Deutschstunde

Anstoß: Gipfeltreffen
Alles Balletti: In Österreich hat man kapiert, dass die Hysterie vor einem Länderspiel gegen Deutschland eigentlich nur zwecklos ist.

Bernd Schuster, ehemals schlicht als "Blonder Engel" in den Fußball-Olymp geflatterter Star aus Deutschland, meinte doch glatt im Fachmagazin Kicker:

"Die Österreicher werden sich am kommenden Dienstag zwar heftig wehren, es wird für sie aber keinesfalls reichen." Mehr Substanz sei da schon dem schwedischen Team zuzuschreiben.

Vor nicht allzu langer Zeit hätte das Schuhwerk des rot-weiß-roten Patrioten nach des Schusters Aussage für ein heftig schmerzendes Druckgeschwür gesorgt. Wie kann der Piefke so etwas behaupten. Geringschätzig, hochnäsig, typisch deutsch halt.

Doch die Zeiten und ihre Erwartungshaltungen haben sich geändert. In Österreich hat man mehrheitlich kapiert, dass die Hysterie vor einem Länderspiel gegen Deutschland eigentlich nur eine einseitige und darum eine völlig zwecklose ist.

Herr Schuster hat natürlich recht. Er kann aus seiner Position gar nicht anders denken, weil die Fakten erdrückend sind. Früher ging’s darum, die Deutschen zu blamieren, egal, wie lächerlich gering die Chance dafür auch gewesen sein mag. Am kommenden Dienstag geht’s nur mehr um die Beantwortung der Frage: Wie weit ist Österreichs Nationalteam noch von einer absoluten Weltklasse-Mannschaft entfernt? Dass dieses Weltklasse-Mannschaft ausgerechnet Deutschland heißt, wurde ein Nebenaspekt.

Die Deutschen haben in den letzten Jahren das internationale Fußballinteresse belebt. Auch der bei Großereignissen zumeist nur als TV-Konsument anwesende Österreicher hat dies zu schätzen gelernt. Und die Deutschen ihrerseits haben sicher nicht 18 Österreicher ins Land geholt, weil diese als Billigprodukte des Transfermarkts den Schmähgehalt ihrer 1. Bundesliga vergrößern sollen.

Das alles zeugt von Respekt. Da kann der Schuster ohnehin sagen, was er will.

bernhard.hanisch@kurier.at

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