Der FC Hättiwari

Wolfgang Winheim
Tagebuch: Alte Verdienste sind bei der Wiener Austria kein Bonus.

Als sich Frank Stronach im Jahr 2007 von der Austria abwandte, sahen viele für Violett schwarz. Doch was passierte? Die Austria baute ohne Stronachs Magna-Millionen eine prächtige Tribüne, die kräftigste Flutlichtanlage und ließ mitten im Zehnten eine Nachwuchs-Akademie entstehen, von der Rivale Rapid nur träumen kann. Diese Würdigung gebührt nicht zuletzt den nun kritisierten Vorständen Markus Kraetschmer und Thomas Parits, obwohl deren zukunftsorientierte Investitionen zu Spielerabgängen zwangen und zwingen.

Wären Junuzovic, Barazite, Dragovic, Baumgartlinger, Schiemer und Alaba noch in Favoriten, hätte die Austria ein Team mit Champions-League-Anspruch. Doch mit einem FC Hättiwari lassen sich Austria-Anhänger nicht trösten. Zu viele Ungereimheiten haben sie irritiert:

Im Winter der Rauswurf von Karl Daxbacher, der zu diesem Zeitpunkt bei der Krone-(Leser)-Wahl als Trainer des Jahres führte.

Im Frühjahr die unattraktive Spielweise unter Ivica Vastic, die mit dem Verpassen eines Europa-Startplatzes bestraft wurde.

Und am Montag die Panne bei der Trainersuche, als Franco Foda, der am selben Abend, an dem er Kaiserslautern zusagte, der Öffentlichkeit als Wunschkandidat für die Vastic-Nachfolge genannt wurde.

Damit erwies die naiv-ehrliche Austria-Führung dem künftigen Austria-Trainer keinen guten Dienst. Der Neue geht mit einem Ersatzmann-Image ins Rennen – auch wenn er Peter Stöger heißen sollte, unter dem die Austria 2006 Meister wurde, ehe er gehen musste.

Alte Verdienste sind kein Bonus. Das bekam sogar der zu spüren, der jetzt selbst unpopuläre Entscheidungen treffen muss: Thomas Parits wurde 1985 einen Tag nach dem Titelgewinn von Funktionärslegende Joschi Walter als Trainer abgesetzt.

Im Entzaubern ihrer Meistermacher war die Austria immer schon Weltmeister.

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