Violette Bescherung nach dem Feier-Abend

Trainerleid: Coach Bjelica hielt es nicht auf der Bank aus. Nach der Fahrt auf der Hochschaubahn der Emotionen brachen alle Dämme.
Die müden, aber überglücklichen Austrianer freuen sich auf die Auslosung am Donnerstag.

Der Tag danach. Auf den Triumph folgte die emotionale und mentale Leere. Der Einzug in die Gruppenphase der Eliteliga wurde von den Austria-Spielern in der Onyx-Bar in der Wiener Innenstadt gefeiert, Trainer Nenad Bjelica stieß mit Freunden auf den historischen Erfolg an. „Ich habe nur drei oder vier Stunden geschlafen.“

Müde und überglücklich standen sie alle am Mittwoch auf. „Es ist der schönste Morgen in meiner Fußballer-Karriere“, gestand Philipp Hosiner, der sich dann gegen Mittag noch einmal das Spiel gegen Zagreb anschaute. Ihm war beim Telefonat zu Scherzen zumute: „Jetzt wird gerade der Roman Kienast eingetauscht. Ich bin gespannt, was jetzt geschieht.“ Markus Suttner bekämpfte seine Schlaflosigkeit, indem er um vier Uhr in der Früh die Partie auf DVD Revue passieren ließ. „Ich muss zugeben, ich habe vor Freude geweint.“ Florian Mader wiederum genehmigte sich das Spiel zum Frühstück und fokussierte sich nur auf die wirklich wichtigen Szenen. „Von Minute sechs bis 79 habe ich schnell vorgespult.“

Ausgebrannt

Eine „brutale Leere“ verspürte Marko Stankovic. „Ich bin im Spiel 13,6 Kilometer gelaufen. Das war aber nicht so mühsam wie die mentale Anstrengung rund um das Spiel.“ Dennoch schmeckte das Frühstückskipferl besser als sonst. „Ich habe die Zeitungen durchgeblättert. Das alles noch einmal nachzulesen, das ist schon ein sehr gutes Gefühl. Diese Mannschaft hat gegen einen Traditionsklub Vereinsgeschichte geschrieben. Solche Emotionen habe ich im Fußball noch nie erlebt.“

Ganz besonders freuen durfte sich Roman Kienast, der mit seinem Tor zum 2:3 die Austria in die Gruppenphase und zu den Euro-Millionen geschossen hat. „Es ist unglaublich, was wir erreicht haben. Nach diesem Rückstand noch den Aufstieg zu schaffen, ist schon sehr cool.“ Sprach’s, und machte sich daran, die Glückwünsche zu beantworten. „Es sind so viele SMS, bisher hatte ich keine Zeit.“

Dass ausgerechnet er, der Reservist, der sich zuletzt hinter den Stürmern Hosiner und Okotie anstellen musste, das Goldtor erzielte, sei keine Genugtuung. „Ich bin schon lange im Geschäft. Es ist leider so, dass du dich hinten anstellen musst, wenn du verletzt warst. Wenn dann der Hosi so eine Saison hinlegt wie zuletzt, dann wird es eben schwer für mich.“

Stolz

Schlaflos in Wien war auch Manager Markus Kraetschmer. „Alles musste erst ein wenig sickern. Wir müssen für die Gruppenphase gleich so viele Dinge organisieren. Daran sehe ich, was wir geschafft haben.“ Am Nachmittag bat Nenad Bjelica, der von seinem Vorgänger Peter Stöger Gratulationen erhielt, seine Europacup-Helden zu einem leichten Training. In der Kabine stellte er sich vor die Mannschaft und teilte ihr in einer kurzen Ansprache nur eines mit: „Dass ich stolz bin, sie trainieren zu dürfen. Ich bin stolz, Austria-Trainer zu sein.“

An kleinen Gesten bemerkte man nach Schlusspfiff die in den letzten Wochen gewachsene Harmonie zwischen dem neuen Trainer und dem Team. „Wir mussten uns kennenlernen. Die Mannschaft hat einen tollen Charakter.“

Austria - Dinamo in Bildern

Real. Natürlich auch gerne die Bayern, Barcelona oder Chelsea. Aber wäre die Auslosung zur Gruppenphase am Donnerstag in Monaco (17.45 Uhr/ live Eurosport) ein Wunschkonzert, dann würden die meisten Austria-Spieler Real Madrid als Gegner aus Topf 1 bevorzugen. „Ich verbinde den Verein mit den Galaktischen rund um Zidane, Figo, Raúl oder Beckham. Die haben mir damals imponiert, darum wäre das mein Traum“, sagt Marko Stankovic.

Roman Kienast geht es nicht anders: „Dieser Klub hat für mich den größten Reiz.“ Der Goldtorschütze wünscht sich zudem Paris St-Germain. „Weil ich ein Fan von Zlatan Ibrahimovic bin. Ich habe damals mit Rapid gegen ihn und Juventus in der Champions League gespielt und mir nach dem Match sein Trikot gesichert.“

Trainer Nenad Bjelica befindet sich bei seinen Wunschgegnern ein wenig in der Zwickmühle. „Gehe ich nach dem Klub, dann Real. Das sind die Könige. Gehe ich nach dem Trainer, dann Bayern oder Chelsea.“ Zu Guardiola und Mourinho schaut Bjelica auf, obwohl er kein Vorbild hat, dem er nacheifert. „Mourinho ist für mich der Beste. Ich habe viele Bücher über ihn gelesen. Sehr interessant.“ Einmal traf Bjelica schon auf Mourinho: als Spieler mit Betis Sevilla gegen das Barcelona von Bobby Robson mit dem damaligen Co-Trainer Mourinho.

Auch Manager Kraetschmer hat seinen Wunschzettel abgeben: Real oder Barcelona aus Topf 1, Juventus oder Paris aus Topf 2 und Kooperationsverein Dortmund aus Topf 3. „Das wäre für mich ein sentimentaler Gegner.“

Auslosung

Die Gruppenphase wird am Donnerstag in Monaco ausgelost (ab 17.45 Uhr, live Eurosport). Die 32 Teilnehmer werden in vier Töpfe zu je acht Teams nach ihrer Platzierung im UEFA-Klubranking eingeteilt. Die Austria ist fix im vierten und letzten Topf.

Gegner

27 der 32 Teilnehmer stehen fest, davon waren 22 fix qualifiziert. Auch in diesem Jahr ist Europas Elite vollzählig versammelt.

Termine

In der Gruppenphase gibt es sechs Spieltage. Gespielt wird Dienstag und Mittwoch am 17./18. 9., 1./2.10., 22./23.10., 5./6.11., 26./27.11. und 10./11.12. Anpfiff ist um 20.45 Uhr, außer bei Spielen in Russland. Das Finale steigt am 24. Mai 2014 in Lissabon.

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