Austrias AG-Vorstand Harald Zagiczek (r.) mit Jürgen Werner
Austrias AG-Vorstand Harald Zagiczek freut sich über die Lizenz und spricht über den Stadionverkauf, die violette Zukunft und den möglichen Meistertitel.
Die Wiener Austria durchlebt eine emotional intensive Zeit. Am Sonntag kommt es zum Derby gegen Rapid, danach trifft man je zwei Mal auf Sturm Graz und Salzburg. Dann wird man wissen, ob das Wort „Meistertitel“ in Favoriten noch ein Thema ist. Der Wechselpass zu den Finanzen ergab die Erteilung der Lizenz durch die Bundesliga in der ersten Instanz, am 23. April soll im Wiener Gemeinderat grünes Licht für den Kauf des violetten Stadions gegeben werden. Der Terminkalender von AG-Vorstand Harald Zagiczek war schon einmal luftiger.
KURIER: Die Austria hat die Lizenz zum Kicken erhalten. Wie erleichtert sind Sie?
Harald Zagiczek: Wir sind sehr zufrieden, aber es gibt keinen Grund für überschwänglichen Jubel. Die Lizenz soll sich bei Austria Wien künftig wieder zur Normalität entwickeln.
Ist es also keine Überraschung für Sie?
Aufgrund der gelieferten Unterlagen war es für mich keine Überraschung. Der Prozess der Liga ist hart, klar und transparent. Und wir haben die Anforderungen erfüllt.
Wie steht es nun um die Finanzen der Austria?
Aktuell sind sie stabil und geordnet. Die Situation ist aber nach wie vor sehr fordernd, weil noch ein negatives Eigenkapital vorliegt. Wir haben Verbindlichkeiten massiv verringern können und werden nach dem Stadion-Deal weitere Verbindlichkeiten abbauen. Trotzdem werden wir ausreichend Reserven zur Verfügung haben.
Mit der Stölting Gruppe hat man einen neuen Partner gefunden. Welche folgen noch?
Austria Wien hat viele verlässliche Partner und Interessierte. Die Stölting Gruppe ist ein Big Player in Sachen Sicherheitstechnik und nun auch Partner von Austria Wien. Ich sehe, dass wir mit dem Standort Wien und mit dem Image der Austria punkten können – wir befinden uns in vielen Gesprächen. Und mit dem sportlichen Erfolg im Rücken ist natürlich alles etwas leichter.
Wie schwierig ist es in Österreich Sponsoren zu finden?
Der heimische Markt ist nicht schwieriger als der europäische. Man muss sicher aber vor Augen halten, dass die Zeit generell eine schwierige ist. Wir befinden uns in einer Rezession mit negativem Wirtschaftswachstum. Kein Sponsor macht dir Geschenke, es geht um Nutzen und Sichtbarkeit.
Ist bezüglich Stadionverkauf alles erledigt?
Durch ist es erst, wenn die Tinte trocken ist. Die Willenserklärung von beiden Seiten ist gefasst, ich gehe davon aus, dass die rechtlich notwendigen Organbeschlüsse noch im April vollzogen werden.
Zuletzt gab es Kritik am Stadionverkauf, vor allem in Richtung Stadt Wien. Wie sehen Sie das?
Ich halte die Entscheidung der Stadt Wien für sehr gut, aus ihrer Sicht nachvollziehbar und mit viel Weitblick getroffen. Wenn ersichtlich wird, dass die Austria ein verlässlicher Mieter ist, wird diese Kritik auch schnell verstummen. Die Konditionen sind absolut marktüblich, die Immobilie ist mehr als werthaltig. Wir bezahlen nicht nur die Miete, sondern halten die Immobilie auch instand – ein Win-Win für alle Beteiligten.
Was macht die Austria mit dem Geld aus dem Stadionverkauf?
Wir werden keine großen Sprünge machen, sondern gemäß dem kaufmännischen Vorsichtsprinzip behutsam agieren. Wir verkaufen das Stadion nicht für Investitionen in den Spieler-Sektor, sondern zur Bereinigung der Altlasten. Außerdem brauchen wir Reserven für die Zukunft.
Welche Altlasten sind gemeint? Den Großteil des Fremdkapitals werden wir zurückführen.
Wie viel bleibt der Austria-AG dann am Konto? Ich will keine Zahlen nennen, aber wir werden über ausreichend Liquidität verfügen.
Die Investorengruppe WTF rund um Jürgen Werner wird nun doch nicht rausgekauft. Warum?
Weil der Fokus aller Beteiligten auf einer erfolgreichen Austria liegt und das ist gut so. Die Investoren ziehen an einem Strang. Auch das Zusammenspiel zwischen Jürgen Werner und mir funktioniert einwandfrei.
Braucht die Austria einen internationalen Partner?
Die Austria ist für internationale Partner offen, die Interessen des Klubs müssen aber im Vordergrund stehen.
Es hat aber schon gute Angebote gegeben.
Das war vor meiner Zeit. Letztendlich haben hier aber die Philosophien und Ziele nicht zusammengepasst.
Passt die Philosophie des ungarischen Unternehmers Lörinc Meszaros zur Austria? Er zeigte Interesse an einem Investment.
Er hatte ein Interesse am Stadion. Mit dem Verkauf an die Stadt Wien ist das Thema erledigt. Und ich halte diese Lösung für wesentlich besser.
Gibt es noch Kontakt?
Man kennt sich, der Kontakt ist derzeit aber nicht vorhanden.
Sind Sie mit dem Sportlichen in dieser Saison zufrieden?
Die Leistung der Mannschaft übers Jahr ist großartig und war vielleicht so zu Beginn der Saison nicht ganz zu erwarten. Die Verantwortlichen im Sport leisten einen tollen Job.
Daraus mache ich keinen Hehl, das war für uns alle, allen voran für die Spieler, eine große Enttäuschung. Seit dem letzten Titel 2013 waren wir aber noch nie zu so einem späten Zeitpunkt in der Saison ganz vorne dabei. Da muss man von einer sehr guten Saison sprechen. Schauen wir, was noch kommt.
Was kommt?
Jetzt mal das Derby, ein besonderes Spiel, auf das wir uns immer freuen. Auch wenn es mit der Abkühlphase ohne Auswärtsfans stattfindet. Egal, was noch kommt, wir werden von einer guten Saison sprechen. Ich traue der Mannschaft alles zu, damit meine ich wirklich alles.
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