Sechs Stunden verhandelt: Wie die Bundesliga zu einer Einigung fand

Symbolbild: In der Fußball-Bundesliga kann jeder Sportdirektor werden
Sechs Stunden lang wurde diskutiert, verhandelt und abgestimmt. Am nächsten Vormittag gab die Bundesliga die weitreichenden Beschlüsse der Erstligisten schließlich offiziell bekannt.
Dass zwischen Dienstagabend und Mittwochfrüh kein Vereinsvertreter – ob aus Freude oder Ärger – Ergebnisse frühzeitig in die Öffentlichkeit getragen hat, ist durchaus bemerkenswert. Und auch ein Zeichen der funktionierenden Solidarität in finanziell schwierigen Zeiten innerhalb der Liga.
Denn, zur Erinnerung: Der Kuchen, der ab der kommenden Saison durch TV-Gelder zu verteilen ist, wird deutlich kleiner. Statt rund 40 Millionen gibt es von Sky (inklusive ORF-Anteil) rund 34 Millionen.
Es hätte also schon Argumente dafür gegeben, Kampfabstimmungen anzuzetteln oder noch weitere Verhandlungsrunden einzuberufen.
Was ist in den sechs Stunden passiert?
Jeder Punkt zählt
Tatsächlich gab es Einstimmigkeit bei der großen Punktefrage. Die seit der Ligareform 2018 gültige Halbierung der Zähler nach dem Grunddurchgang ist mit Saisonende Geschichte. Ab 2026 zählt jeder Punkt.
Für die Quali-Gruppe war das seit längerer Zeit eine Forderung fast aller Vereine. Das soll den Druck verringern und auch den gebotenen Fußball im Kampf gegen den Abstieg wieder ansehnlicher machen.
Für die Meistergruppe kommt diese Änderung aber auch, weil der ursprüngliche Gedanke (Salzburg soll nicht zu früh wegziehen) in der Realität nicht mehr gilt.

Die Fußball-Bundesliga passt den Modus an
"Kein Preisschild mehr"
Ein Klubfunktionär sagt zum KURIER: „Der neue Sky-Deal hat kein Preisschild für die Punkteteilung, deswegen konnten wir agieren.“
Beim 2026 auslaufenden Vertrag hatte der TV-Partner noch darauf gepocht, künstlich mehr Spannung durch eine Punktehalbierung zu erzeugen.
Christian Ebenbauer, der Liga-Vorstandsvorsitzende, sagt: „Wir sind überzeugt, dass das Format nach wie vor attraktiv ist und viele Spannungselemente über die gesamte Saison bietet.“

Länger diskutiert wurde über die Verteilung der TV-Gelder. Gleich bleibt, dass 30 Prozent aufgrund des sportlichen Erfolgs (also: Tabellenstand) ausgeschüttet werden.
Aufgestockt wurde hingegen der Sockelbetrag von 30 % auf 50 %.
Nach dem Motto: Wenn schon weniger übrig bleibt, soll zumindest der Fix-Ertrag nicht sinken. Das erleichtert vor allem kleineren Vereinen die nächste Budget-Planung.

Fans weniger wichtig
Besonders umstritten war, wie und wo im Gegenzug eingespart wird. Gegen eine komplette Streichung des Bereichs „Fans im Stadion“ wehrte sich besonders Rapid, während Vereine mit kleiner Fanbasis kein Extra-Geld mehr für Zuschauer in ihren Stadien wollten.
Als Kompromiss wird dieser Bereich von 20 % auf 10 % der TV-Gelder halbiert.
Im Gegenzug fand Rapid breite Unterstützung beim Argument, dass ältere Österreicher nicht mehr extra über den Ö-Topf honoriert werden sollten, weil es eigentlich um die Ausbildung potenzieller ÖFB-Teamspieler geht.
Da derzeit bis auf die Austria alle Vereine, die finanziell zu den „Großen“ gezählt werden, nicht mehr beim Ö-Topf mitmachen, gab es massive Forderungen nach grundsätzlichen Änderungen. Aktuell gilt noch, dass von den 20 Spielern im Matchkader maximal sieben Legionäre sein dürfen.
Der Großteil der Vereine konnte schließlich mit massiven Änderungen und einem Kompromiss leben, der keinen Klub vom neuen Ö-Topf ausschließt: Egal, wie viele Legionäre spielen – künftig bringt jeder Österreicher auf dem Rasen zusätzlich Geld. Sofern dieser als U-26 spielberechtigt gilt, also am 1. Jänner des Jahres, in dem die Saison beginnt, unter 26 Jahre jung ist.
Nur bis 26 wertvoll
U-22-Spieler werden dreifach bezahlt, jene von U-24-Spielern doppelt und jene von U-26-Spielern einfach.
Spielminuten von älteren Österreichern werden finanziell nicht mehr berücksichtigt, was wohl mittelfristig auf Gehaltsverluste bei dieser derzeit am Transfermarkt noch begehrten Spielergruppe hinauslaufen wird.
Ebenbauer erklärt: „Mit der neuen Regelung des Österreicher-Topfes werden wir nach einer Übergangssaison dem aktuellen Zeitgeist des heimischen Profifußballs gerecht.“
Gültig ist diese Änderung erst ab Sommer 2027, damit die Vereine genug Zeit haben, ihre Kaderplanungen anzupassen.
Alle Bundesliga-Beschlüsse gelten bis zum Ende der Saison 2029/’30.
Noch nicht klar ist, wie es mit dem VAR weitergeht. Aber das ist eine andere Geschichte.
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