Deutsche Schmäh-Brüder

Deutsche Schmäh-Brüder
Bei ihren Vereinen Kollegen, am Freitag Gegner: Sieben Österreicher treffen in Gelsenkirchen ihre deutschen Freunde.

Die Kiebitze beim Training von Hannover 96 trauten ihren Augen nicht, mussten sie einige Male kräftig reiben, um sicherzugehen. Und sie attestierten Emanuel Pogatetz wahrscheinlich einen Anflug von Geistesschwäche, weil er im deutschen Teamdress das Training absolvierte. Doch die Fans konnten ja nicht wissen, dass Pogatetz eine interne Wette gegen seinen Klubkollegen Jan Schlaudraff vor dem Juni-Länderspiel in Wien verloren hatte.

Dank des 1:2 Österreichs schlüpfte der Verteidiger ins deutsche Trikot, Schlaudraff hätte bei einem Remis oder einem österreichischen Sieg das rot-weiß-rote Leiberl tragen müssen.

Das Fußball-Business ist hart, gnadenlos und ernst. Aber trotz des großen Drucks bleibt immer noch ein wenig Platz für Spaß und Schmäh. Einige österreichische Teamkicker verdienen bei deutschen Vereinen gutes Geld, spielen täglich im Training und allwöchentlich bei den Ligapartien den Doppelpass mit deutschen Teamspielern.

Wetten, dass ...

Umso gelöster ist die Stimmung im Training vor und vor allem nach direkten Duellen zwischen Deutschen und Österreichern wie jetzt am Freitag in Gelsenkirchen im Rahmen der EM-Qualifikation.

Diesmal verzichtete aber Pogatetz auf eine neuerliche Wette. "Das Risiko gehe ich nicht mehr ein. Aber wir haben uns dennoch wieder gegenseitig auf die Schaufel genommen." Pogatetz zu Schlaudraff, der nicht im deutschen Kader steht: "Bleib' daheim und schau dir das Spiel brav im Fernsehen an." Schlaudraffs durchaus gelungener Konter: "Gegen euch könnte sogar ich einlaufen."

Für Schalke-Legionär Christian Fuchs ist das Spiel in Gelsenkirchen auch ein Heimspiel und somit doppelt brisant. Außerdem könnte er als linker Verteidiger direkt auf seinen Klubkollegen Benedikt Höwedes treffen, der bei den Deutschen auf der rechten Seite zum Einsatz kommen könnte, sollte Philipp Lahm nach links rücken. "Da werden wir dann ja sehen, wer der Bessere von uns beiden ist. Bei uns beiden herrscht aber die die Freude auf das Spiel vor."

Klassentreffen

Die meisten Teamkollegen fordert am Freitag David Alaba: Er legt sich gleich mit sieben Bayern-Spieler an. Wie Pogatetz riskierte diesmal aber auch Österreichs jüngster Teamspieler keine Wette mit einem seiner Klubkollegen. "Am meisten hat mich Jérôme Boateng gehäkelt", erzählt Alaba mit einem breiten Grinser. "Du wirst schon sehen", antwortete der 19-jährige Wiener schlicht. Ein direktes Duell mit dem Innenverteidiger und neuen Abwehrchef der Bayern wird es aber nicht geben, weil Alaba gegen die Deutschen voraussichtlich wieder auf dem linken Flügel spielen wird.

Martin Harnik lieferte sich in der Vergangenheit vor allem mit Stuttgart-Kollegen Cacau amikale Wortgefechte. "Das hat aber zuletzt abgenommen, da ich in der Zwischenzeit schon öfter gegen Deutschland gespielt habe. Da verliert der Schmäh seinen Reiz."

Julian Baumgartlinger steht da in Mainz vor einem ganz anderen Spaß-Problem: Er hat keinen Mitspieler, der aktuell dem deutschen Kader angehört. "Dadurch hält sich der Häkel bei uns in Grenzen." Dafür plaudert er umso mehr mit Andreas Ivanschitz über das Team. "Der Andi war von Beginn an in Mainz meine Ansprechperson. Logisch, dass wir irgendwann auch über dieses Thema sprechen. Was, bleibt unter uns."

Sendepause

Wenig Grund zum Schmähführen hat derzeit Marko Arnautovic: Der Exzentriker ist in diesen Tagen damit beschäftigt, nicht ungut aufzufallen. Laut Emanuel Pogatetz ist dem Bremen-Legionär die Wieder-Integration ins Nationalteam nach dem Kabinen-Eklat von Istanbul gut gelungen. "Die Sache war halb so schlimm. Wir pflegen ein absolut professionelles Verhältnis."

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