Der Dancing Star will nicht mehr Trainer sein

Wolfgang Winheim
Tagebuch: Das unrühmliche Austria-Ende von Vastic bestärkt Frenkie Schinkels im Entschluss, kein Traineramt anzunehmen.

Sechs Polizisten wurden im Liga-Finish eigens für Ivica Vastic abgestellt, um den Austria-Trainer vor der Wut des Mobs zu schützen. Das unrühmliche Austria-Ende von Vastic gibt auch dem unter Nicht-Fußball-Interessierten bekanntesten Ex-Kicker zu denken. Es bestärkt Frenkie Schinkels im Entschluss, kein Traineramt anzunehmen.

"Sicher machte Ivo Fehler. Aber diese Behandlung hat er sich nicht verdient", sagt Schinkels, der Dancing Star.

Früher hätten die Anhänger nicht schon während des zweiten verpatzten Spieles "Vastic raus", sondern mit einem Anflug von Humor "Ivo, zieh’ dich um" gerufen – darauf anspielend, dass dem Trainer Vastic ein genialer Spieler fehle, wie Vastic einer war.

Schon sechs Jahre vor dem Kroaten Vastic hatte es der Niederländer Schinkels zum eingebürgerten Nationalspieler gebracht.

Am 27. Mai 1992, vor genau 20 Jahren, benötigte er knapp fünf Minuten, um sein Debüt gegenüber Teamchef Ernst Happel und dessen Co Dietmar Constantini zu rechtfertigen. In der 85. Minute anstelle von Didi Kühbauer eingewechselt, traf der 1,68 Meter kleine Holländer kurz vor Abpfiff ins Tor. Noch dazu gegen Holland. Noch dazu per Kopf.

Frenkie feierte die 2:3-Niederlage gegen die Niederländer wie einen Sieg, nachdem er sich schon zuvor in die Herzen von Andi Ogris und Herbert Prohaska gespielt und gequatscht hatte, weil er den Wiener Schmäh besser beherrschte als mancher Lokalmatador.

Frenkie pries seine neue Heimat und sagte jedem, wie glücklich er sich in Österreich fühle, bis ...

Nach dem tödlichen Autounfall seiner Frau Esther stand er über Nacht mit vier Töchtern als überforderter Witwer und unerfahrener Lokalbesitzer in einem noch nicht ausbezahlten Kaffeehaus da. Damals konnte er sich nicht leisten, einen Trainerjob abzulehnen. "Ich brauch’ jeden Schilling", gestand er. Der finanzielle Engpass zwang ihn, sich in Abhängigkeiten zu begeben.

Was kaum wer glauben wird:

Als Spieler tanzte Frenkie auf 22 Kirtagen (= Vereinen), bevor zehn verschiedene Trainerstationen mit dem Höhepunkt Favoriten folgten, wo der Wandervogel die Austria gemeinsam mit Sportdirektor Peter Stöger 2006 zum bis heute letzten violetten Meistertitel führte.

Was nur wenige wissen:

Dass Schinkels während der Austria-Zeit und dem stressreichen Spagat zwischen Trainer und (mittlerweile) fünffachem Vater arg Burn-out-gefährdet war.

Und was schon gar nicht an die Öffentlichkeit drang:

Weshalb ein Trainergastspiel von Schinkels, der sich von der 5. Liga hochdienen musste, bei einem Regionalligaklub abrupt endete.

Vor einem Entscheidungsspiel hatte Jungtrainer Schinkels seine Mannschaft um sich versammelt und zu motivieren versucht mit den Worten: "Burschen. Wenn’s heute g’winnts, erlaub’ ich euch alles. Dann dürft ihr von mir aus bis fünf Uhr Früh feiern, saufen, oder mit der Frau vom Obmann ..."

Peinlicherweise stand der Herr Obmann hinter ihm in der Kabinentür.

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