Der wilde Hund von Tijuana

Der wilde Hund von Tijuana
Tijuana steht für Tequila, Sex und Marihuana. Nun stieg der schräge örtliche Klub in die erste mexikanische Liga auf.

Tijuana ist das Tor Mexikos zu den USA. Tausende von Autos, Lastwagen und Zehntausende von Menschen überqueren hier jeden Tag die Grenze. Vom Strand, wo sich der Grenzzaun in die Dünung des Pazifiks zieht, ist die Skyline von San Diego zu sehen.

Viele Jahre war Tijuana Inbegriff der billigen Unterhaltung für junge US-Amerikaner, die in den Bars fanden, was sie suchten: Tequila, Sex und Marihuana. Jetzt muss man sich im Zusammenhang mit Tijuana einen neuen Namen merken: Xoloitzcuintles (sprich: Scholoitzcuintles), so heißt das Fußball-Team, das heuer erstmals in die 1. mexikanische Division aufgestiegen ist.

Bei Xoloitzcuintles handelt es sich um eine altmexikanische Hunderasse. Diese Tiere haben anstatt des Fells dunkelgrau-rötliche Haut. In den vorspanischen Kulturen der Region wurden sie verehrt und galten als Begleiter der Seelen in die Unterwelt, wo sie mit den Verstorbenen beigesetzt wurden. Andere züchteten sie, um sie später zu verspeisen.

Gute Wächter

Der wilde Hund von Tijuana

Die Hunde gelten als treu und leicht erziehbar, sie sind vor allem sportliche und gute Wächter. Diese Eigenschaften haben sie einst vor dem drohenden Aussterben bewahrt und ihnen die Wiedergeburt im Namen des tijuanischen Fußballclubs beschert.

Millionen Mexikaner verfolgten Mitte Juli das erste Spiel der Xoloitzcuintles in der obersten Liga gegen Monarcas Morelia. Mit besonderer Spannung. Denn kurz zuvor war der Klub- Eigentümer, Jorge Hank Rhon, Besitzer eines Firmenimperiums mit Casinos, Banken, Wettbüros und Baufirmen, festgenommen worden.

Sicherheitskräfte hatten seine Residenz, zu der sogar ein Zoo gehört, gestürmt und ein Waffenlager entdeckt. Es drohte der Ausschluss aus der Föderation. Doch dazu kam es nicht, möglicherweise, weil die Familie Hank rasch Jorges Sohn Jorgealberto Hank Insunza zum Eigentümer des Klubs bestimmte.

Jorge Hank, Ex-Bürgermeister von Tijuana, ist eine der schillernsten und dubiosesten Figuren in Mexiko. Dem Enkel eines deutschen Einwanderers werden unter anderem Verwicklung in der Drogenhandel und Geldwäsche vorgeworfen. Die USA verweigern ihm inzwischen die Einreise. Mehrfach wurde er an Flughäfen festgenommen, 1991 mit einem Tigerbaby, das er nach Tijuana schmuggeln wollte. 1995 wurde er mit zwölf Koffern voll mit Elfenbein und Fellen vom Aussterben bedrohter Tierarten erwischt.

Schlangen-Filet

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Er kam immer wieder frei, wohl auch, weil sein 2001 verstorbener Vater, Carlos Hank González, einer der einflussreichsten Politiker Mexikos war. Dem 55-jährigen Hank wird nachgesagt, Tequila mit dem Filet einer Klapperschlange zu sich zu nehmen. "Er ist ein Mann, der zugibt, seine größte Exzentrizität sei es, eine Lederweste aus der Haut von Eselpenissen zu tragen", berichtete die Zeitung Excelsior.

Jorge Hanks Karriere begann in der (deutschen) Humboldt-Schule in Mexiko-Stadt, die er ebenso wie die Brüder Carlos und Cuauhtémoc besuchte. "Sein Vater hat kein Wort deutsch gesprochen", berichtete ein ehemaliger Mitschüler. "Doch die Kinder mussten in die deutsche Schule." Dies ist wohl auch ausschlaggebend dafür gewesen, dass Jorge, als er sich später in Tijuana einem Privatzoo mit Raubkatzen, Schlangen und 100 Xoloizcuintles baute, auch eine deutsche Schule errichtete, in der seine 19 Kinder Deutsch lernen sollten. Richtig, seine 19 Kinder.

Verdorbenes Fest

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Für den Trainer der Xolos, Joaquin del Olmo, ist mit dem Aufstieg in die höchste Liga ein lang gehegter Traum in Erfüllung gegangen. "Wir sind dabei, eine neue Geschichte im mexikanischen Fußball zu schreiben", hatte er versprochen. "Das wird ein Fest sein."

Die Xoloitzcuintles verloren die ersten beiden Spiele.

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