Der teuerste Trainer: Warum Adi Hütter nach Gladbach wechselt
So teuer war noch kein Trainer in der Deutschen Bundesliga. Der Vorarlberger Adi Hütter wechselt im Sommer von Eintracht Frankfurt zu Mönchengladbach. Das gaben beide Klubs bekannt. Geschwiegen wird, ob die Ausstiegsklausel für den 51-Jährigen in voller Höhe bezahlt wird. Die deutschen Medien gehen davon aus, dass Gladbach für den Trainer 7,5 Millionen überweisen wird.
Bisher teilten sich den Trainer-Ablöserekord Julian Nagelsmann (von Hoffenheim zu Leipzig) und Peter Bosz (von Ajax zu Dortmund) mit 5 Millionen Euro Ablöse.
"Nicht leicht gemacht"
"Die Entscheidung, zur neuen Saison ein neues Kapitel aufzuschlagen, habe ich mir nicht leicht gemacht. Ich habe hier drei unglaublich erfolgreiche und intensive Jahre erlebt, die ich gemeinsam mit der Mannschaft zum Ende dieser Saison mit einem herausragenden Ergebnis abschließen möchte. Wir haben eine historische Chance. Alles, was für mich jetzt zählt, ist der Erfolg der Eintracht. Wir wollen unseren Vorsprung verteidigen und uns für die Champions League qualifizieren. Diesem Ziel ordnen wir alles unter", erklärte Adi Hütter in einer Mitteilung der Eintracht.
Viele Fans stellen sich die Frage, ob Gladbach für Hütter besser ist als Frankfurt. Zumal der Österreicher auf dem besten Weg dazu ist, Frankfurt erstmals in der Klubgeschichte in die Champions League zu führen. Während die Borussia nach einer Niederlagenserie hoffen muss, überhaupt in den Europacup (Europa League oder Conference League) zu kommen. Das Tief begann just zu jenem Zeitpunkt, als Marco Rose seinen Wechsel von der Gladbacher auf die Dortmunder Trainerbank verkündet hatte. Und damit ein Trainerkarussell ausgelöst hat. Aber was spricht nun tatsächlich für Gladbach?
- Die Klubführung
Hütter verliert derzeit die Vertrauensleute in Frankfurt. Sportvorstand Fredi Bobic geht mit Ende der Saison wahrscheinlich nach Berlin. Sportdirektor Bruno Hübner hört ebenfalls auf. Schon vorher hat Aufsichtsratschef Wolfgang Steubing die Macht abgegeben. Zwei Hütter-Vertraute sollen für die Bobic-Nachfolge abgewunken haben – der Ex-Bern-Chef Christoph Spycher und Salzburgs Christoph Freund. Falls die Gerüchte stimmen, dass Ralf Rangnick ein Thema ist, wäre die „Flucht“ verständlicher: Mit dem früheren Salzburg-Boss hatte Hütter Probleme. Bei Gladbach hingegen ist Max Eberl schon seit 2008 Sportdirektor und Stephan Schippers seit 1999 Geschäftsführer.
- Der Kader
Wegen des Erfolgs droht sich Hütters Frankfurter Truppe im Sommer in alle Winde zu zerstreuen. Spieler wie Hinteregger, Ndicka, Sow, Kostic, Kamada und vor allem Torjäger Andre Silva stehen auf den Wunschzetteln etlicher Klubs. Bei Gladbach hingegen sind bis auf Ginter und Zakaria alle Leistungsträger bis 2023 gebunden. Zudem ist der Kader jünger und damit auch wertvoller. Laut der Plattform transfermarkt.at haben Gladbachs Spieler einen Wert von mehr als 320 Millionen Euro, um fast 100 Millionen mehr als die Frankfurter Kicker.
Geld ist in dieser Situation nicht alles, aber es hilft. Hütters Gehalt wurde nach der Vertragsverlängerung im Herbst 2020 auf 2,3 Millionen Euro angehoben. Marco Rose, sein Vorgänger, erhielt in Gladbach drei Millionen Euro im Jahr.
- Die Fans
Als Hütter Frankfurt ins Semifinale der Europa League führte, zeigte sich, wie euphorisch die Frankfurter Fans sind. Aber auch der Gladbacher Anhang kann sich sehen lassen, vor Corona begleiteten im Schnitt 6.000 Fans ihr Team zu Auswärtsspielen. Das war 2018/’19 der drittbeste Wert in der Liga und das erste Hütter-Jahr in Frankfurt, das damals Platz sechs mit 4.200 Fans belegte. Bei Heimspielen kommen im Schnitt je 50.000 Fans.
In Corona-Zeiten gibt es allerdings nur Geisterspiele, so auch am Samstag in Mönchengladbach, wenn um 15.30 Uhr Frankfurt kommt. Mit dem künftigen Coach Hütter auf der Trainerbank.
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