Rekordzahlen in der Bundesliga und harte Strafen für zwei Vereine
Die Bundesliga hat von Klagenfurt und Bregenz keine Finanzzahlen erhalten. Den Vereinen drohen hohe Punktabzüge. Überraschend ist der Gewinn von Sturm im Meisterjahr.
Jahr für Jahr kommen Anfang Dezember die finanziellen Geheimnisse der österreichischen Profiklubs ans Licht. Oder auch nicht.
Die Vereine müssen alle wesentlichen Zahlen des am 30. Juni 2024 zu Ende gegangenen Geschäftsjahres an die Bundesliga schicken, die danach die gesammelten, von Rechnungsprüfern beglaubigten Kennzahlen veröffentlicht.
Als die Austria einmal die Frist verpasst hatte, waren die Folgen massiv: Zu minus vier Punkten wurden die Wiener verurteilt, nach einem Einspruch der Austria waren es minus drei Zähler zu Beginn der folgenden Saison (2021/’22).
Dass heuer gleich zwei Vereine die Frist versäumt haben, kann also kein Versehen gewesen sein. Es dürfte intern massive – wohl finanzielle – Probleme geben.
… sind im Jahresabschluss von Klagenfurt und Bregenz vermerkt. Gegen beide Vereine wird ein Verfahren eröffnet werden: „Es wurde zum geforderten Stichtag kein geprüfter Konzernabschluss eingereicht“.
Am wahrscheinlichsten ist, dass – so wie damals bei der Austria – zu Beginn der kommenden Saison minus drei Punkte in der Tabelle bei den Klagenfurtern und in der 2. Liga bei Bregenz eingetragen stehen.
„Wir bedauern es sehr, dass der geprüfte Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2023/24 zum geforderten Stichtag nicht bei der ÖFBL eingereicht werden konnte. Mittlerweile haben wir unsere Hausaufgaben jedoch erledigt und die Unterlagen bei der Bundesliga abgegeben. Die Veröffentlichung der Finanzkennzahlen wird somit kurzfristig nachgeholt“, sagt Vize-Präsident Zeljko Karajica in einer Aussendung. Der Verein von Trainer Peter Pacult verweist auch auf den Tod von Präsident Matschek, der als Steuerberater tätig war: "Wir tragen es aber nicht als Entschuldigung vor".
94,6 Millionen...
… beträgt das Fremdkapital beim LASK. Das sind noch einmal vier Millionen mehr als im Vorjahr. Damals waren das neue Stadion und die dafür nötigen Kredite erstmals in den Büchern abgebildet. Aktuell können die Linzer mit diesem großen Berg an Verbindlichkeiten umgehen: Die abgelaufene Saison brachte beinahe eine Verdopplung bei den Erträgen und wurde mit einem Plus von 3,38 Millionen abgeschlossen.
Deutlich reduzieren konnte – wie vom KURIER vorab berichtet – die Austria das Fremdkapital. Nach dem Schuldenschnitt mit der Bank Austria sanken die Verbindlichkeiten um 14 Millionen auf 59,4 Millionen. Der Jahresgewinn betrug wie berichtet 11,2 Millionen.
182,6 Millionen...
…hat Salzburg an Umsatz generiert. Damit wurde der Rekordwert aus der Saison davor um 4 Millionen verpasst. Parallel dazu ist das immer noch beachtliche Jahresplus um 8 Millionen auf 24,7 gesunken. Die Nummer 2 beim Umsatz war die sportliche Nr. 1: Sturm hat 54,4 Millionen eingenommen.
20.000 Euro...
… und somit überraschend klein ist der Gewinn in Graz. Das Double dürfte auch einiges an Erfolgsprämien verschlungen haben, wie der um 5 Millionen angestiegene Personalaufwand beweist. 25,3 Millionen hat Sturm für das sportliche Personal ausgegeben.
Zum Vergleich: Der Profikader der Salzburger (inklusive Trainer) kostete 46,4 Millionen.
20,4 Millionen...
… hat Rapid für alle sportlichen Aufwände 2023/’24 ausgegeben. Der Leitspruch des neuen Präsidiums („Alles für den Sport“) ist demnach erfüllt: Obwohl keine Europacupgruppe erreicht wurde, konnten zwei Millionen mehr ausgegeben werden, ohne Schulden zu machen. Der Gewinn war wie berichtet mit 0,2 Millionen überschaubar. In der laufenden Saison wird bei den Ausgaben für die Rapid-Profis wieder ein deutliches Plus dazukommen.
Hinter Salzburg, Sturm und Rapid folgen beim Personalaufwand der LASK (17,8 Mio.) und die Austria (14,6 Mio.).
7,8 Millionen...
… hat ein Zweitligist für das Personal ausgegeben. Möglich ist das bei Liefering, weil Red Bull die Kosten abdeckt (und später mit Transfereinnahmen dafür rechnet). Die Lieferinger wären mit diesen Kosten in der Bundesliga Sechster, also Teilnehmer im Meister-Play-off. Noch vor gestandenen Mannschaften wie WAC (7,1 Mio.), Hartberg (6,4) oder Altach (6,4).
Ebenfalls auffallend hoch für einen – im Vorjahr erfolglosen – Zweitligisten waren die Ausgaben bei der Admira: 4,6 Millionen. Mittlerweile stimmt in der Südstadt auch der sportliche Output.
900.000 Euro...
…hat der WAC für die von den Vereinen sonst nirgends bekanntgegeben „Zahlungen an Agenten und Spielervermittler“ ausgegeben. Damit sind die Wolfsberger mit einer Verdopplung zum Vorjahr sogar die Nr. 1 der Liga. Gut verdient haben die Spielermanager auch bei Sturm (0,79 Mio.), Rapid (0,63 Mio.), LASK (0,6 Mio.), Austria (0,5 Mio.) und Salzburg (0,4 Mio.).
651.000 Euro Minus...
… hat die WSG vermeldet – ähnlich viel wie in der Saison davor. Das ist bei den winzigen Zuschauereinnahmen der Wattener ein strukturelles Problem. Auch das Minus von Hartberg mit 586.000 Euro ist bedenklich. Der GAK hatte bis zum Aufstieg 436.000 € Minus.
Ob Klagenfurt der vierte Klub aus dem Oberhaus mit einem negativen Jahresergebnis gewesen wäre, ist wie eingangs beschrieben nicht bekannt.
1,57 Millionen Minus...
… macht das negative Eigenkapital in St. Pölten mittlerweile aus. Das letzte Jahr als Kooperationsverein von Wolfsburg und VW als größten Geldgeber endete mit einem Minus von 239.000 Euro. So gesehen war die Übernahme von Investor FC32 beim strauchelnden Zweitligisten wohl beinahe alternativlos.
… macht das „jährliche Mysterium der 2. Liga“ aus. Jahr für Jahr hat Kapfenberg wenig Einnahmen (1,98 Mio.) und schreibt tiefrote Zahlen, in der Saison 2022/’23 waren es sogar 759.000 Euro.
Am Saisonende wäre es mittlerweile keine Überraschung mehr, wenn es das kleine Kapfenberger Team um Langzeitboss Erwin Fuchs doch wieder schafft, alle Lizenzauflagen für ein Weiterspielen 2025/’26 zu erfüllen.
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