Champions-League-Traumlos für Salzburg: Duell mit Bayern
Die Aufgabe für Red Bull Salzburg ist auch bei der zweiten Champions-League-Teilnahme nicht leichter geworden. Bei der Auslosung in Genf landete der heimische Serienmeister am Donnerstag in Gruppe A mit Titelverteidiger Bayern München von David Alaba, Atletico Madrid und Lok Moskau. "Die Gruppe ist schwieriger als im Vorjahr", stellte Kapitän Andreas Ulmer unumwunden fest. Für Trainer Jesse Marsch ist es "die schwierigste" überhaupt.
Am Tag nach dem glanzlosen, aber umso erleichternden Aufstieg gegen Maccabi Tel Aviv, der im zwölften Anlauf das Ende des "Quali-Fluchs" brachte, kam das Hammerlos - auf das das gutgelaunte Trio Ulmer, Marsch und Sportdirektor Christoph Freund bei einem Pressetermin in der eigenen Arena mit viel Respekt, aber auch Vorfreude reagierte. "Wir spielen sicher mutig und suchen nach unserer besten Leistung. Wir haben viel vom letzten Jahr gelernt", erklärte Marsch, dessen Elf damals Genk zweimal besiegte, gegen Napoli ein Remis holte und Liverpool in beiden Partien voll forderte. Der Lohn war der Umstieg des Gruppendritten in die Europa League.
Konkrete Ziele wollte Marsch vorerst nicht nennen. "Viele (Spieler, Anm.) haben bei der Auslosung 'nicht Gruppe A' geschrien, viele schrien 'bitte Gruppe A'. Die Leidenschaft, gegen die besten Gegner zu spielen, ist groß bei unseren Jungs. Es ist ein Vorteil, eine junge Truppe zu haben, sie denken noch nicht so viel nach." Ulmer, der dienstälteste Salzburger, gab sich überzeugt: "Unmöglich ist nichts, wir haben international schon viele gute Spiele abgeliefert. Wir brauchen uns nicht zu verstecken und keine Angst haben."
Spielplan erst am Freitag
Das Abenteuer startet am 20./21. Oktober, die genaue Spielordnung will die UEFA bis spätestens Freitagmittag bekanntgeben. Der Kontinentalverband erklärte am Donnerstag auch, das man wieder vor Zuschauern spielen dürfe, er will ab kommender Woche wieder Fans in den Stadien zulassen. Die konkrete Ausgestaltung liegt allerdings bei den lokalen Behörden. Aktuell dürfen 3.000 Zuschauer in die Red-Bull-Arena von Wals-Siezenheim. "Das wäre ein absoluter Pluspunkt", sagte Freund.
Alle drei Gegner in der aktuellen CL-Saison sind für die Salzburger fußballerisches Neuland, gut in Erinnerung ist allerdings noch der 3:0-Testsieg über die Bayern im Jänner 2014, der für viel Aufsehen sorgte. Von damals sind aufseiten Salzburgs freilich nur noch Andreas Ulmer und Andre Ramalho mit an Bord. "Das ist etwas ganz Spezielles und ein ganz, ganz großes Spiel für uns", meinte Freund.
Zwei Große, eine graue Maus
Viel mehr muss zum deutschen Rekordmeister (30), der die Bundesliga zuletzt achtmal in Serie gewann, derzeit auch nicht gesagt werden. Mit sechs Titeln sind die Bayern hinter Real Madrid (13) und dem AC Milan (7) bzw. gleichauf mit Liverpool das drittbeste Team in der Geschichte des Meistercups bzw. der CL. Beim jüngsten Erfolg machte sich Robert Lewandowski mit 15 Toren zum Schützenkönig.
Am Donnerstag meldete sich Bayern-Routinier Thomas Müller zu Wort. "Eine sehr interessante Gruppe", nannte er die Konstellation. "Als aktueller Champions-League-Sieger bist du aber gleich in der Gruppenphase schon wieder unter Zugzwang."
