Alaba: „Diese Momente will ich wieder erleben“

The Worlds Greatest“ ist so ein Lied, das David Alaba gerne hört. Nicht, weil er sich für den Größten hält, sondern weil der Hit von R Kelly so viel Selbstvertrauen gibt. Genau deshalb hat ihn Alaba auch gehört, als er am Samstag zwei Stunden vor dem Finale der Champions League mit seinen dicken Kopfhörern den heiligen Rasen des Wembley Stadions begutachtete. Zwei Tage später dürfte sich Alaba durchaus als „The Worlds Greatest“ fühlen. Tut er aber nicht. Im Gespräch mit dem KURIER vermittelt der Champions-League-Sieger einmal mehr Bodenständigkeit.
KURIER: Wie würden Sie mit etwas Abstand das Spiel sportlich analysieren?
David Alaba: Wir haben uns zu Beginn sehr schwergetan, ins Spiel zu kommen.
Warum?
Weil Dortmund wirklich sehr gutes Pressing gespielt hat. Aber nach 20 bis 25 Minuten sind wir immer stärker geworden. In der zweiten Halbzeit waren wir klar überlegen. Daher haben wir auch verdient gewonnen.
Wie haben Sie dann die Momente des Schlusspfiffs und der Pokalübergabe erlebt?
Ich habe weit zurückgedacht und mich auch daran erinnert, als ich bei einem Austria-Spiel Balljunge war. Und jetzt gewinn’ ich die
Champions League? Das ist einfach nicht zu fassen.
Sie haben mit einer gemischten Fahne
Österreichs,
Nigerias und den
Philippinen auf dem Wembley-Rasen gefeiert. Wie ist es dazu gekommen?
Diese Fahne habe ich letzte Woche anfertigen lassen. Meine Eltern kommen aus Nigeria und den Philippinen und diese Wurzeln sollte man nie vergessen. In Österreich bin ich geboren und aufgewachsen, daher war Rot-Weiß-Rot in der Mitte. Alle drei Länder spielen eine wichtige Rolle in meinem Leben.

Ich bin ein wenig später zur Feier gekommen, weil ich noch eine Dopingprobe abgeben musste. Wir waren mit der Mannschaft beim Bankett, wo uns 1800 Leute empfangen haben. Um zirka 2 Uhr hatten wir dann noch eine Party in unserem Mannschaftshotel, wo auch meine Familie und meine Freunde dabei waren. Meine besten Freunde, die immer für mich da sind, konnten sich dann mit dem Pokal fotografieren lassen.
Ihr Freund
Franck Ribery hat erzählt, er hätte mit dem Pokal und seiner Frau geschlafen. Wissen Sie mehr?
Ich hab das zuerst gar nicht gecheckt, sondern erst später gehört, dass er mit dem Pokal aufs Zimmer verschwunden ist.
Hat er seine Frau oder den Pokal enger umarmt?
(Lacht, Anm.). Ich glaube, er hat beide nicht mehr ausgelassen. Er hat auch seiner Frau viel zu verdanken, sie haben den Erfolg gemeinsam gefeiert und genossen.
David Alabas Finalerlebnis
Gefeiert hat sicher auch Ihr Kollege
Arjen Robben. Haben Sie sich für Ihn als Matchwinner besonders gefreut?
Natürlich. Er hat sich das so sehr verdient, weil er enorm hart an sich arbeitet. Er ist immer schon vor dem Mannschaftstraining in der Kraftkammer und bleibt auch danach noch, um sich individuell zu verbessern. Er wurde in den letzten Jahren hart kritisiert und infrage gestellt. Daher gönne ich ihm das jetzt doppelt und dreifach.
Ist ihm diese Kritik sehr nahegegangen?
Das war keine leichte Zeit für ihn, aber er ist mental sehr stark. Er hat zwei wichtige Elfmeter verschossen, aber er hatte auch den Mut, die Verantwortung zu übernehmen.
Ein Monat vor Ihrem 21. Geburtstag stehen Sie auf dem Gipfel. Welche Ziele stecken Sie sich für die nächsten 15 Jahre?
Die gleichen noch einmal. Deutscher Meister zu werden oder die Champions League zu gewinnen, sind so schöne Momente. Die will ich wieder erleben. Und jetzt will ich am Samstag auch den
DFB-Pokal gewinnen.
Wie soll Ihre weitere persönliche Entwicklung aussehen?
Der Verein sieht mich im Moment als linker Verteidiger. Aber ich sehe mich als Mittelfeldspieler und das haben auch alle im Hinterkopf. Ich versuche diesbezüglich ruhig zu bleiben, aber es ist ein Ziel von mir bei Bayern im zentralen Mittelfeld Stammspieler zu werden.

Der rechte Fuß muss noch viel besser werden. Ich kann natürlich passen und hohe Bälle spielen. Aber einen Roberto Carlos hab’ ich rechts noch nicht.
Es soll 200.000 Euro Prämie geben, was machen Sie damit?
Ich weiß selbst gar nicht, wie viel ich bekomme und habe mir darüber keine Gedanken gemacht. Aber ich werde das Geld nicht beim Fenster raushauen.
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