Der Fußball hat nach der Corona-Pause nicht mehr viel Zeit

Der Fußball hat nach der Corona-Pause nicht mehr viel Zeit
Die Corona-Krise spüren nicht nur Ligen, Europacup und EM, sondern auch die WM 2022

Die österreichische Bundesliga hat die Absicht, die Meisterschaft mit Geisterspielen bis Ende Juni zu Ende bringen zu wollen. Bis dato ist aber nur sicher, dass am Montag begonnen werden darf, in Kleingruppen zu trainieren. Alles weitere ist ein Spiel auf Zeit, vor allem was die Verfügbarkeit von Corona-Tests und die Analysemöglichkeiten dieser Tests betrifft.

Dieses Spiel auf Zeit findet aber nicht nur in Österreich statt.

Weltweit wird mittlerweile sondiert, was sich kurzfristig ausgehen könnte. Und was langfristig problematisch werden könnte. Eines wird dabei klar: der globale Profi-Fußballkalender ist so ausgereizt worden, dass Liga-Unterbrechungen von nur einem oder zwei Monaten einen Rattenschwanz von Terminsorgen über gut zwei Jahre hervorrufen.

Die Basis

Zumindest punkto Prioritätensetzung herrscht Einigkeit. Lassen es Virus und Politik zu, sollen erst einmal die nationalen Ligen beendet werden. Sie sind die Basis des Fußballs und sie könnten als Erstes in Schieflage kommen, wenn durch einen Liga-Abbruch enorme TV-Gelder wegbrechen. Entweder zeitnah oder zeitverzögert, weil die TV-Anstalten in Zukunft nicht mehr so viel zahlen können und werden.

In Deutschland wurde die Entscheidung über die Wiederaufnahme der Meisterschaft von 17. auf 23. April verschoben. Über das weitere Vorgehen werden die 36 Klubs der ersten und zweiten Liga laut Erklärung „auf Basis der dann aktuellen politischen Beschlusslage in Bund und Ländern in der kommenden Woche entscheiden“. Ein Szenario sieht Geisterspiele ab Mai vor, um die fehlenden neun Runden durchzuziehen. Es geht um insgesamt 750 Millionen Euro, die den in massive finanzielle Bedrängnis geratenen Vereinen bei einem Saisonabbruch verloren gehen würden.

Football: Germany, 1. Bundesliga

Die Bayern trainieren in Kleingruppen

Die Meisterschaften

Das finanzielle Damoklesschwert hängt über allen Ligen. Sogar in Italien hofft man, dass Anfang Mai wieder mit dem Training und Ende Mai mit dem Geisterspiel-Betrieb begonnen werden kann.

In Frankreich wurden die Ausgangsbeschränkungen bis 11. Mai verlängert, dennoch hofft man in der Liga, dass die Meisterschaft am 3. oder 17. Juni fortgesetzt werden kann.

In Spanien träumt der Ligapräsident von einem Wiederbeginn zwischen 29. Mai und 6 Juni. Laut einer wissenschaftlichen Untersuchung sollten dafür die Spieler jeden Tag getestet werden, die Spiele alle drei Tage stattfinden und die Profis sollten quasi in Quarantäne leben.

In England wurde von etlichen Klubs die Trainingsauszeit verlängert. So muss zum Beispiel Christian Fuchs erst am 3. Mai seine Familie in New York verlassen und sich bei seinem Klub Leicester einfinden.

Der Europacup

Nach den Ligen ist vor dem Europacup. Bei der UEFA soll am 23. April ein Terminplan verabschiedet werden. Nach den nationalen Ligen sollen Europa League und Champions League beendet werden. Im Schnellverfahren, angedacht soll ein Blitzturnier sein. Der Ort ist offen. Es darf bezweifelt werden, dass die europäischen Länder ihre Reisebeschränkungen vor August aufheben werden.

Die Europameisterschaft

Die Endrunde 2020 wurde ohnehin schon ein Jahr verschoben. Nun gilt es noch über den neu geschaffenen Bewerb der Nations League die letzten vier Teilnehmer zu ermitteln – darunter auch den Gruppengegner von Österreich. Zudem ist das ambitionierte Projekt der gesamteuropäischen Endrunde in Gefahr geraten, immerhin müssen die zwölf Länder in einem Jahr bereit für das Turnier sein. Einige Austragungsorte zierten sich zuletzt, einerseits aus gesundheitlichen Bedenken. Andererseits aus logistischen Gründen, weil 2021 die Stadien schon anderwertig zur Verfügung gestellt worden wären. Und die Frauen- EM in England ist schon mehr als ein Jahr vor Beginn von 2021 auf 2022 verschoben worden. Sie ist ein Opfer der Verschiebung der Olympischen Sommerspiele. Das dortige Fußballturnier ist zusammen mit der WM das prestigeträchtigste im Frauenfußball.

Die Weltmeisterschaft

Die WM findet zwar erst Ende 2022 statt – dennoch wird auf dem Weg nach Katar der Zeitplan der weltweiten Qualifikation schon jetzt kritisch beäugt. Die europäischen Teilnehmer werden zwar erst ab März 2021 ausgespielt, allerdings mit der EM-Unterbrechung von Juni bis Juli. Aber was wird, wenn die Nations League im Herbst nicht gespielt werden kann? Österreich soll Anfang September gegen Norwegen und Rumänien spielen. FIFA-Vizepräsident Victor Montagliani sagte zuletzt: „Die Spiele im September stehen noch im Programm, aber ich möchte sagen, dass ich da nicht sicher bin, wie sich die Dinge derzeit entwickeln“.

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