„Diese Nachricht ist so traurig“, meint Sebastian Prödl. „Er war ein Trainer mit klarer Ansage, emotional, teilweise radikal, für unseren Erziehungsprozess sehr wichtig. Er war einer meiner größten Förderer, dafür bin ich ihm sehr dankbar. Er hat mich gefördert und gefordert.“ Das Wohl der Mannschaft sei ihm so wichtig gewesen. „Paul Gludovatz war immer geerdet, er ist im Erfolg wie im Misserfolg immer derselbe Mensch gewesen.“
Als Trainer von Ried holte der Burgenländer 2011 den Cup-Titel, als Teamchef und Chef der Trainerausbildung prägte er 27 Jahre lang den heimischen Fußball. Zu den Highlights gehörte natürlich das Halbfinale bei der U-20-WM in Kanada 2007 oder Platz drei bei der U-19-EM in Polen 2006.
ÖFB-Präsident Gerhard Milletich würdigte seinen burgenländischen Landsmann und auch Freund. „Seine Persönlichkeit wird immer unvergessen bleiben. Paul Gludovatz gebührt großer Dank und Respekt für die Leistungen, die er mit vollem Einsatz für den Fußball in unserem Land erbracht hat.“
Das A-Team erfuhr am Samstag beim Frühstück in Klagenfurt vom Ableben von Gludovatz, das Sportliche rückte in der Sekunde in den Hintergrund. Sportdirektor Peter Schöttel: „Es trifft mich persönlich, die Nachricht war ein Schock. Vor 40 Jahren war er mein Teamchef bei der U-15-Mannschaft. Seit damals hatte ich immer Kontakt zu ihm. In relativ hohem Alter hatte er den Mut, das Abenteuer Bundesliga zu wagen.“
Ex-Austria- und Sturm-Spieler Michael Madl beispielsweise erlebte mit Gludovatz zwei Europameisterschaften und die U-20-WM 2007 in Kanada. „Das war natürlich das prägendste Ereignis.“
Abgesehen von den vielen Erfolgen hat Gludovatz mit seiner Art viele junge Spieler positiv geprägt. „Er hat seine Meinung gesagt, mitunter ist er laut geworden – aber bei ihm war immer der Respekt dabei. Alle, die das Privileg hatten, ihn kennenzulernen, werden ihn nie vergessen.“
Einer, der den finalen Sprung ins Profi-Geschäft nicht geschafft hat, ist der Verfasser dieser Zeilen. Ich lernte Paul Gludovatz 1988 kennen. Bei einem Testspiel gegen eine von ihm gecoachte ÖFB-Nachwuchsauswahl erfuhr ich vom Gerücht, mit einer baldigen Einberufung in das Nationalteam rechnen zu dürfen. Es eröffnete sich mir plötzlich eine neue Fußballwelt, denn offenbar bildete sich der Teamchef ein, dass ich halbwegs passabel kicken könnte.
Wenige Wochen später stand ich mit dem Schreiben des ÖFB in der Hand im Büro des Schuldirektors, um drei freie Tage zu erbitten. Glücklicherweise war dieser Fußball-Fan, weshalb ich in der Türkei mein Team-Debüt feierte und danach beim entscheidenden Qualifikationsspiel gegen Griechenland dabei sein durfte, wo uns Hannes Stromberger mit einem Doppelpack zur Endrunde schoss. Zwei Monate danach nahm ich an der U-16-Europameisterschaft in Spanien teil – es sollte letztlich mein Karriere-Highlight werden, für das einer maßgeblich verantwortlich ist: Paul Gludovatz.
Danke, Teamchef.
Kommentare