Liga-Vorstand Ebenbauer zum TV-Vertrag: "Es gibt mehrere Interessenten"

Christian Ebenbauer
Christian Ebenbauer, Präsidiumsmitglied des ÖFB deutet an, dass die Geschäftsführer keine Zukunft haben. Als Liga-Chef gibt er ein Update zur Ausschreibung des neuen TV-Vertrags.

Christian Ebenbauer ist ein wichtiger Entscheidungsträger im österreichischen Fußball als Vorstandsvorsitzender der Bundesliga, die im Präsidium des ÖFB drei von zwölf Stimmen hat. Er hat Stimmrecht beim Streit um die beiden Geschäftsführer, als deren Nachfolger er auch selbst gehandelt wird. Sein Fokus gelte aktuell jedoch dem TV-Vertrag für die Bundesliga, der 2026 ausläuft.

KURIER: Wie beurteilen Sie die geplante ÖFB-Strukturreform, die Kompetenzen vom Ehren- ins Hauptamt verschieben soll?

Christian Ebenbauer: Es steht aus Liga-Sicht über allem, dass man bei dieser Reform, wie sie wir schon seit Jahren vorschlagen, jetzt in diese Richtung geht.

Die Rede war zunächst von einem Dreiervorstand, dann sagte Interimspräsident Wolfgang Bartosch allerdings, es würden zwei Personen reichen. Bei den Vorschlägen, die wir eingebracht haben, geht es um die strategische und operative Ebene. Wie der Austausch und die Zuständigkeiten derzeit sind und wie das aus unserer Sicht aussehen sollte. Wie viel im Hauptamt und wie viel im Ehrenamt passieren soll, dass das Präsidium zu einem Aufsichtsrat werden soll und die inhaltlichen Themen von den Hauptamtlichen beschlossen werden sollen. Ob diese Geschäftsführung aus zwei, drei, vier oder fünf Personen bestehen soll, haben wir nicht aufgegriffen. Es gibt den gesetzlichen Mindeststandard, der bei Vereinen in Österreich ein Vieraugenprinzip vorschreibt. Ob es dann mehr sind, soll der jeweilige Aufsichtsrat entscheiden. Es gab im Herbst eine Arbeitsgruppe, die vorgeschlagen hat, dass es drei sein sollen.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Satzungen werden entsprechend angepasst. Das wurde am 20. Dezember im Präsidium beschlossen und passiert derzeit innerhalb des ÖFB durch die Geschäftsstelle. Danach geht der Entwurf über die Rechtskommission ins Präsidium und soll bei der Hauptversammlung im Mai beschlossen werden.

Das ist ein langer Prozess.

Deshalb geht es bei dieser Reform um eine Verschlankung und darum, die Abläufe effizienter zu gestalten.

Wie geht es aus Ihrer Sicht mit den beiden Geschäftsführern Bernhard Neuhold und Thomas Hollerer weiter? Werden sie gehen müssen?

Das wird sicher noch eine entscheidende Frage, die bald zu klären ist.

Warum hat sich die Bundesliga zuletzt beim Vorschlag, dass beide Kündigungen aufgehoben werden, mit ihren drei Stimmen enthalten?

Weil aus unserer Sicht ganz klar die Strukturreform an erster Stelle steht und Interimspräsident Wolfgang Bartosch ein klares Ansuchen gestellt hat, dass man mit beiden den Weg jetzt noch weitergeht, bis die Strukturreform unter Dach und Fach ist.

Bartosch hat aber auch gesagt, dass der neue Präsident bzw. Aufsichtsratsvorsitzende involviert sein soll bei der Suche nach neuen CEOs. Sie haben zuletzt in einem Interview mit dem „Ballesterer“ gegenteilig gemeint, dass parallel zur Reform „jetzt gesucht werden solle“.

Dieses Interview wurde vor Weihnachten, also vor der Entscheidung zu den Grundzügen der Reform, geführt. Die gilt es jetzt mit Leben zu erfüllen, dann kann man über Personen sprechen.

Das heißt, Ihre Aussage ist nicht mehr aktuell?

Aktuell wird nicht gesucht. Unverändert bleibt für mich, dass es einen ordentlichen Bewerbungsprozess geben soll, der ist auf jeden Fall nötig. Ich wüsste aber nicht, was sich geändert hat seit der Entscheidung vom Herbst.

Sie werden selbst als Kandidat für den CEO-Posten im ÖFB genannt. Wie interessant ist das für Sie?

Für mich zählt aktuell die Ausschreibung der TV-Rechte für die Bundesliga.

Wie ist diesbezüglich der Stand der Dinge?

Wir bereiten alle Varianten vor. Eine mögliche Schiene bleibt die Eigenvermarktung in vollem oder teilweisem Umfang. Da sind wir in der finalen Ausarbeitung der Businesspläne. Die zweite ist die klassische Rechteausschreibung, die Ende März, Anfang April rausgehen soll – auf Basis der Vorgespräche mit allen möglichen Partnern. Neben der Rechtevergabe ist die Frage der Produktion ein Kernthema. Auch hier geht es einerseits um eine klassische Ausschreibung oder alternative Varianten wie das dänische Modell. Wir befinden uns in einer heißen Zeit, weil gerade alle Bälle in der Luft sind. Wir hoffen, dass dann auch viel Druck im Kessel ist, wenn es um Ergebnisse geht.

Was ist denn das dänische Modell?

Die dänische Liga hat eine eigene Produktionsgesellschaft gegründet. Dazu braucht es einen starken Partner, denn man braucht eine umfangreiche Produktionsinfrastruktur, angefangen bei Kameras, einem Studio, Distributionskanälen und Staff. Die Dänen haben mit so einem Partner eine Firma auf die Beine gestellt und ein Studio gebaut, das alle Stückl’n spielt. Mitten in Kopenhagen, direkt an der U-Bahn und 2.500 Quadratmeter groß. Die Liga produziert selbst und ist an dieser Gesellschaft mit 49 Prozent beteiligt.

Welche Vorteile hätte das?

Bei dieser Variante sitzt du gegenüber dem derzeitigen Modell, wo der Rechteinhaber zugleich auch Produktionsdienstleister ist, am Lenkrad und bist nicht Beifahrer. Aber eine eigene Gesellschaft zu gründen, bringt natürlich auch Investitionen und Risiko mit sich.

Wie viele Interessenten gibt es aktuell für die TV-Rechte?

Im Vergleich zu bisherigen Ausschreibungen bin ich zu diesem Zeitpunkt froh, sagen zu können, dass es mehrere Interessenten gibt. Die Frage ist immer, ob sie dann wirklich Angebote abgeben.

Canal+ ist neu in Österreich, laut Sportchef Thomas Trukesitz hat man sich bereits zwei Mal mit Ihnen getroffen.

Wir sprechen jeden an, der infrage kommt. Canal+ ist ein Riesenkonzern und ein potenzieller Partner, genauso wie Telekommunikationsunternehmen, die eigene Vertriebsangebote haben. Wir versteigern nicht, wie die UEFA, wir verkaufen. Die UEFA kann als größtes und begehrtestes Produkt alle Rahmenbedingungen diktieren und an den Höchstbietenden vergeben. Wir aber versuchen eine bestmögliche Lösung für Klubs, Fans, TV-Konsumenten und Rechteinhaber zu finden, damit unsere Klubs im Idealfall aus mehreren Angeboten wählen können.

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