Constantini bootet Janko aus
Er wirkte ang'fressen. Und das schon vor dem Mittagessen.
Weil Marc Janko ein sensibler Mensch ist, hat er die zwischenmenschlichen Schwingungen und Signale der letzten Trainingseinheiten am Montag, Dienstag und Mittwochvormittag richtig interpretiert und seine Schlüsse daraus gezogen.
Der Kapitän weiß, dass er am Freitag in Gelsenkirchen nicht in der Startelf stehen und auf der Bank Platz nehmen wird. "Es ist für mich wie fast vor jedem Länderspiel eine Wundertüte. Ich weiß nie, ob ich spiele. Diesmal gehe ich nach den Trainings nicht davon aus, dass ich von Beginn an spiele."
Vertrauensfrage
Diese Situation beim Nationalteam, sagt Janko, sei ihm schon vertraut. "Das passiert ja nicht zum ersten Mal, daher bin ich es schon gewohnt." Ein Gespräch zwischen Teamchef Dietmar Constantini und seinem Kapitän Marc Janko hat in dieser Woche in Bad Tatzmannsdorf noch nicht stattgefunden. "Keine Ahnung, ob er auf mich zu gehen wird. Wenn nicht, dann suche ich das Gespräch."
Janko ist ein Typ, der das absolute Vertrauen seines Vorgesetzten braucht, um gute Leistungen zu bringen. Diese Rückendeckung fehlt ihm derzeit im Nationalteam. Nicht so bei seinem Verein Twente Enschede, wo der Vollblutstürmer in dieser Saison nahezu nach Belieben trifft. Tore haben bisher immer als oberste Legitimation für einen Stürmer gegolten. Schlag' nach bei Hans Krankl oder Toni Polster. Janko: "Das habe ich auch geglaubt. Aber für viele zählen die Tore allein nicht mehr, diese Leute fordern andere Dinge dazu."
Janko wird oft für seine Spielweise kritisiert, weil er - ähnlich wie Roland Linz - den Typus des klassischen Mittelstürmers verkörpert. Ein Angreifer mit Torriecher, der sich meist in der Nähe des gegnerischen Strafraums aufhält, um dort eiskalt zuzuschlagen. Kritiker werfen Janko mangelnde Laufbereitschaft vor.
Systemfrage
Stimmt ein Trainer sein System auf Janko ab, dann erhält er als Dank vom 1,96-Meter-Riesen Tore am Fließband. In Salzburg erzielte Janko in 126 Spielen 83 Tore, in seiner letzten Saison für die Salzburger verpasste er den ewigen Torrekord von Hans Krankl (41) nur um zwei Treffer. Auch in der niederländischen Eredivisie hat er sein Visier gut eingestellt, wie 25 Treffer in 51 Partien unter Beweis stellen.
Problematisch wird es für Janko dann, wenn ein Team aufgrund fehlender Klasse den Gegner nicht dauerhaft unter Druck setzen kann und daher Stürmer benötigt, die auch in der Defensive oder auf der Seite arbeiten. Aus diesem Grund hat Constantini den Austrianer Linz zuletzt nicht in den Kader berufen, aus diesem Grund wird an vorderster Front wohl Arnautovic Janko vorgezogen. Der 28-jährige Twente-Legionär gab bei der Pressekonferenz am Mittwoch dem Teamchef indirekt und wahrscheinlich ungewollt sogar recht: "Wir sind auch in Deutschland wie fast vor allen Länderspielen der Underdog."
Dafür kommt er wieder vier Tage später für das Spiel gegen die Türkei am Dienstag in Wien infrage. "Wenn ich spiele, werde ich alles geben. Auch bei einem Kurzeinsatz."
Variantenreich
Constantini setzt - wie schon im Juni in Wien - auch in Gelsenkirchen gegen Deutschland auf das Überraschungsmoment mit schnellen Spielern. Im Vormittagstraining am Mittwoch wagte er den Versuch einer mutigen, weil offensiv ausgerichteten Aufstellungsvariante mit Hoffer hinter Arnautovic, Harnik auf der rechten und Royer auf der linken Flanke.
Eine taktische Ausrichtung, die die aktuelle Stimmung im Team widerspiegeln würde. Keine Spur von Druck, dafür gute Stimmung und Lockerheit, gepaart mit der nötigen Konzentration und Ernsthaftigkeit. Vielleicht die optimale Mischung, um dem großen Favoriten doch ein Bein zu stellen. Weil ohnehin schon alles verloren scheint.
Die etwas vorsichtigere Option wäre Dag im rechten Mittelfeld und Harnik statt Hoffer. Die Hintermannschaft mit Goalie Gratzei und der Abwehrkette Klein, Schiemer, der sein erstes Länderspiel gegen Deutschland absolvieren wird, Pogatetz und Fuchs steht. Ebenso sind Baumgartlinger und Alaba im zentralen Mittelfeld gesetzt.
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