CL-Halbfinale: Monacos Talente im Schaufenster

Das Sinnbild für Monacos Aufstieg: Jungstar Kylian Mbappe.
Das "Modèle vitrine" wurde ein Schlager und fordert im Semifinale die "Alte Dame" aus Turin.

Die Association Sportive Monaco hat die besten Zeiten schon ein bisschen hinter sich. Der größte Erfolg des Fußballteams aus dem Fürstentum liegt ein paar Jahre zurück – 2004 eliminierte der Klub in der Champions League Real Madrid sowie Chelsea und verlor erst das Endspiel gegen den FC Porto 0:3. Den letzten Titel holten die Monegassen als Cupsieger 2010, die letzte französische Meisterschaft gewannen sie im Jahr 2000.

Im Dezember 2011 übernahm Dmitiri Rybolowlew die Mehrheit des Absteigers, der auch in der League 2 nur Letzter war. Der russische Milliardär und Düngerkönig holte Trainer Claudio Ranieri, der Monaco wieder ins Oberhaus führte.

Unbekannter Trainer

Die wahre Renaissance leitete aber Ranieris Nachfolger, ein 42-jähriger Portugiese, ein. Als Leonardo Jardim 2014 von Sporting Lissabon zu Monaco wechselte, ließ der Verein ausrichten, der neue Trainer plane ein spannendes Projekt mit jungen Spielern. Unbekannter Trainer, unerfahrene Mannschaft – das klang, als würden die Russen nach Jahren des Prassens Kosten und Ziele herunterfahren. Jardim, damals 40, musste sich anhören, er sei dieses Klubs nicht würdig. Im TV parodierten sie seine ungelenken Pressekonferenzen.

Nun wird vom "Modèle Monaco" gesprochen. Oder vom "Modèle vitrine". In diesem Schaufenster stehen die jungen Wilden, allen voran ein Trio. Der portugiesische Mittelfeldspieler Bernardo Silva ist 22, kam von Benfica Lissabon und soll bereits Angebote aus halb Europa haben. Mittelfeldspieler Thomas Lemar aus Guadeloupe, ist erst 21, tritt aber mit enormen Selbstvertrauen auf. Er kam vor einem Jahr für vier Millionen Euro aus Caen, nun wird sein Marktwert auf 20 Millionen geschätzt. Stürmer Kylian Mbappé ist 18, wird "der neue Thierry Henry" genannt und soll auf den Wunschzetteln von Real Madrid und den Bayern stehen.

Nach der ersten Saison unter Jardim verkaufte Monaco 2015 junge Spieler für 150 Millionen Euro. Martial ging mit 19 Jahren für 50 Millionen Euro zu Manchester United und ist damit der bisher teuerste Teenager der Geschichte. Kondogbia wurde an Inter verkauft, Kurzawa an Paris Saint-Germain, Carrasco an Atlético Madrid.

Talente sollen bleiben

Damit soll es zumindest in diesem Sommer vorbei sein: Vizepräsident und Geldgeber Vadim Wasiljew kündigte an, dass die umworbenen Topstars wie Kylian Mbappé, Bernardo Silva oder Thomas Lemar den Verein im Sommer angesichts der bevorstehenden Weltmeisterschaft im kommenden Jahr nicht verlassen wollen.

Nur bei den Fans ist AS Monaco kein Hit: Das Stade Louis II, das 18.523 Fußball-Fans Platz bietet, aber so gut wie nie ausverkauft ist, liegt direkt am Jachthafen, umzingelt von Hochhäusern. Im Schnitt kamen in dieser Saison nur rund 9000 Zuschauer zum Tabellenführer.

Aber Trainer Leonardo Jardim wird nicht mehr parodiert, sein Französisch ist besser geworden. Doch das rüde Willkommen schmerzt noch: Jardim verpasst keine Gelegenheit, die Lobhudler von heute an ihre Geringschätzung von früher zu erinnern.

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