Voller Einsatz: Im Derby rutschen auch Stürmer wie Prelec (r.) gegen Rapids Schaub
Die ausgeruhten Austrianer haben Rapid abgehängt und gelten gegen die in der Liga strauchelnden Grünen - zumindest laut Quoten - dennoch als Derby-Außenseiter.
Mit dem letzten Derby in Hütteldorf hat Rapid die Tabellenführung übernommen. Die Austria war nach dem 1:2 in Runde 7 nur Sechster mit sechs Punkten Rückstand auf den Erzrivalen.
Seither ist viel passiert. Direkt nach dem Duell gab es den Fanskandal mit Pyrotechnik-Beschuss und Randalierern auf dem Rasen.
Danach ließ bei Rapid die Form nach, während die Austrianer seit dem 22. September 2024 eine formidable Saison spielen. Vor dem Wiedersehen in Hütteldorf liegen die Violetten sogar schon zehn Punkte vor den Grünen, die auf den fünften Rang nach 24 Runden abgerutscht sind.
Die Austria könnte mit der Wiederholung des Derby-Heimsiegs vom Februar sogar Platz eins zurückerobern – Leader Sturm muss bereits ab 14.30 Uhr in Salzburg bestehen.
Dennoch sehen die Buchmacher, bei denen Wertungen nach Sympathie auszuschließen sind, einen relativ deutlichen Favoriten für das 345. Derby ab 17 Uhr. Und das ist Rapid.
Woher kommt diese Einschätzung nach bereits sechs Pleiten des Teams von Trainer Robert Klauß in acht Ligaspielen im Frühjahr?
Einen Ausschlag bei den Quoten lieferte der 1:0-Kampfsieg in Stockholm. „Der Rapidgeist ist wieder spürbar“, glaubt Tormann Niki Hedl nach dem Europacup-Erfolg bei Djurgården. „Dieser Erfolg liefert die Energie, die wir wieder brauchen“, meint Klauß.
Nach dem ersten Auswärtssieg in einem europäischen Frühjahrsduell seit 1996 war es auch leichter, die Müdigkeit aus den Knochen zu radeln (das passierte noch in Schweden) und zu laufen – das passierte am Samstag im Trainingszentrum.
Allerdings: Die englische Woche fordert Tribut. Dion Beljo und Lukas Grgic spielten angeschlagen, beide mussten ausgewechselt werden. Die Stammspieler sind ebenso fraglich wie Grgic-Ersatz Tobias Börkeeiet.
Deswegen denkt Klauß sogar über die (aufgrund der offensiven Ausrichtung) riskante Premiere des Zentrumsduos Amane – Sangare nach.
Sicher ist der Deutsche, „dass es eine Rotation gibt. Wir brauchen Frische.“ Sofern die Zahl der Ausfälle überschaubar bleibt, will Klauß nicht zu heftig umstellen.
Bei der Austria ist hingegen seit der Reduktion der Dragovic-Sperre alles klar: Der Abwehrchef wird die übliche Elf dirigieren.
Ein weiterer Grund für die Favoritenrolle von Rapid bei den Quoten ist der Heimvorteil. Wie im Februar in Favoriten wird es nach dem gemeinsamen Beschluss der Kontrahenten keine Auswärtsfans geben.
Ob das Derby ausverkauft sein wird, ist bei rund 22.000 abgesetzten Tickets noch nicht klar. Dennoch verzichten die Hausherren aus Sicherheitsgründen auf einen freien Verkauf.
„Es wird speziell. Uns haben die Fans beim 2:1 zum Sieg getragen“, erinnert sich Austria-Trainer Stephan Helm. Und auswärts ohne Fans? „Es ist eine Challenge.“
Klauß betont: „Wir brauchen unsere Fans. Sie geben uns immer viel.“
Weniger als bei vielen Anhängern ist beim 40-Jährigen der Blick auf die Gäste gerichtet: „Mir ist egal, ob wir der Austria einen Dämpfer im Titelrennen verpassen können. Es geht nur um uns. Wir wollen etwas erreichen, wir wollen gewinnen und dann mit den Fans feiern.“
Es wäre der dritte Sieg in seinem dritten Heimderby. Das ist bislang nur Rapid-Legende Hans Krankl gelungen.
Klar ist, dass es keine Schonung für das Viertelfinal-Rückspiel am Donnerstag geben wird. Klauß: „Bis Sonntag Abend zählt nur die Austria.“ Ob die Kraft für 90 Minuten am Limit reichen wird, ist allerdings offen.
Helm kann auf eine Defensive bauen, die seit vier Ligaspielen ohne Gegentor ist, will dem Gegner lästig sein und ihn dann laufen lassen: „Wir werden proaktiv agieren, mutig auftreten.“ Das Ergebnis daraus? „Ein richtig geiles Fußballspiel.“
Oder, wie es Niki Hedl sagt: „Ein Derby ist immer ein Derby. Egal, was davor oder rundherum passiert.“
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