Brasilien siegte, die FIFA verlor
Die WM-Generalprobe war sportlich ein voller Erfolg. Es waren gute Spiele, es fielen viele Tore, es waren viele Fans im Stadion, der Transport dorthin funktionierte besser als befürchtet. Zu guter Letzt gewann Veranstalter Brasilien im Finale gegen Weltmeister Spanien klar mit 3:0. Wobei Brasiliens Hoffnungsträger Neymar zeigte, dass er das Zeug zum Weltstar hat.
Der erste Reflex von Blatter: „Das sind soziale Probleme Brasiliens und nicht die des Fußballs. Der Fußball bringt nur Freude, nicht nur für Brasilien, sondern für die ganze Welt.“
Blatter ist einer der mächtigsten Funktionäre auf der Welt. Er schafft, wozu ansonsten Revolutionen oder militärische Einsätze nötig sind. Er kann Regierungen Gesetze diktieren, die ansonsten kaum durchzusetzen wären. Und alles nur, damit die als Fußballfest getarnten Sponsorenmessen der FIFA stattfinden können: Strikte Auflagen und Regeln im Sinne der Sponsoren, überteuerte Eintrittspreise, das Verbot von Stehplätzen und wie schon in Südafrika die Zwangsräumung von Wohnungen für milliardenschwere Stadien, die riesigen VIP-Bereichen gleichen.
Milliardenspiele
Papst Franziskus punktet mit neuer Bescheidenheit. Blatter hingegen wird nie öffentlich mit Bus oder U-Bahn ins Stadion fahren. Er hat in Rio de Janeiro das noble Copacabana Palace Hotel kaum verlassen. Die Funktionäre logieren in den besten Hotels, lassen sich in VIP-Logen bewirten und von normalen Fans dabei auf die Scampi schauen. Und wundern sich dann, dass sie als Eindringlinge oder gar als Besatzer wahrgenommen werden.
Blatter zeigte vor dem Finale zwar kurz Einsicht, rechnete danach aber wieder einmal vor: „Am Ende der WM in Südafrika, zusätzlich zu dem Erfolg des Turniers, haben wir 100 Millionen Dollar hinterlassen. Ich bin mir sicher, dass eine Summe in diesem Bereich oder sogar noch höher hier auch möglich wäre.“ Großzügig. Die Gesamtkosten der WM in Brasilien werden auf elf Milliarden Euro geschätzt. Für das WM-Jahr 2014 kalkuliert die FIFA mit Einnahmen von insgesamt 1,080 Milliarden Dollar (831,54 Millionen Euro).
Blatters Adjutant Jérôme Valcke reagierte auf die Kritik nur kurz: „Wir sind das falsche Angriffsziel. Wir sind unverschuldet in dieses Durcheinander geraten und haben nichts verbrochen.“
Wenn der einstige Rechtehändler Valcke nicht das Unschuldslamm gibt, macht er deutlich, wie er und Teile der FIFA ticken. Im April sagte er: „Um eine WM zu organisieren, ist weniger Demokratie manchmal besser.“
Solange er, sein Chef Joseph Blatter und Kumpane an der FIFA-Macht sind, wird es nur schwerlich mehr Weltmeisterschaften in einer westlichen Demokratie geben. Die nächsten beiden Weltmeisterschaften finden vorsorglich schon in Russland und Katar statt.
Brasilien feiert seine Helden
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