Bundesliga riskiert mit TV-Selbstverwertung: "Keine Frage des Wollens"

FUSSBALL-BUNDESLIGA: PK BUNDESLIGA-SAISONFAZIT 2024/25: EBENBAUER
Nach den enttäuschenden Angeboten von Sky und Canal+ setzt die Bundesliga voll auf die Selbstverwertung der TV-Rechte ab 2026. Die Zeit wird für alle Beteiligten knapp.

Der Rückblick fiel positiv aus. Mit dem Anstieg von 8.113 auf 8.792 Fans pro Partie wurde der dritthöchste Zuschauerschnitt in 51 Jahren Bundesliga erreicht.

Auch medial machte die extrem spannende Saison Eindruck: Obwohl Sturm sowie Salzburg in der Champions League gespielt haben und Arnautovic bis ins Finale kam, schaffte die Bundesliga laut APA-Analyse mehr mediale Erwähnungen als der wichtigste Europacup-Bewerb.

Meiste Berichte über Burgstaller  

Am meisten gezogen haben die (Ex-)Rapidler Klauß und Burgstaller sowie bei den Vereinen Salzburg (durch den Bonus Klub-WM) knapp vor Rapid und Sturm.

Gekickt wird kommende Saison wieder mit dem Ball der Marke Derbystar, der diesmal „modern“ und mit Magenta sowie Mint als zusätzliche Farben auffällt.

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Schiedsrichter-Boss Kassai sowie VAR-Experte Ring (beide aus Ungarn) bleiben für zwei weitere Jahre.

Sorgen wegen TV-Vertrag

Wird der Blick weiter in die Zukunft gedreht, dominieren die Sorgenfalten. Das will Liga-Vorstand Christian Ebenbauer auch gar nicht abstreiten. Der Grund dafür ist der in einem Jahr auslaufende TV-Vertrag.

„Für die 2. Liga und die Produktion gibt es vielversprechende Angebote, auch für Highlight-Pakete oder einige Spiele im Free-TV“, erklärt der Langzeit-Boss. „Aber beim wichtigsten Paket für 195 Livespiele im Pay-TV wird die 1. Liga nicht wie erwartet bewertet.“

"Wir müssen diesen Weg gehen" 

Das ist noch freundlich formuliert.

Laut KURIER-Recherchen sind die ersten Angebote so schlecht ausgefallen, dass kleine Vereine mit dem Minus in der Höhe eines Hauptsponsorvertrags rechnen müssten.

Deswegen geht die Liga in die Offensive, setzt auf Eigenverwertung wie die Niederländer und baut eine eigene Plattform dafür auf: „Das ist keine Frage des Wollens – wir müssen diesen Weg gehen.“

SOCCER - BL press conference

Ebenbauer präsentierte den Vereinen im Frühjahr den Business Plan, jetzt geht es um die Realisierung: „Wir haben 14 Monate Zeit, es ist kein Tag zu verlieren, um im Juli 2026 mit der ’Direct-to-consumer-Plattform’ zu starten. Der Weg ist steinig.“

Die erste Hürde ist die Anstoß-Finanzierung durch einen Investor oder mittels Kredit.

100.000 Abonnenten als Ziel 

Rund 100.000 Abonnenten müssten überzeugt werden, um den Vereinen die erhofften Mindesteinnahmen garantieren zu können.

Ein langjähriger Experte für TV-Rechte und ihre Preise sagt zum KURIER: „Es klingt unrealistisch, die bisherigen 42 Millionen pro Jahr von Sky durch Selbstvermarktung erreichen zu wollen. Aber da die Angebote von Sky und Canal+ so niedrig ausgefallen sind, ist der Gedanke ’So viel schaffen wir selbst auch noch’ nachvollziehbar.“

"Point of no Return bald erreicht"

Noch ist das Fenster für höhere Angebote der beiden Pay-TV-Sender offen. Sky dürfte maximal 30 Millionen bieten und könnte wie Canal+ damit spekulieren, dass einer Mehrheit der Vereine ein niedriges Angebot lieber wäre als das große Risiko der Selbstverwertung.

Ebenbauer sagt: „Wir können über alles reden. Aber der Point of no Return ist bald erreicht.“

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