Wieder kein Sieg für die Wiener Austria
Austria-Fans haben es dieser Tage, Wochen, ja Monate nicht wirklich leicht. Manche flüchten sich in Zynismus, um ihr Leid irgendwie erträglich zu machen. Ein besonders humoriger Fan machte sich gar auf elektronischem Wege Luft, indem er die Frage stellte: „Wussten Sie übrigens, wann und wo die erste urkundliche Erwähnung der Austria war?“ Seine durchaus erheiternde Antwort per Mail: „Im Alten Testament. Sie trugen seltsame Kleider und irrten planlos umher.“
Auch am Sonntag wurde der violette Philosoph von seinen Leiden nicht ganz erlöst. Denn die Wiener holten trotz passabler Leistung gegen Wolfsberg nur ein 1:1. Damit ist endgültig klar, dass die Wiener sich über die Liga nicht für den Europacup qualifizieren werden. Was bleibt, ist die Hoffnung Cup.
Das erste Highlight fand schon vor dem Anpfiff statt, als sich die Trainer Andreas Ogris und Didi Kühbauer über den Weg liefen. Einst waren die Heißsporne mit ihren Emotionen auf dem Platz oftmals aneinander geprallt, diesmal begegneten sie einander in aller Freundschaft und mit jenem Respekt, der ihre Beziehung seit jeher ausmacht.
Violetter Beginn
Traurig, dass beim Heimdebüt von Austria-Legende Ogris die Osttribüne nur zu einem Drittel gefüllt war. Nur 7780 kamen zur Cup-Generalprobe, gastieren die Veilchen doch am 29. April im Halbfinale in Wolfsberg.
Die Austria übernahm von Beginn an das Kommando in der Partie, legte Bemühen an den sonnigen Tag, wurde zunächst aber nur durch einen abgeblockten Volleyschuss von Salamon gefährlich. Vor allem Grünwald schlüpfte in die Rolle des in Spiellaune befindlichen Antreibers. Einziges Manko: Die Überlegenheit schlug sich nicht im Resultat nieder.
Und so wagte sich sodann auch der bis dahin passiv und verunsichert wirkende WAC in die Offensive, brachte aber auch nichts Zählbares zustande. Die Folge war eine nicht uninteressante, aber doch etwas zerfahrene Partie, der es an guten Kombinationen (auch dem schlechten Platz geschuldet) und Top-Chancen fehlte. Hüben wie drüben.
Zufallsprodukt
Drüben änderte sich das in der 29. Minute: Austrias Leitgeb wird von Wolfsbergs Seidl angeschossen, der Ball fällt Zulj vor die Füße, mit dem rechten von den beiden bezwingt er Lindner und trifft zum 1:0 für die Gäste. Wahrlich ein Produkt des Zufalls.
Wenig später stand Fortuna Violett zur Seite, als Wernitznig nur um Zentimeter an einem Zulj-Stanglpass vorbei rutschte. Vorbei war es mit der violetten Herrlichkeit, die Kärntner waren ebenbürtig, ganz sicher aber effektiver bis dahin.
Knapp nach der Pause gelang Grünwald Historisches. Er erzielte das erste Austria-Tor gegen den WAC in dieser Saison. 1:1, die Austria erwachte zu neuem Leben und hatte durch Stronati gleich darauf gar die Führung auf dem Fuß. Die Wolfsberger hatte man im Griff, Ogris brachte mit Frank einen zweiten Stürmer neben Kvasina.
Wiedersehen
Doch das Finish der Partie wurde von beiden Teams zwar mit Leidenschaft, aber auch mit vielen Fehlern absolviert. Die logische Folge – es blieb beim 1:1, mit dem die Kärntner besser leben konnten als die Wiener. Die Austria ist weiterhin Siebenter der Tabelle und kann ihren Fokus voll und ganz auf das Cup-Halbfinale richten. Den kommenden Gegner kennt man ja bestens.
Wien, Generali-Arena, 7.780, SR Muckenhammer.
Tor: 0:1 (29.) Zulj
1:1 (52.) Grünwald
Austria: Lindner - F. Koch, Rotpuller, Stronati, Suttner - M. Leitgeb - Royer (46. Frank), De Paula, A. Grünwald, T. Salamon (82. Endlicher) - Kvasina (76. Holzhauser)
WAC: Kofler - Berger, Sollbauer, Drescher, Baldauf - Standfest, Hüttenbrenner - Wernitznig, Seidl (91. Silvio), Zulj (80. Trdina) - Jacobo (69. Kerhe)
Gelbe Karten: Rotpuller bzw. Drescher, Trdina
Andreas Ogris (Austria-Trainer): "In vielen Phasen war ich mit der Leistung der Mannschaft zufrieden. Es gab aber auch viele Phasen, wo vieles nicht gut geklappt hat. In der ersten Halbzeit hat uns auch ein wenig der Punch gefehlt, die Aktionen zu Ende zu spielen. Das haben wir in der zweiten Halbzeit besser gemacht."
Alexander Grünwald (Torschütze Austria): "Wir wollten gewinnen, das Ergebnis ist enttäuschend. Wir wollten mehr mitnehmen, das wäre im Endeffekt auch verdient gewesen. Wir können trotzdem auf der Leistung aufbauen, das stimmt mich positiv für die nächsten Runden und das Cup-Halbfinale gegen den WAC."
Dietmar Kühbauer (WAC-Trainer): "Wir haben vor dem Spiel gesagt, wir wollen zumindest den gleichen Punkteabstand zur Austria haben, das ist uns gelungen, aber mit dem Spiel der Mannschaft kann ich überhaupt nicht zufrieden sein. Wir haben über 90 Minuten kein produktives Spiel nach vorne gezeigt. Wir müssen mit dem Punkt zufrieden sein. Es war von uns ein echt schlechtes Spiel."
Michael Sollbauer (WAC-Kapitän): "Der Punkt war das Minimalziel, er ist enorm wichtig für uns. Nichtsdestotrotz sind wir sehr unzufrieden mit der Leistung. Wenn wir so in den nächsten Wochen spielen, wird nicht viel herausschauen."
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