Rapid kann doch noch gewinnen
Gespenstisch ruhig war es im Hanappi-Stadion. Während sich draußen rund 3000 protestierende Fans versammelten, saß der Rest drinnen und wartete gespannt. Wird es Ausschreitungen geben? Oder die längste Serie ohne Sieg in der Vereinsgeschichte? Oder die Abschiedsvorstellung von Trainer Peter Schöttel? Oder alles zusammen?
Nichts davon trat ein. Rapid siegte erstmals im Frühjahr, der Protest war friedlich und ähnlich wie bisher – nur eben vor dem Stadion.
Die 100 mitgereisten Fans von Wiener Neustadt nutzten nach dem Anpfiff die historische Chance auf die Stimmhoheit im Hanappi-Stadion. Angetrieben vom Support startete der Abstiegskandidat besser. Bereits nach 46 Sekunden musste sich Tormann Jan Novota strecken. In der achten Minute war der Slowake geschlagen. Michael Schimpelsberger sprintete dem Schuss von Christoph Martschinko hinterher und kratzte den Ball noch von der Linie.
Stimmung vorm Stadion
Zu diesem Zeitpunkt tobte vor dem Stadion noch der groß inszenierte Protest der organisierten Fanszene. „Vorstand raus“, skandierten Fans der West- und Osttribüne. Protestiert wurde so ziemlich gegen alle in der grün-weißen Chef-Etage. Die Manager Kuhn und Ebner wurden wie in den vergangenen Monaten zum Rücktritt aufgerufen. Neu waren die Rufe „Schulte raus“. Dem deutschen Sportdirektor wurde übel genommen, dass er meinte, jene die Rapid im Herzen hätten, würden die Mannschaft anfeuern.
Neu war auch die offene Kritik an Peter Schöttel. „Als Legende gern gesehen – als Trainer ist es Zeit zu gehen“ war auf einem Transparent zu lesen. Aber Schöttel wurde nicht nur kritisiert, er wurde auch gefeiert. Von den Wiener-Neustadt-Fans, die ihren Ex-Trainer mit Sprechchören ehrten.
Flüssige Kombinationen hätten die neu verlegten Rasenteile zugelassen, sie waren nach neun Spielen ohne Sieg aber kaum zu sehen. Hoffnungsträger Deni Alar wurde in Hälfte eins von Ex-Rapidler Peter Hlinka in dessen 300. Bundesliga-Partie neutralisiert. Die Gäste standen hinten kompakt und warteten auf mehr.
Als sich West- und Osttribüne zu Beginn der zweiten Hälfte füllten, bog Rapid auf die Siegerstraße. Ausgerechnet Markus Katzer, der im Sommer gehen muss, traf – mit der Schulter nach einem Alar-Freistoß (49.).
Mitten in die anhaltenden Fan-Proteste legte Alar nach. Per Kopf verwertete er eine feine Flanke von Joker Marcel Sabitzer (57.).
Auf die große Befreiung warteten die 12.800 Zuschauer aber vergeblich. Rapid spielte weiter durchschnittlich. Das sollte zumindest reichen, um eine weitere Eskalation zu verhindern.
Rapid Wien - Wiener Neustadt 2:0 (0:0)
Wien, Hanappi-Stadion, 12.800, SR Eisner
Tore:
1:0 (49.) Katzer
2:0 (57.) Alar
Rapid: Novota - Schimpelsberger, Sonnleitner, Gerson, Katzer - Heikkinen, Wydra (85. Schaub) - Trimmel (46. Sabitzer), Alar, Burgstaller - Boyd (79. Boskovic)
Wr. Neustadt: Vollnhofer - Mimm, Ramsebner, Wallner, Berger - Piermayr (62. Hofbauer), Hlinka - Pollhammer (75. Rakowitz), Offenbacher (62. Friesenbichler), Martschinko - Fröschl
Gelbe Karten: Wydra, Heikkinen, Boyd bzw. Hlinka, Mimm
Peter Schöttel (Rapid-Trainer): "Vor der Pause war Wiener Neustadt sehr stark und wir waren nicht gut. Meine Mannschaft war verunsichert und hat träge gewirkt. Deshalb war das 0:0 auch ein gutes Ergebnis für uns. Mit Sabitzer ist dann mehr Schwung ins Spiel gekommen. Der Öffner der Partie war das 1:0 durch eine Standardsituation. Danach haben wir wesentlich besser gespielt und wir hätten dann auch noch mehr Tore erzielen können. Der Sieg tut dem Trainer und der Mannschaft sehr gut."
Helmut Schulte (Rapid-Sportdirektor): "Ich freue mich, dass wir das Spiel gewonnen haben. Wenn man nach neun sieglosen Spielen gewinnt, sollten sich alle freuen. Ich habe mich auf das Spiel konzentriert, die Rufe habe ich nicht gehört."
Heimo Pfeifenberger (Wiener-Neustadt-Trainer): "Ich bin mit der ersten Hälfte sehr zufrieden, da waren wir auch ein bisschen überlegen. Rapid war auch verunsichert. Das Spiel ist dann mit einer Standardsituation zum 0:1 gekippt. Wir haben unsere Chancen nicht genützt, das 0:2 war dann die Vorentscheidung. Danach ist es uns nicht mehr gelungen, Rapid unter Druck zu setzen, der Sieg von Rapid geht in Ordnung."
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