Carsten Jancker: Vom Rapid-Stürmertraining zum ältesten Liga-Debütanten

Carsten Jancker in seiner Zeit als Top-Stürmer
Köln, Wien, München, Shanghai – als Fußballer hatte Carsten Jancker seinerzeit einige Metropolen beehrt. Als Coach war der Champions-League-Sieger von 2001 (FC Bayern) bislang vorwiegend in der Provinz daheim. Mattersburg, Neusiedl, Horn, Marchfeld, Leoben, nun eben Klagenfurt.
Carsten Jancker musste 50 Jahre alt werden, um endlich als Chefcoach in der Bundesliga anzukommen.
Es gibt freilich für einen Trainer angenehmere Situationen, um seinen ersten Job in der höchsten Liga anzutreten. Vier Runden vor Schluss ein Team zu übernehmen, das sich in akuter Abstiegsgefahr befindet und gleich viele Punkte vorweist wie das Schlusslicht, ist eine Mission, die man in Fußballerkreisen gemeinhin als Himmelfahrtskommando bezeichnet.
Logische Wahl
Bis vor wenigen Wochen war für Jancker der Trainer-Stuhl in Klagenfurt auch kein Thema. Immerhin hatte die Austria den Vertrag mit Langzeitcoach Peter Pacult gerade einmal bis 2027 verlängert. Und wenn jemand fest im Sattel sitzt, so die landläufige Meinung, dann das Traineroriginal aus Floridsdorf, das den Verein seit Jahren mit Bravour in der Bundesliga hält.
Doch dann kam für die Klagenfurter der negative Lizenzentscheid in erster Instanz, dann kam am Wörthersee die finanzielle Torschusspanik – und so nahmen die Dinge für Carsten Jancker ihren Lauf.

Denn der frühere deutsche Stürmer ist ein enger Vertrauter von Helmut Kaltenegger, der den Klagenfurtern aus der finanziellen Patsche half und mit dem Einstieg als Geldgeber im zweiten Anlauf zur Lizenz verhalf.
Investor Kaltenegger, eine illustre Figur mit Hang zu rosaroten Outfits, war schon beim DSV Leoben als Förderer von Carsten Jancker in Erscheinung getreten. Dass der Deutsche nun Peter Pacult beerbt hat, war demnach ein logischer Schritt.
Späte Premiere
Carsten Jancker ist der älteste Debütant unter den aktuellen Bundesliga-Trainern.
50 Jahre und acht Monate wurde der Deutsche vor der Premiere auf der Klagenfurt-Bank gegen den GAK.
Lediglich Hartberg-Coach Manfred Schmid war ähnlich alt beim ersten Chefposten in der obersten Spielklasse, nämlich 2021 bei der Austria mit 50 Jahren und vier Monaten.
Es folgt Thomas Letsch, der Deutsche war 2015 bei Salzburg 47. Gerald Scheiblehner führte BW Linz 2023 mit 46 Jahren hinauf.
Das übliche Startalter in der obersten Spielklasse ist 40 oder 41: Das war bei Helm (Austria), Semlic (WSG), Säumel (Sturm), Feldhofer (damals WAC) und Kühbauer (damals Admira) so.
Ex-Rapid-Trainer Klauß war beim Debüt in Hütteldorf 38, Interimstrainer Kulovits ist 42.
Mit Abstand die Jüngsten sind Altach-Coach Ingolitsch, der mit 32 startete, und LASK-Interimstrainer Ritscher mit 31.
Stürmer-Training bei Rapid
Als Carsten Jancker 2013 als Co-Trainer unter Zoran Barisic in Hütteldorf begann, setzte der frühere Vizeweltmeister auf eigene Abschlussübungen mit den Stürmern. Besonders Robert Beric profitierte davon. Der Slowene wurde zum bis heute teuersten Rapid-Stürmer und brachte 2015 7,5 Millionen Ablöse ein.
Während Barisic als Menschenfänger agierte und auch Assistent Thomas Hickersberger ruhig kommunizierte, war Jancker damals schon ein (sehr direkter) Lautsprecher. „Ab und zu lass’ ich den Langen von der Leine“, erklärte Barisic.

Jancker und Barisic verbinden auch gemeinsame Höhenflüge als Spieler. Eine Saison spielte der junge Stürmer seinerzeit für Rapid, das genügte, um sich in die Geschichtsbücher der Grünweißen einzutragen.
Auch dank der Tore von Jancker erreichte Rapid 1996 das Europacup-Finale der Pokalsieger.
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