Der Masterplan: Foda soll bis November 2021 bleiben
Franco Foda ist aktuell wie ein Mittelfeld-Stratege, dessen Aktionsradius stark eingeschränkt ist. Dem ÖFB-Teamchef waren in den vergangenen Corona-Wochen die Hände gebunden. Immerhin kann er nun via TV einige Legionäre in Deutschland beobachten, demnächst auch den Spielern der österreichischen Bundesliga live auf die Beine schauen.
Können Sie sich noch an das letzte Länderspiel erinnern? Ist ja auch schon ein halbes Jahr her...
Franco Foda: Leider ja, weil wir in Lettland verloren haben. Es war kein schöner Abschluss, aber davor haben wir uns gegen Nordmazedonien für die EM qualifiziert.
Wäre Corona nicht dazwischen gekommen, wissen Sie, wo Sie jetzt wären?
Ja, wir hätten uns in den nächsten Tagen im Avita Hotel in Bad Tatzmannsdorf vorbereitet auf die EM. Die Vorfreude war groß bei allen.
Sport Talk mit ÖFB-Teamchef Franco Foda
Wie hat es sich für Sie angefühlt, als das Highlight Ihrer Trainer-Karriere plötzlich verschoben wurde?
Es ist ja nicht nur für mich persönlich ein Karriere-Highlight. Wir alle haben uns schon gefreut. Aber es gab keine Alternative, als die EM zu verschieben. Jetzt dauert die Vorfreude eben um ein Jahr länger an. Ich hoffe nur, dass im September die Nations League beginnen kann, damit ich die Spieler alle wieder persönlich sehe.
Aktuell können Sie als Teamchef nicht viel tun. Wie sieht Ihr Büro-Alltag aus?
Seit letzter Woche steht die Deutsche Bundesliga wieder voll im Fokus. Wir waren zwar nicht vor Ort in den Stadien aufgrund der Geisterspiele, konnten aber im Fernsehen die Spiele verfolgen. Das war schon ein schönes Gefühl. Jeder von meinem Trainerteam hatte drei Spiele zu verfolgen. Jetzt gibt es daher wieder viel zu tun, auch weil es in Österreich bald wieder losgeht mit englischen Wochen.
Wie haben Sie zuletzt mit den Spielern kommuniziert? Können Video-Telefonate ein Vier-Augen-Gespräch ersetzen?
Nein, das kann es nicht ersetzen. Die Kontakte waren generell reduziert auf Telefonate oder Whatsapp-Nachrichten. Den sozialen Kontakt auf dem Platz kann man nicht kompensieren. Dennoch war der Kontakt wichtig, vor allem mit Marko Arnautovic, der sich in einer sehr schwierigen Situation befindet. Er wartet in Deutschland bei seiner Familie auf eine Einreise-Genehmigung nach China.
Haben Sie Sorge, dass Arnautovic ob der vielen Probleme auch mit der chinesischen Liga nicht fit genug zur EM fahren könnte?
Ich habe mit Marko gesprochen. Der Plan in China sieht vor, dass die Liga bald wieder beginnen soll. Marko ist für seinen Verein ein wichtiger Spieler, ebenso für uns. Ich bin guter Dinge.
Für die EM 2021 drängen sich eventuell Spieler auf, für die 2020 zu früh gekommen wäre. Haben Sie nun noch mehr die Qual der Wahl?
Das werden wir 2021 dann sehen. Klar, die Verschiebung hat für einige Spieler Vorteile. Junge Spieler werden sich entwickeln, verletzte Spieler werden zurückkehren.
Wie groß ist Ihr Großkader? Ist das zu beziffern?
Es ist in Zahlen schwer ganz konkret auszudrücken. Ich würde sagen, wir beschäftigen uns mit rund 50 Spielern, die für uns in Frage kommen.
Die nationalen Ligen beginnen schrittweise. Wie sehr freuen Sie sich auf diese Art von Fußball mit den Geisterspielen?
Nicht nur ich, wir alle haben uns auf Live-Fußball im Fernsehen gefreut. Natürlich sind Geisterspiele gewöhnungsbedürftig. Es fehlen gewissen Emotionen. Dennoch ist es ein wichtiger Prozess in Richtung Normalität. Nur wenn das Projekt funktioniert, können wir bald über Spiele mit Publikum nachdenken.
Können Sie sich Geister-Länderspiele vorstellen?
Im Moment müssen wir uns mit allen Szenarien auseinandersetzen. Das Wichtigste ist, im September wieder Länderspiele absolvieren zu können.
Glauben Sie, dass der Zeitplan hält?
Die Zukunft ist ungewiss, daher kann das keiner sagen. Es gibt von der UEFA und der FIFA auch noch keine klaren Ansagen.
Rumänien ist Gegner in der Nations League, könnte noch der dritte EM-Gegner werden. Den Rumänen werden Sie wohl besonders auf die Beine schauen?
Hatten in den letzten Monaten viel Zeit und uns ausführlich mit den Gegnern in der Nations League beschäftigt, auch mit den spielstarken Rumänen. Sollten sie sich für die EM qualifizieren, dann hätten sie den Heim-Vorteil. Das würde die Sache für uns nicht leichter machen.
Ein brisantes Thema ist auch Ihr Vertrag, der am 31. Juli 2020 ausläuft. Wie ist der Status quo?
Wir haben uns vor der Krise intensiv unterhalten. Beide Parteien wollen miteinander in die Zukunft gehen. Die Gespräche waren gut, dann kam Corona dazwischen. Jeder weiß, was er an dem anderen hat, das Vertrauen ist vorhanden.
Sie könnten bis 2022 verlängern und im Vorbeigehen vielleicht die WM in Katar mitnehmen.
Also der Plan war, dass mein Vertrag bis November 2021nach der WM-Qualifikation verlängert wird. Sollten wir uns für die WM qualifizieren, sollte sich dadurch mein Vertrag um ein weiteres Jahr verlängern, dann wäre das schon sehr schön.
Haben Sie als Teamchef eine Meinung zur Causa LASK, die Sie auch kundtun können?
Es wurde zuletzt viel darüber gesprochen und gefordert. Der LASK hat einen Fehler gemacht, die Vorgaben der Regierung und der Bundesliga missachtet. Alles andere soll der Senat 1 entscheiden.
Sie sind ein Fan von Andreas Gabalier. Sind Sie in diesem Sommer um ein Konzert umgefallen?
Heuer war nichts geplant, ich war ja in den vergangenen zwei Jahren bei den Konzerten in München. Das waren tolle Events. Ich hoffe, dass auch hier bald die Normalität einkehrt, dann werde ich wieder auf ein Konzert gehen.
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