Von Happel bis Trauner: Welche Österreicher Feyenoord prägten
Ein Blick in die Geschichtsbücher könnte vermuten lassen, dass Feyenoords Klubfarben Rot und Weiß etwas mit Österreich zu tun haben. Rotterdam ist wahrlich ein guter Boden für österreichische Kicker und Trainer. Ganz im Gegenteil zu Spielern aus Deutschland.
16-mal war Feyenoord niederländischer Meister, sechs dieser Titel konnten unter einem österreichischen Trainer erobert werden. Der bekannteste ist natürlich Ernst Happel, der neben zwei Meistertiteln mit Feyenoord auch den Europacup der Landesmeister, den Vorgänger der Champions League, gewann (1970). Es war der erste internationale Titel für den Klub, dem gleich auch noch der Gewinn des Weltpokals folgen sollte.
Wödmasta & Little Dombi
Doch es hat schon vor „Wödmasta“ Happel rot-weiß-rote Erfolgscoaches gegeben in Rotterdam. Der erste war Richard Kohn, der nach seinem Meistertitel mit den Bayern 1932 vor den Nazis flüchtete und über die Schweiz in die Niederlande kam. Feyenoord führte er in insgesamt drei Amtszeiten zu zwei Meistertiteln (1936 und 1938). Kohn – auch bekannt als „Little Dombi“ – soll gleichzeitig auch als Masseur und Physiotherapeut beim Klub im Einsatz gewesen sein. In einer Vereinschronik aus dieser Zeit ist vom „größten Trainer“ die Rede, der „Feyenoord gelehrt hat, Fußball zu spielen“. 1963 starb er in Rotterdam, wo sogar eine Straße nach ihm benannt wurde, die Richard Dombistraat. Die liegt übrigens gleich hinter dem Stadion und biegt man links ab, kommt man direkt in die Ernst Happelstraat.
Von 1961 bis 1963 saß Franz Fuchs auf der Trainerbank von Feyenoord – und feierte in Rotterdam mit dem Meistertitel seinen größten Erfolg. Gleiches gilt für Wilhelm „Willy“ Kment. Der ehemalige Spieler des Wiener Sport-Club führte Feyenoord 1965 gar zum Double.
Auf dem Spielersektor kommt man nicht an Franz Hasil vorbei. 1969 holte ihn Happel von Schalke zu Feyenoord. Er führte das Team als Spielmacher zu Meisterschaft, Europacup-Titel und Weltpokal. Kurz nach Hasils Abschied hielt Willi Kreuz von 1974 bis 1978 die rot-weiß-rote Fahne in Rotterdam hoch. In 154 Spielen für Feyenoord erzielte er 64 Treffer, ein Titel blieb ihm jedoch verwehrt.
Noch erwähnt seien Frenkie Schinkels, der in der Jugend von Feyenoord groß wurde und Volkan Kahraman, der es auf einen Einsatz für die Kampfmannschaft brachte. Aktuell vertritt Gernot Trauner die österreichischen Farben, holte schon einen Meister- und einen Cup-Titel mit Feyenoord, setzt die erfolgreiche rot-weiß-rote Tradition fort. Dabei war die deutsche Sprache lange Zeit kein Vorteil in Rotterdam. 1940 hatte die deutsche Luftwaffe Rotterdam angegriffen und das Zentrum zerstört. Das hatten die Einwohner der Stadt auch 30 Jahre später noch nicht vergessen.
„Es war nicht so gut, wenn du Deutsch gesprochen hast“, erinnerte sich Hasil in einem Interview. Das Kriegstrauma war in Rotterdam lange zu spüren, die Abneigung richtete (und richtete sich teilweise immer noch) vor allem gegen deutsche Spieler.
Legionäre aus Deutschland gab es kaum, der aktuelle Keeper Timon Wellenreuther ist eine Ausnahme. Ein Beispiel: Im Sommer 1970 wollte Ernst Happel den deutschen Teamspieler Jürgen Grabowski von Frankfurt nach Rotterdam holen. Alle Parteien waren sich einig, doch vor der Unterschrift gab es noch ein Freundschaftsspiel. In diesem machten die Niederländer Grabowski 90 Minuten lang klar, dass er nicht wechseln sollte. Was er dann auch nicht tat.
Willi Kreuz wusste sich zu helfen: „Ich habe am Anfang immer sagen müssen, dass ich aus Wien komme. Dann haben sie gelacht und gesagt ‚Ah, Wiener Schnitzel‘. Als Deutscher hätte ich wohl nie einen Pass bekommen.“
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