Das Wunder bleibt aus: Klagenfurt stößt St. Pölten in die 2. Liga
Nach zehn Jahren kehrt mit Peter Pacult ein Trainer-Original in Österreichs oberste Spielklasse zurück: Seine Klagenfurter haben das 4:0 aus dem Hinspiel der Relegation in St. Pölten mit einem 1:0 ausgebaut.
SKN ST. PÖLTEN - AUSTRIA KLAGENFURT 0:1 (0:0)
Tor: 0:1 (86.) Pink.
Rote Karte: R. Ljubicic. (88.)
Gelbe Karten: Muhamedbegovic, Luxbacher, Schütz, Servania bzw. Miesenböck, Moreira.
St. Pölten: Gremsl - Servania (52. Blauensteiner), Muhamedbegovic, Maranda, Schulz - D. Luxbacher (58. Asadi), R. Ljubicic, Schütz (52. Tetteh) - Booth (77. Halper), Hugi, Schmidt.
Klagenfurt: Menzel - Straudi, Gkezos, Mahrer, Moreira - Rusek, Cvetko - Andersson (60. Paul), Greil (72. Hadzic), Miesenböck (58. Hütter, 72. Saravanja) - Pink.
Hinspiel: 0:4.
Der SKN steigt nach fünf Jahren in der obersten Spielklasse und nur einem Sieg in 22 Pflichtspielen verdient ab. Wie groß der Ärger über diesen selbst verschuldeten Absturz ist, zeigte sich bereits vor dem Anpfiff: Die St. Pöltner wurden mit Pfiffen empfangen. Nach zehn Schweige-Minuten starteten die SKN-Fans ihre Gesänge. Weil aus Klagenfurt lautstarke Anhänger mitgereist waren, entwickelte sich auch mit nur 1.464 Zuschauern eine nach 15 Monaten Pandemie völlig ungewohnte Stadion-Atmosphäre.
Stabiler als im EM-Stadion
Am Ende feierten die Kärntner, während in St. Pölten der größte Umbruch seit der Vereinsgründung im Jahr 2000 ansteht. Nicht nur Trainer Baumgartner steht vor dem Abschied, sondern auch viele (Stamm-)Spieler, deren Verträge nicht für die 2. Liga gültig sind.
St. Pölten präsentierte sich mit passenderem System (4-1-3-2) wesentlich stabiler als im EM-Stadion, fand allerdings fast überhaupt keine Mittel, um die Defensive der Gäste vor richtige Probleme zu stellen. Auf der anderen Seite wären die Klagenfurter beinahe in Führung gegangen. Glücklich an den Ball gekommen, verfehlte Stürmer Pink das Tor nur knapp (15.).
Erst kurz vor dem Pausenpfiff waren die klar spielbestimmenden Hausherren zumindest im Ansatz gefährlich. Bei einem Ljubicic-Kopfball passte das Timing nicht (43.), ein Hugi-Schuss wurde zur Ecke abgelenkt (45.+1). Auch nach diesem Corner ließ der Abschluss zu wünschen übrig. Das machte auch der Blick auf die Statistik deutlich: Bei einem Plus von 5:1-Schüssen für St. Pölten, stand es bei den Schüssen auf das Tor wie im Match 0:0.
Letztklassiges Ende
Nach dem Seitenwechsel nahm die Partie an Fahrt auf. Die Gastgeber waren gezwungen, alles zu riskieren, und präsentierten sich dabei besser als zuvor. Der Ball wollte allerdings auch einfach nicht ins Tor. Kofi Schulz scheiterte nach Booth-Ecke und Muhamedbegovic-Kopfball-Verlängerung an der Latte (54.). Muhamedbegovic schoss aus bester Position aus 14 Metern daneben (73.).
Der Zweitligist wirkte beim dritten Spiel in sieben Tagen müde, verteidigte aber geschickt. In Minute 86 gelang Pink schließlich der Siegtreffer. Das letztklassige Ende: Robert Ljubicic sieht für ein brutales Foul Rot und wird bei seinem neuen Verein Rapid lange fehlen.
10 Mann im 2. Liga-Kader
Nach Spielende bestätigte Manager Blumauer auf KURIER-Anfrage, dass kaum ein Stammspieler einen für die 2. Liga gültigen Vertrag hat. Auch eingeplante "Transferaktien" wie Hugi oder Muhamedbegovic sind ablösefrei weg. "Rund zehn Spieler bleiben unter Vertrag, das sind hauptsächlich Talente", sagt Blumauer.
Während ein komplett neues Team aufgebaut werden muss, möchten die meisten der sportlich Verantwortlichen bleiben. Neben Blumauer ("Bei der Aufarbeitung bin ich dabei)" meint auch der sieglos gebliebene Baumgartner: "Ich habe keinen Vertrag, könnte es mir aber vorstellen weiterzumachen. An sich ist der SKN ein geiler Verein."
Auf der Gegenseite hatte Peter Pacult allen Grund zur Freude: "Riesenkompliment an die Mannschaft. Die Spieler sind zum Schluss am allerletzten Zylinder gelaufen, haben sich von Anfang bis zum Ende gewehrt", so der Klagenfurter Coach, "Die letzten zwei Tage waren sehr schwierig für mich, ich hatte Kopfkino. Nach dem 4:0 hat jeder nur mehr vom Aufstieg geredet, und es war irrsinnig schwierig, da die Ruhe zu bewahren, weil ich gewusst habe, dass noch ein zweites Spiel kommt. Aber die Mannschaft hat alles sensationell weggesteckt, ist auch nach erstem Spiel so fokussiert gewesen auf das Rückspiel. Wir stehen zurecht in der Bundesliga. Austria Klagenfurt ist dort, wo der Verein eigentlich hingehört."
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