA antritt (21 Uhr, live RTL).

Nach der verpatzten WM in Katar und den anhaltenden schlechten Leistungen inklusive Rauswurf von Hansi Flick sind die Deutschen acht Monate vor der Europameisterschaft im eigenen Land dazu gezwungen, für Zuversicht zu sorgen.

Und es ist der neue Trainer, der als Hoffnungstrainer in den Mittelpunkt gerät. Julian Nagelsmann, einst mit 28 Jahren der jüngste Cheftrainer in der deutschen Bundesliga, wurde mit der Verantwortung Heim-EM betraut im größten Sportfachverband der Welt. Gewinnen, so der mittlerweile 36-Jährige, sei alles was jetzt zählt. „Das ist das wichtigste Thema, um eine gute Stimmung zu bekommen. Im Fußball ist es immer so, wenn du gewonnen hast, war alles, was du davor getan hast, gut“, sagte Nagelsmann.

Die "alten" Hasen

Was er davor getan hat, ist schnell zusammengefasst: Zeit für Experimente gibt es beim Nationalteam ohnehin selten. In diesem Fall noch weniger. Auch deshalb vertraut der junge Trainer auf „alte“ Hasen. Dortmunds Abwehrchef Mats Hummels und Bayern-Evergreen Thomas Müller, beide schon 2014 beim WM-Titel in Brasilien dabei und jeweils nur zwei Jahre jünger als Nagelsmann, wurden auserkoren, um das Team als Leader anzuführen.

Hummels stellt sich auf seine letzte Endrunde ein. „Ich habe nicht vor, 2028 und 2030 noch irgendwelche Turniere zu spielen“, so Hummels. „Wir greifen jetzt nochmal richtig an.“

Zwölf über 30

Insgesamt ist der erste Kader des neuen Trainers ein Reife-Bekenntnis. Zwölf der 26 einberufenen Spieler beim Trip in die USA sind über 30 Jahre alt. In der Nacht auf Mittwoch (2 Uhr MEZ) folgt in Philadelphia der zweite Test gegen Mexiko.

Zwei Siege würden auch dabei helfen, kritische Stimmen im eigenen Land zu besänftigen. Es sind die Klubs, denen der Trip nach Nordamerika, ob der Strapazen naturgemäß überhaupt nicht schmeckt. Die vier einberufenen Dortmunder etwa müssen schon nächsten Freitag und nur zwei Tage nach der Rückkehr aus Übersee in der Bundesliga gegen Werder Bremen antreten.

Um das Quartett Hummels, Füllkrug, Brandt und Süle nach der Partie in Philadelphia so schnell wie möglich zurück nach Dortmund zu fliegen, wurde sogar ein Privatjet gechartert. Kostenpunkt: Knapp 100.000 Euro, für die der BVB selbst aufkommt. Ein Aufschrei aus den Reihen der Klimaschützer ist vorprogrammiert. Gegenüber der Bild richtet der Klub aus: „Das Thema Nachhaltigkeit ist für uns als Verein von großer Bedeutung“, hieß es, durch das Bremen-Spiel aber sehe man sich „einer besonderen Situation ausgesetzt“.

Das Bundesliga-Spiel nach hinten zu verlegen sei deshalb keine Option gewesen, weil die Dortmunder Tage später in der Champions League schon wieder gefordert sind – gegen Newcastle.

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