Auf einen CL-Triumph wartet Atletico noch. Dennoch gelten die "Colchoneros" (Matratzenmacher) als höchst unangenehmer Kontrahent, der unter dem seit 2011 werkenden Coach Diego Simeone weniger fürs Auge denn für die Defensive tut und damit durchaus erfolgreich ist. Ein Meistertitel (2014), zwei Europa-League-Gewinne (2012 und 2018) sowie zwei CL-Finali (2014 und 2016 jeweils gegen Real Madrid) stehen unter der Ägide des Argentiniers zu Buche. Mit Luis Suarez vom FC Barcelona vermeldete Atletico zuletzt einen spektakulären Zugang in der Offensive. "Beeindruckend, mit welcher Leidenschaft, welcher Intensität und mit welchen Emotionen sie spielen", befand Freund.
Die graue Maus der Gruppe ist Lok Moskau. Die Russen sind dreifacher Landesmeister (zuletzt 2018) und konnten 2003/04 bis ins Achtelfinale der CL vordringen. Bekanntester Spieler ist Stürmer Fjodor Smolow. Lok ist der russische Klub mit den meisten Spielen gegen österreichische Klubs. In neun Duellen konnten bei zwei Unentschieden aber nur Rapid (CL-Quali 2005) und der FC Tirol (CL-Quali 2001) Siege feiern.
Messi gegen Ronaldo
Im Pool G kommt es zum Duell zwischen Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Die weiteren Gegner vom FC Barcelona und Juventus Turin sind Dynamo Kiew und Ferencvaros Budapest. Messi und Ronaldo traten bisher schon 35 Mal gegeneinander an, zuletzt am 6. Mai 2018 beim 2:2 im Camp Nou zwischen Barca und Real Madrid. Beide Stürmer erzielten damals ein Tor. In der Champions League kam es zwar schon zu Kräftemessen zwischen den zwei dominanten Figuren des Weltfußballs der vergangenen Jahren, allerdings noch nie in der Gruppenphase.
Auf Österreichs Legionäre warten in der Spiele gegen attraktive Kontrahenten. Borussia Mönchengladbach, Arbeitgeber von Valentino Lazaro, Stefan Lainer und Hannes Wolf, bekommt es in Gruppe B mit Real Madrid, Schachtjor Donetsk und Inter Mailand zu tun. Lazaro ist derzeit von Inter an die Gladbacher verliehen. Für RB Leipzig geht es in Pool H mit Marcel Sabitzer und Konrad Laimer gegen Vorsaison-Finalist Paris Saint-Germain und Englands Rekordmeister Manchester United, dritter Gegner ist Basaksehir Istanbul.
Der aktuelle englische Champion Liverpool wurde in Gruppe D zu Ajax Amsterdam, Atalanta Beramo und FC Midtjylland gelost, Europa-League-Sieger FC Sevilla spielt in Gruppe E gegen Chelsea, Krasnodar und Stade Rennes. In Pool F stehen Zenit St. Petersburg, Borussia Dortmund, Lazio Rom und Club Brügge. Gruppe C wird von FC Porto, Manchester City, Olympiakos Piräus und Olympique Marseille gebildet.
Lewandowski Europas Fußballer des Jahres
Vor und während der Auslosung erfolgte noch die Vergabe einiger Awards. So wurde etwa Manuel Neuer als bester Torhüter der letzten CL-Saison ausgezeichnet, Bayern-Teamkollege Joshua Kimmich als bester Verteidiger. Bester Mittelfeldspieler wurde Kevin de Bruyne von Manchester City. Als bester Stürmer wurde wenig überraschend Tormaschine Robert Lewandowski ausgezeichnet.
Bei den Frauen gingen die Auszeichnungen an Sarah Bouhaddi (Torhüterin), Wendie Renard (Verteidigerin) und Dzsenifer Marozsán (Mittelfeld). Als beste Stürmerin wurde Pernille Harder geehrt.
Auch bei den Trainern war der aktuelle Champions-League-Sieger nicht zu schlagen. Hansi Flick sicherte sich die Auszeichnung als bester Coach. Als bester Frauen-Trainer wurde Jean-Luc Vasseur geehrt, er gewann mit Olympique Lyon ebenfalls die Königsklasse. Zu guter Letzt wurden dann noch der beste Spieler und die beste Spielerin gesucht: Die Titel gingen an Robert Lewandowski und Neo-Chelsea-Spielerin Pernille Harder.
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